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200 Mann im Stollen der Grube Aurora

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Vor der Einfahrt: Nikolaus - Phönix in Markelsbach um 1960.

Vor der Einfahrt: Nikolaus - Phönix in Markelsbach um 1960.

Fördertürme und Abraumhalden prägten das Landschaftsbild, und hunderte Familien lebten vom Job unter Tage.

Much - Bergbau im Bergischen - in heutiger Zeit irgendwie unvorstellbar. Aber die Geschichte, die zum Teil bis in römische Zeit, vor allem aber bis ins Mittelalter reicht, endete erst vor 40 Jahren: Im September 1966 wurde die letzte Grube in Much geschlossen - und damit endet der Bergbau insgesamt in der Region. Hatten in den Jahrzehnten zuvor bis zu 200 Bergleute im Bergwerk „Nikolaus-Phönix“ in Markelsbach ihr Auskommen gefunden, so waren es am Ende noch 14 Mann.

Während am Lüderich bei Untereschbach bereits zu römischer Zeit Bergbau betrieben wurde, gibt es für die „Silberkaule“ am Mucher Heckberg Spuren bis ins Mittelalter, wie der Mucher Forscher Günter Benz herausgefunden und in mehreren Beiträgen veröffentlicht hat. In den Mucher Gruben wurden vornehmlich Bleiglanz und Zinkblende als „Gangerze“ abgebaut.

Die erste urkundliche Erwähnung datiert erst von 1745 mit der Nennung des „Bley und Silberbergwerks die schmale Kaule bei Oberdorf“, das oberhalb von Wellerscheid liegt. 1746 wird die Zeche Aachen im Homburger Bröltal erwähnt; der Ort existiert bis heute.

Seine Blütezeit erlebte der Bergbau ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Nicht alle der mehr als 40 Bergrechtsverleihungen wurden zwar umgesetzt, und so waren nur für wenige Jahre zum Beispiel Bergleute in den Gruben „Flora“ bei Ophausen beschäftigt oder in „Philippsfreude“ in Todtenmann, „Louis II“ in Altenhof, „Waltershoffnung“ bei Kranüchel oder „Lux“ bei Hevinghausen.

Herausragende Bedeutung kam dem Gebiet um Markelsbach zu. Die Gruben hießen Antonius, Emanuel und Gertrudensegen; die unterirdischen Gänge zogen sich bis zu 1200 Meter durch den Berg. Bis zu hundert Bergleute waren über 40 Jahre dort beschäftigt. Die Grube wurde 1882 geschlossen, jedoch nach 1930 wieder eröffnet. Im Bergwerk „Nikolaus Phönix“ arbeiteten zu Beginn der 50er Jahre 80 Bergleute.

Bergleute-Treffen

Wenn man aus Richtung Siegburg kommt, findet man bei Küttensiefen heute noch rechts der B 56 in einer Garage der zugemauerte Eingang zu einem Stollen, der unter der B 56 herging. Jenseits der B 56 sind heute noch Reste einer Verladerampe zu finden. Im September 1966 wurde die Grube stillgelegt. Damit endet auch die Geschichte des Bergbaus im damaligen Sieg-Kreis. Heute noch trifft sich ein kleines Grüppchen Bergleute an jedem 4. Dezember, dem Namenstag der heiligen Barbara, ihrer Schutzpatronin.

Wellerscheid ist immer wieder Ziel von Exkursionen, da der Stolleneingang der Grube „Aurora“ noch zu sehen ist. Gleich oberhalb wurde eine Lore aufgebaut, das Obersteigerhaus existiert noch. Der Bergbau in Wellerscheid / Oberdorf wird 1745 erstmalig genannt; eine wechselvolle Geschichte ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Trotz Pleiten und Schließungen boomte das Geschäft zum Ende des 19. Jahrhunderts unter englischem Management; in Spitzenzeiten fanden mehr als 200 Männer in den bis zu 1000 Meter langen unterirdischen Strecken und Stollen eine Beschäftigung. Das Unternehmen wurde zum größten Arbeitgeber und Steuerzahler der Gemeinde Much.

Die Schließung kam 1913 und war ein harter Schlag für Bergleute und Kommune. Auch an anderen Orten wie Fischermühle und die Grube Silberkaule am Heckberg wurde der Bergbau eingestellt. Danach wurde nur die Grube noch ein Mal wiederbelebt. Die zurzeit explodierenden Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt lassen in diesem Zusammenhang reizvolle Vorstellungen zu: Denn am Lüderich, in Markelsbach und am Heckberg schlummern noch große Reserven an Blei- und Zinkerzen unter der Erde.

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