AusgehenSardische Atmosphäre in Köln

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Efisio Cogoni (50, links)) und Behzad Binaie(35) bedienen mit der richtigen Portion Geduld. 20 Sitzplätze hat das Al Barretto.

Efisio Cogoni (50, links)) und Behzad Binaie(35) bedienen mit der richtigen Portion Geduld. 20 Sitzplätze hat das Al Barretto.

Sülz – Es scheint die sardische Sonne zu sein, die über dem De-Noël-Platz auftaucht, während Efisio Cogoni im kleinen Café Al Barretto seinen Weihnachtskuchen Panettone an die Gäste verschenkt. Ein Blick in die individuell verzierte, handgeschriebene Karte verrät: Wer außergewöhnliche Teesorten und italienische Spezialitäten mag, ist hier richtig. "Als wir das Café vor sieben Jahren gegründet haben, wollten meine Frau und ich lieber ein kleines Angebot auf der Karte haben und dafür auf Qualität setzen", sagt Cogoni, der aus Sardinien stammt. Daraus hat Lorena Cogoni ein Tee-Angebot für Kenner und Entdecker entworfen, das weit entfernt ist von den geläufigen Ostfriesen- und Rooibos-Aroma-Varianten.

Neben den Röstbroten Bruschette, Crostini und frischem belegten Ciabatte kann man im Al Barretto selbst gebackene Kuchensorten (2,40 Euro) bestellen. Und die sind - wie der Dattel-Aprikosen-Kuchen mit Vollkornmehl - nicht süß oder ganz und gar ungezuckert.

Für die Liebe nach Köln

Außerdem hat Efisio Cogoni ein kleines Repertoire an Spezialitäten aus seiner Heimat zusammengestellt, das sehr neugierig werden lässt und vom sardischen Schafskäse über den fruchtigen Weißwein Vermentino di Sardegna bis hin zum Rosen- und Zitronenlikör reicht.

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Es ist die Liebe, die den 50-Jährigen vor 20 Jahren nach Köln gebracht hat. "Ich habe meine Frau Lorena in Florenz kennen gelernt, während sie dort Kunst studierte. Ich habe damals noch als Natursteinfliesenleger gearbeitet und hab zu ihr gesagt: Wenn du eine Arbeit für mich findest, komme ich nach Köln." Gesagt, getan.

Als ob die Sonne scheint

Trotz der anfänglichen Sprachschwierigkeiten hat sich der Italiener von Anfang an willkommen gefühlt unter den Kölnern. Die Idee, ein Café in Köln zu eröffnen, entstand erst viele Jahre später. "In meiner Zeit als Fliesenleger habe ich im Winter immer in einem Café um die Ecke gejobbt. Dann sah ich durch Zufall, dass ein Lokal am De-Noël-Platz frei wurde, und zwar genau dort, wo der erste italienische Delikatessladen gewesen war. Daraufhin hab' ich zu meiner Frau gesagt: Lass uns ein eigenes Café aufmachen. Sie war dabei."

Für die Wände im Al Barretto hat Cogoni seine handwerkliche Erfahrung mit Naturstein kreativ genutzt. "Es ist eine spezielle Technik, bei der man mit einem großen Pinsel immer wieder Achten zeichnet." So ist ein unregelmäßiges, sanftes Gelb entstanden, das das Café in ein warmes Licht taucht, es ist ein bisschen so, als ob hier immer die Sonne scheint.

Neugierige Offenheit

"Viele Familien und Studenten genießen die Ruhe bei uns, aber auch die Lehrer von der Schule um die Ecke", schildert Cogoni. Gemächlich stellt Mitarbeiter Behzad Binaie das Tablett mit Persischem Apfeltee, Teekännchen und Tasse ab. "Acht Minuten Ziehzeit", deren Ende man leicht verpassen kann, wenn man - von der gemütlichen Hintergrundmusik getragen - in Gedanken versinkt. Oder etwa im Gespräch die neugierige Offenheit der Betreiber und Mitarbeiter entdeckt.

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