Rodenkirchen – „Pänz, Pänz, Pänz“ – so ziemlich jeder Kölner kennt wahrscheinlich das eingängige Lied der Bläck Fööss. Aber das Stück laut vorsingen? Ohne Musik? Das ist nicht einfach. Für den achtjährigen Jan war das aber kein Problem. Als erster trat er beim Casting an und sang den Song, den er sich ausgesucht und zu Hause schon geübt hatte. Die Rheinische Musikschule hatte zum Vorsingen aufgerufen auf der Suche nach neuen Mitgliedern für den Kinder- und Jugendchor „Lucky Kids“.
„Du bist im Recall“
Aufgeregt war Jan, der Zweitklässler aus der Südstadt, und nicht minder seine Mutter, die ihn begleitete. Und so kamen die Töne erst einmal ein wenig zaghaft und gequetscht daher. Aber der Juror und Chorleiter Michael Kokott machte ihm Mut. „Deine Stimme klingt doch so schön“, sagte er. Und dann war sie auch schon vorbei, die Anspannung. Jan strahlte und sang auch gleich ein paar Nuancen lauter. Er traf die Töne gut, die ihm auf dem Klavier vorgespielt wurden. „Du bist im Recall“, also weiter, sagte der Juror in Anlehung an Dieter Bohlen und seine „Deutschland sucht den Superstar“-Show.
„Aber du kannst es dir ja noch mal überlegen“, meinte Michael Kokott, der nicht nur die Lucky Kids, sondern auch den Jugendchor St. Stephan leitet. Für Jan war die Sache völlig klar: „Ich möchte gern mitmachen“, meinte er ganz charmant und absolut überzeugt.
Die Lucky Kids sind schon oft im Fernsehen und Radio aufgetreten und sie und der Jugendchor St. Stephan wurden kürzlich für die Mitwirkung bei der Hitsingle „Geboren um zu leben“ der Gruppe „Unheilig“ mit einer Goldenen Schallplatte ausgezeichnet. Kokott hat die Lucky Kids 1998 an der Rheinischen Musikschule gegründet. Mehr als 100 Kinder und Jugendliche zwischen sieben und 17 Jahren gehören dazu. Zum Vorsingen am Gymnasium Rodenkirchen hatten sich elf Mädchen und zwei Jungs im Alter zwischen acht und 13 Jahren gemeldet. Sie versammelten sich vor dem Klassenzimmer, in dem die „Aufnahmeprüfung“ stattfand. Die einen zappelten und plapperten, andere waren still und konzentriert. Typsache eben. Eine Elfjährige hatte plötzlich ihren Text vergessen, der ihr dann aber zum Glück wieder einfiel.
Zum Einstand ein Konzert auf der Schildergasse
„Siehste“, meinte der Juror. Eine Zwölfjährige kam ziemlich unvorbereitet: „Keine Ahnung, was ich singen soll“, sagte sie und es dauerte, bis sie ein Stück vortrug. Die 13-jährige Marie war so gut, dass sie ihre Treffsicherheit bei den Tonleitern und Akkorden gar nicht mehr beweisen musste. Schüchtern war dagegen der elfjährige Clement, als einer von nur zwei Jungs kam er sich ein wenig verloren vor. Auch ihn lockte Michael Kokott mit Geduld aus der Reserve. Alle Bewerberinnen und Bewerber wurden angenommen und durften einen Anmeldebogen mit nach Hause nehmen. Die Mitjurorinnen und langjährige Lucky Kids-Chorsängerinnen Lena und Alina händigten die Bögen aus.
„Es fällt mir schwer, jemanden, der Interesse am Chor und am Singen zeigt, abzuweisen“, meinte Michael Kokott. Aber es gebe nur ganz selten Kinder, die wirklich nicht singen könnten. „Das war bei den 13 Kandidaten glücklicherweise nicht der Fall“, sagte er. Überwiegend hatten die schon Erfahrung, singen in einem anderen Chor, in einer Band oder haben privaten Gesangsunterricht. Auch er selbst sei in einem Kinderchor groß geworden, sagt der Chorleiter. Er habe bei der Originalaufnahme des Sesamstraßen-Songs „Der, die, das“ mitgewirkt. Den ersten öffentlichen Auftritt haben die frisch gebackenen Chormitglieder am 16. Juli. Dann geben die Lucky Kids um 14 Uhr auf der Köln-Klang-Open-Air-Bühne auf der Schildergasse vor dem Kaufhof ein Konzert.
