„Pro Köln“Der Gönner der Ultrarechten

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Anhänger der rechtextremen "Pro Köln"-Bewegung bei einer Demo gegen den Moscheebau in Köln. (Bild: Bause)

Anhänger der rechtextremen "Pro Köln"-Bewegung bei einer Demo gegen den Moscheebau in Köln. (Bild: Bause)

KÖLN/KOPENHAGEN - Es ist nur etwa vier Wochen her, da sprach die rechtsextreme Partei „Pro Köln“ auf ihrer Homepage von einem „finanziellen Vernichtungsschlag“. Das städtische Ordnungsamt forderte 33 775 Euro, weil dessen Mitarbeiter nach der Kommunalwahl im August mehr als 1300 Plakate der ultrarechten Organisation abhängen mussten. Die Pro-Verantwortlichen, die jetzt den Ruin fürchteten, hatten die Werbetafeln einfach hängen lassen. Wenngleich der Streit um den Gebührenbescheid noch andauert, wähnen sich die Rechtsextremen mit ihrer Landespartei „Pro NRW“ und dem bundesweiten Zweig „Pro Deutschland“ unversehens wieder im sicheren finanziellen Fahrwasser. Der deutsch-schwedische Unternehmer Patrik Brinkmann wird als Finanzier und Förderer gefeiert.

Bis 2011 werde er fünf Millionen Euro in die Pro-Bewegung investieren, teilte der 43-jährige Geschäftsmann aus Jönköping dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Zunächst werde er sich im nordrhein-westfälischen Wahlkampf engagieren, bei dem der Partei von Experten bisher keine Chance auf einen Landtagseinzug gegeben wird. Anschließend werde er im Kampf gegen Minarette und angebliche Islamisierung als Kandidat in Berlin antreten, wo seine Mutter im Jahr 1945 geboren wurde.

Brinkmann, von dem sich auch die rechtsextremistischen Parteien NPD und DVU schon einmal bedeutende Finanzspritzen versprachen, diese aber nicht bekamen, machte in seiner Heimat vor allem mit Steuerverfahren und Konkursen Schlagzeilen. Der Unternehmer arbeitete in der Bau- und Immobilienbranche, ging jedoch mehrmals bankrott und hatte Steuerschulden von 12,5 Millionen Kronen (rund 1,2 Mio Euro) angehäuft, als er im März 2008 von einem Stockholmer Gericht für zahlungsunfähig erklärt wurde.

Dies hinderte Brinkmann jedoch nicht an privatem Wohlstand: in Berlin soll er wenig später eine Luxusvilla für mehrere Millionen Euro gekauft haben, die offiziell seiner Frau Swetlana, einer aus Litauen stammenden Frisörin, gehören soll. Auch das Aktienvermögen der Brinkmann-Familie ist auf die Frau und die fünf Kinder im Alter von 3 bis 18 Jahren gestreut. Inzwischen hat er in Schweden keine öffentlichen Schulden mehr.

2006 wurde er wegen Steuerhinterziehung zunächst zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, in einem Berufungsverfahren ein Jahr später jedoch wegen Verjährung freigesprochen. Auch damals wohnte er luxuriös: in einer Villa im mondänen Stockholmer Vorort Saltsjöbaden, die umgerechnet 1,3 Millionen Euro kostete. Brinkmanns Vermögen stammt vor allem von Firmen, die sich auf die Suche nach Edelmetallen spezialisiert haben. Einen Aktienanteil am Unternehmen „International Gold Exploration“ verkaufte er mit mehreren hundert Prozent Gewinn für 23 Millionen Kronen und gründete die Firma Wiking Mineral.

Nachdem er während des Steuerprozesses gezwungen war, seinen Anteil auf unter zehn Prozent zu senken, besitzt er nun wieder 27 Prozent der Aktien mit einem Marktwert von rund 20 Millionen Kronen. Bei einer im Februar geplanten Neuemission garantiert er persönlich für die gesamte Summe von 60 Millionen Kronen.

Seine Stiftung Kontinent Europa mit Sitz in Schweden spielte dort keine Rolle, auch wenn Brinkmann durch antiislamische Statements und Proteste gegen Homosexuelle auffiel. „Er ist zweifellos ein Rechtsextremer, der die multikulturelle Gesellschaft als Bedrohung ansieht“, heißt es bei der schwedischen Zeitschrift Expo, die die rechte Szene durchleuchtet.

In den Führungsgremien der Stiftung saßen prominente Rechtsradikale vor allem aus Deutschland, aber auch aus Frankreich und Großbritannien. Nach einem bitteren Richtungsstreit verließen im vergangenen Jahr zahlreiche Ultrarechte die Gremien der Stiftung, weil sie Brinkmann für „prosemitisch“ und Israel-freundlich halten. Auch dessen Nähe zu Russland missfiel den der NPD nahe stehenden Weggefährten, mit denen er zuvor zusammengearbeitet hatte. Wer nach den Absprüngen außer Brinkmann die Stiftung repräsentiert, ist unklar. Ihre Website ist „unter Rekonstruktion“ und hätte am 1.1.2010 wieder im Netz sein sollen, doch das Datum verstrich ohne Reaktion.

Ob Brinkmann jetzt tatsächlich Geld in die Pro-Bewegung investiert, bleibt abzuwarten. Die Ultrarechten, die in Köln seit Jahren mit der Angst vor einer angeblichen Überfremdung auf Stimmenfang gehen, haben ihn auch so schon zu Propagandazwecken eingesetzt. Mit der Behauptung, man wolle mit dem Geld des Unternehmers den Turm der ehemaligen Lutherkirche im Kölner Stadtteil Mülheim erwerben, um dort ein Zentrum für angebliche „Opfer der Islamisierung“ zu gründen, sollten Schlagzeilen für den Landtagswahlkampf in NRW provoziert werden. Doch die Kirchengemeinde hat ausgeschlossen, an die Rechtsextremen zu verkaufen.

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