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Die Wälder sind voll von Pilzsammlern

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Der Gemeindeförster Dietmar Krumpen (l.)und der Forstbeamte Egbert Reinhard begegnen derzeit vielen Pilzsammlern im Wald.

Der Gemeindeförster Dietmar Krumpen (l.)und der Forstbeamte Egbert Reinhard begegnen derzeit vielen Pilzsammlern im Wald.

Kreis Euskirchen - Der kleine drahtige Italiener aus Köln war gestern Morgen sichtlich stolz auf seine Ausbeute, die er beim Pilzesuchen im Dahlemer Forst gemacht hatte. „Das ist ein Prachtexemplar, ein guter Pilz für Risotto und Pizza“, berichtete der Mann dem Dahlemer Gemeindeförster Dietmar Krumpen, der sich mit dem Forstbeamten Egbert Reinhard vom Forstamt Euskirchen auf dem Parkplatz „Rehbach“ nahe der Dahlemer Binz aufhielt, wo mehrere Pilzsammler ihre Autos abgestellt hatten.

Schon früh am Morgen war der Italiener aus der Domstadt in die Eifel gereist, um Pilze zu suchen. Im Wald unterhalb der Dahlemer Binz hatte er einige schöne, feste Steinpilze gefunden. Im Körbchen hatte er auch Safran- und Leberpilze.

Derzeit bevölkern Massen von Pilzsammlern die Wälder im Kreis Euskirchen, um Steinpilze, Butterpilze, Champignons, Hexenröhrlinge oder Leberpilze zu suchen. Stellenweise finden Sammler sogar Maronenpilze oder Pfifferlinge. Die Pilzsaison in der Eifel beginnt meist Ende August und dauert bis zum ersten Frost. Vielerorts stehen Autos an den Waldwegen und versperren die Zufahrten. Überwiegend tragen diese Fahrzeuge Kennzeichen aus Köln, Düren und dem Erftkreis.

Es gibt etliche Leute, die morgens ganz früh kommen und unerlaubterweise große Mengen Pilze sammeln, um sie anschließend auf dem Großmarkt in Köln zu verkaufen. Für ein Kilo Steinpilze werden gut und gerne um die 25 Euro gezahlt. Förster Krumpen: „Der Steinpilz ist der Mercedes unter allen Sorten.“

Um dem verbotenen gewerbsmäßigen Pilzsammeln Einhalt zu gebieten, zeigen die Forstbeamten derzeit verstärkt Präsenz in den Wäldern. Denn jeder Pilzsammler, so hat es die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Euskirchen festgesetzt, darf nicht mehr als fünf Kilo für den persönlichen Bedarf aus dem Wald schleppen. In Rheinland-Pfalz, so Egbert Reinhard, ist die Menge sogar auf 2,5 Kilo begrenzt.

Dabei bekommen die Förster auch Ausreden wie „Ich habe Familie und sechs Kinder zu Hause“ zu hören. Damit lässt sich ein Überschreiten der Fünf-Kilo-Grenze pro Sammler aber nicht entschuldigen. Wird ein professioneller Sammler mit einer unerlaubten Menge angetroffen, werden die Pilze beschlagnahmt und Anzeige erstattet, so Forstbeamter Egbert Reinhard. Bußgelder bis zu 5000 Euro können verhängt werden.

Gemeindeförster Dietmar Krumpen erinnerte sich an einen extremen Fall vor einigen Jahren im Dahlemer Wald, als Naturschützer einen Sammler mit 80 Kilo Steinpilzen „gestellt“ hatten. Damals seien die Pilze beschlagnahmt und der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen überlassen worden.

Wegen der Sammelleidenschaft der Pilzfreunde komme es immer zu Konfliktsituationen in den Wäldern, berichteten Dietmar Krumpen und Egbert Reinhard übereinstimmend. Die Forstleute bekämen bei der Holzabfuhr Probleme, weil Waldwege zugeparkt seien. Wenn Sammler dann auch noch verbotswidrig durch Dickungen und junge Kulturen stöberten, werde das Wild in seinen Einständen gestört. In der Nähe von Landstraßen komme es deshalb nicht selten auch tagsüber zu Wildunfällen.

Weil Pilze ein wichtiges Element im Ökosystem Wald sind, rät das Forstamt dazu, die Gewächse nicht aus dem Boden herauszureißen, sondern mit einem scharfen Messer über dem Waldboden abzuschneiden. Sammler sollten auch nur die Sorten mitnehmen, die sie wirklich genau kennen. Gemeindeförster Krumpen: „Bei uns wachsen auch giftige Pilze wie Fliegen- und Knollenblätterpilz.“ Letzterer sei besonders giftig; sein Verzehr könne für den Menschen tödlich sein.

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