Nackt-Protest im Kölner Dom„Indiskutable Aktion“

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Die Femen-Aktivistin im Kölner Dom.

Die Femen-Aktivistin im Kölner Dom.

Köln – Nach der Störung des Weihnachtshochamts im Kölner Dom durch eine "Femen"-Aktivistin hat Weihbischof Dominikus Schwaderlapp von einer "indiskutablen Aktion" gesprochen, um die er aber "kein übergroßes Bohei" machen wolle.  "Man sollte so etwas nicht noch durch übertriebene Öffentlichkeit aufwerten", sagte Schwaderlapp dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Auch der  Generalvikar des Erzbistums Köln, Stefan Heße, wollte den - wie er sagte - "Missbrauch des Gottesdienstes" nicht hochgespielt wissen.

Beide Würdenträger nahmen als Mitglieder des Domkapitels an der von Kardinal Joachim Meisner zelebrierten Festmesse teil. Nach dem Einzug und unmittelbar vor dem Eröffnungsgruß durch Meisner, der am ersten Weihnachtstag auch seinen 80. Geburtstag beging, stürmte die Aktivistin aus den vorderen Bankreihen in den Altarraum und kletterte auf den Vierungsaltar. Sie entblößte ihre Brüste, auf die sie den Satz "Ich bin Gott" geschrieben hatte.  Heße sagte, er sei sich nicht sicher, ob die Gläubigen die Einzelheiten mitbekommen hätten. "Ich selbst war ein bisschen geschockt, wie schnell diese sportliche Übung der besonderen Art vonstatten ging".

Unter den Gläubigen meinte Heße ein Erschrecken gespürt zu haben, "dass jemand es wagt, sich so aufzuführen." Die Frau habe in das Orgelspiel hinein geschrien, sei aber nicht zu verstehen gewesen." Schwaderlapp sagte: "Was immer das Anliegen sein mag, sie macht es sich selbst kaputt. Ein solcher Mangel an Respekt und Anstand disqualifiziert sich selbst."

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Die Frau habe sich den Zeitpunkt für ihre Provokation offenbar gut überlegt. Sie nutzte den Moment nach dem feierlichen Einzug, als der Kardinal auf dem Weg zum Bischofssitz war und Konzelebranten, Domklerus, Messdiener und Gemeinde gerade dabei waren, in ihren Gesangbüchern das erste Lied aufzuschlagen.

Seltener Applaus im Kölner Dom

Generalvikar und Weihbischof hoben die "gelassene" Reaktion des Erzbischofs hervor. Die Domschweizer als Ordnungsdienst seien sehr schnell eingeschritten, hätten die Frau vom Altar geholt und der herbeigerufenen Polizei übergeben. Meisner habe sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern die Gemeinde zur Feier der Geburt Jesu durch Gebet und Gesang eingeladen, auch wenn es zu Vorfällen komme, über die man schon mal den Kopf schütteln könne. Die Gemeinde quittierte seine Worte mit spontanem Beifall. "Das kommt im Dom sehr selten vor", sagte Schwaderlapp. Am Schluss des Hochamts griff Meisner den Vorfall nochmals auf und sagte unter erneutem Applaus, die Frau habe Gottes Segen gewiss besonders nötig.

Noch während der Messe nahmen der Kardinal und Domzeremoniar Tobias Hopmann eine symbolische Reinigung des Altars vor. Dafür sprach Meisner ein Gebet und besprengte den Altar mit Weihwasser. Auch das wurde von der Gemeinde mit Applaus bedacht. Hopmann, der Verantwortliche für die Domliturgie, habe nicht so tun wollen, "als würde der Zwischenfall ignoriert", erläuterte Schwaderlapp. Schließlich habe es sich um eine Art Entweihung des Altars gehandelt, auf dem die Gaben von Brot und Wein niedergelegt und während der Eucharistiefeier in Leib und Blut Christi gewandelt werden. Der Altar wurde zudem vor der Gabenbereitung neu eingedeckt.

Für ihn selbst, so Schwaderlapp weiter, habe der Zwischenfall den Weihnachtsgottesdienst nicht nachhaltig überschattet. Wie es nun weitergehe, sei Sache von Dompropst Norbert Feldhoff als Hausherr der Kathedrale. In der Vergangenheit erstattete Feldhoff nach Störungen und Provokationen im Dom Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Dabei geht es vor allem darum, etwaige Nachahmungstäter abzuschrecken. Strafrechtlich, so Heße, komme "meistens nicht allzu viel heraus. Aber Gott sei Dank sind wir ja auch nicht in Russland", sagte Heße mit Anspielung auf die Anti-Putin-Aktion der Band Pussy Riot in der Moskauer Erlöserkathedrale. Die Bandmitglieder wurden dafür zu Lagerhaft verurteilt und erst vor wenigen Tagen von Präsident Wladimir Putin begnadigt.

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