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Appell von Kölner Arzt„Wichtig, dass Corona-Symptome ernst genommen werden“

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Symbolbild

  • Die Forscher rund um den Kölner Arzt Christian Karagiannidis haben die Ergebnisse einer umfangreichen Covid-19-Studie veröffentlicht.
  • Für die Analyse wurden die Daten von 10.021 Frauen und Männern mit bestätigter Covid-19-Diagnose ausgewertet.
  • Wir haben mit Karagiannidis über die Ergebnisse der Studie gesprochen.

Köln – Herr Karagiannidis, welche Ergebnisse der Studie (hier lesen Sie mehr) haben Sie überrascht? Dass unglaublich viele beatmete Patienten dialysepflichtig geworden sind. Das waren 27 Prozent, das ist wirklich viel. Die Nieren sind das Organ, das neben der Lunge am zweithäufigsten betroffen war. Ebenfalls auffällig war die hohe Sterblichkeit in dieser Patientengruppe. Sie lag bei 73 Prozent. Man sieht anhand der Daten sehr gut, dass wir in Deutschland alle Patienten, darunter sehr viele Ältere, versorgen konnten. Das hat mich positiv überrascht. Erstaunlich war auch, dass doppelt so viele Männer auf der Intensivstation behandelt werden mussten wie Frauen.

Lässt sich diese unterschiedliche Verteilung nach Geschlechtern erklären?

Das ist noch nicht klar, hier gibt es weiteren Forschungsbedarf. Hormonelle Ursachen könnten hier eine Rolle spielen.

Warum sind die Beatmungszeiten bei Covid-19-Patienten so lang?

Es ist eine unglaublich zähe Erkrankung. Es vergehen Wochen, ehe sie sich in der Lunge auflöst. Das dauert viel länger als bei jeder anderen Lungenkrankheit. Die Lunge braucht bei Covid-19-Patienten im Schnitt doppelt so lange wie bei vergleichbaren Krankheiten.

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Was lässt sich aus der Studie ableiten?

Mit Blick auf die mögliche zweite Welle lautet die wichtige Botschaft: Wir haben jetzt eine gute Datengrundlage. Wir wissen genau, was in Deutschland passiert und wonach wir uns richten können. Wir haben einige neue Therapieformen und ich glaube, wir sind zusammen mit dem DIVI-Intensivregister gut vorbereitet. Eine weitere wichtige Botschaft lautet: Leute, ihr müsst aufpassen, es betrifft auch jüngere Menschen. Es ist wichtig, dass die Patienten Symptome wie hohes Fieber, trockenen Husten und Luftnot ernst nehmen und nicht zu lange warten, ehe sie ärztliche Hilfe suchen. Je später die Patienten ins Krankenhaus kommen, desto höher wird das Risiko, dass die Nieren versagen.

Lassen sich anhand der Daten internationale Vergleiche ziehen?

Ja, nehmen wir zum Beispiel die Situation in der Lombardei. Dort sind die Krankenhäuser mit Patienten überflutet worden. Aus den bislang veröffentlichten 1600 Patientendaten zeigt sich, dass Patienten über 75 Jahre nicht mehr beatmet wurden. Jedenfalls so gut wie nie. In Deutschland war die Mehrzahl der versorgten Patienten exakt aus dieser Altersgruppe. Wir können anhand der Studie sehr genau zeigen, dass wir in Deutschland Patienten nicht aufgrund ihres Alters aufgeben mussten.

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