Last ChristmasLukrative Hits zur Weihnachtszeit

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Die Komposition von Weihnachtsliedern kann ein sehr einträgliches Geschäft sein.

Die Komposition von Weihnachtsliedern kann ein sehr einträgliches Geschäft sein.

Berlin – Mit dem richtigen Lied zur Weihnachtszeit lässt sich eine Menge Geld verdienen. „In den Monaten November und Dezember macht die deutsche Musikindustrie rund ein Viertel ihres Jahresumsatzes“, weiß Andreas Leisdon vom Bundesverband der Musikindustrie. Zuletzt ging es dabei um ein Jahresvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro, wobei allein die CD-Verkäufe 1,1 Milliarden Euro einspielten.

Der Silberling ist also längst nicht tot. In einer von der Unternehmensberatung Ernst & Young ermittelten aktuellen Weihnachtswunschliste der Deutschen rangiert die CD immer noch auf Platz sechs. Lauter die Kassen nie klingeln.

Gute Karten hat natürlich, wer in der Vorweihnachtszeit einen Hit platzieren oder clever mit bereits bekanntem Liedgut nachhelfen kann. Rod Stewart etwa, dessen Autobiografie gerade in die Auslagen der Buchhandlungen kam, lieferte pünktlich zum Fest eine CD mit Weihnachtsklassikern und damit die Scheibe zum Buch. Michael Bublé, kanadischer Jazzer, platzierte schon im vergangenen Jahr mit „Christmas“ einen Album-Erfolg. Seine Plattenfirma legte dieses Jahr nun eine recycelte Version unter dem Namen „New Edition“ nach.

Selbst die zum Genre „Stille Nacht“ eher distanzierten „Toten Hosen“ konnten der Weihnachtsversuchung nicht widerstehen. 1998 brachten sie unter dem Pseudonym „Die Roten Rosen“ das Album „Warten aufs Christkind“ auf den Markt und waren damit durchaus erfolgreich. „Bislang wurden über eine halbe Million Stück des Albums verkauft“, sagt Patrick Orth, Chef des bandeigenen Plattenlabels „Jochens kleine Plattenfirma“. Mittlerweile, so Orth, könne die Band von den CD-Verkäufen ganz gut leben.

Tantiemen bis ins hohe Alter

Die Perfektion beim Hit zum Fest ist erreicht, wenn der einmal geschriebene Song alle Jahre wieder in den Charts nach oben klettert und Tantiemen bis ins hohe Alter sichert. Zu solchen Evergreens gehören etwa Mariah Careys „All I Want For Christmas Is You“, „Wonderful Dream“ von Melanie Thornton, „Driving Home für Christmas“ von Chris Rea, „Merry Christmas“ von Slade und natürlich Wham mit „Last Christmas“.

George Michael, Gründungsmitglied des von 1981 bis 1986 bestehenden Popduos Wham, darf seit „Last Christmas“ als Großverdiener im alljährlichen Weihnachtsgeschäft gelten. Allein hierzulande war der 1984 veröffentlichte Song 102 Wochen in den Single-Charts vertreten. Seit 1997 ist er Jahr für Jahr jeweils im Dezember unter den Top-100 zu finden, und in den seit 1953 geführten ewigen Single-Charts von Media Control, für die sämtliche Downloads und Plattenverkäufe in Deutschland ausgewertet werden, ist der Wham-Hit auf Platz fünf gelistet, während es etwa Abba mit „Dancing Queen“ nur auf Platz 82 schaffte. Damit ist „Last Christmas“ hierzulande der meistverkaufte Weihnachtssong aller Zeiten. Aktuell rangiert der Titel in den britischen Verkaufscharts auf Platz 27 – in Deutschland auf 26.

George Michael verdient an jeder verkauften CD und an jedem Download. Im Schnitt sind es etwa 15 Prozent des Verkaufspreises. Insgesamt hat er bislang rund 100 Millionen Platten verkauft. Als Interpret, Komponist und Texter von „Last Christmas“ hält er sämtliche Rechte an dem Song und kassiert auch jedes Mal, wenn das Lied oder eine der vielen Coverversionen im Radio, im Kaufhaus oder in einer Telefonwarteschleife läuft. Vor allem der Hörfunk ist lukrativ (siehe „Mehr als zehn Euro für jede Ausstrahlung im Radio“). Erfolgreiche Titel machen ihre Urheber schnell zum Millionär.

Irgendwann kann sich George Michael vielleicht sogar mit Bing Crosby messen. Dessen „White Christmas“-Version von 1942 ist mit mehr als 50 Millionen Platten nach Elton Johns „Candle In The Wind“ weltweit die meistverkaufte Single aller Zeiten. Bing Crosbys Erben haben davon aber nichts mehr, da die Rechte des Interpreten 50 Jahre nach Uraufführung des Titels erlöschen.

Dafür können die Nachfahren von „White Christmas“-Komponist Irving Berlin weiter profitieren. Denn die Urheberrechte bestehen bis 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten. Berlin starb erst 1989 im Alter von 101 Jahren in New York – George Michael ist heute gerade mal 49 Jahre alt.

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