Metzgerei in MülheimPferdefleisch von der Schäl Sick

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Pferdemetzger Bernhard Horst in seinem Kölner Laden

Pferdemetzger Bernhard Horst in seinem Kölner Laden

Köln – Wenn man Gertrud Horst nach den Vorzügen von Pferdefleisch befragt, langt sie hinter der alten Metzgertheke zu einem Schild und hält es dem Kunden lächelnd vors Gesicht. „Pferdefleisch ist wohlschmeckend und gesund, enthält reichlich Vitamin A und C und Calzium.“ Außerdem sei es weniger fett als Rind und Schwein, sei deshalb kalorienärmer und habe weniger Cholesterin. Seit Anfang der 1980er Jahre steht Gertrud Horst an der Seite ihres Mannes Bernhard in Kölns letzter Pferdemetzgerei im rechtsrheinischen Stadtteil Mülheim.

Früher habe man es selten erlebt, dass keine Schlange vor der Theke war. Heute muss man schon mal warten, bis sich die Ladentür öffnet. „Aber dafür haben wir Kunden, die sogar aus dem Westerwald oder aus der Eifel kommen. „Wir essen natürlich auch Pferd, immer schon“, versichern die Eheleute, die seit 58 Jahren verheiratet sind und den bereits vor dem Zweiten Weltkrieg vom Kölner Pferdemetzger Weber gegründeten Betrieb vor 33 Jahren übernommen haben. Inzwischen längst in Rente, führen die beiden das Geschäft heute eigentlich mehr als Hobby. „Wir produzieren ja auch nicht mehr“, sagt der 80-Jährige, dem seine Bottroper Herkunft noch immer anzuhören ist.

„Wie jot, dat et üch no jitt“

Eine Kundin betritt das Geschäft, während draußen das Taxi wartet. „Wie jot, dat et üch no jitt“, sagt die Frau, bevor sie ihre Bestellung aufgibt: ein Kilo Pferdefilet, Mettwürstchen, Salami, Leberwurst, Rauchfleisch und schließlich mehrere Dosen Pferdegulasch sowie Sauerbraten, den Bernhard Horst seit ehedem nach Rezept des Firmengründers Weber herstellt. „Allerdings nicht mit Rosinen und Pumpernickel, sondern die klassische rheinische Variante. Unsere alten Kunden machen den Sauerbraten noch selber. Aber die Jungen, die können das ja alle nicht mehr“, meint die Metzgersfrau, während sie Salami abwiegt. „Aber die Konserven schmecken auch jungen Leuten.“

Eine weitere Kundengruppe sorgt dafür, dass sich die Horsts noch nicht in den Ruhestand verabschieden können: Hundehalter. „Seitdem das mit den Allergien bei Tieren immer schlimmer wird, verkaufen wir Pferdefleisch auch als Hundefutter“, berichtet Gertrud Horst. „Die Tiere jucken sich plötzlich nicht mehr und erholen sich wieder.“ Manche Kunden kämen sogar auf Empfehlung vom Tierarzt, ergänzt der Metzger.

Er glaubt, das ganze Theater wegen des Pferdefleisches sei im Grunde „nur wegen der Türken entstanden, weil die kein Fleisch von Nutztieren und somit auch nicht von Pferden essen dürfen.“ Dabei sei es wegen seiner Eigenwürze viel leckerer als anderes Fleisch. „Aber erzählen sie das mal einem 14- oder 15-jährigen Mädchen, das reitet. „Da können Sie was erleben!“ Bernhard Horsts Enkelkinder sind da anders. „Die essen nur das Fleisch, das der Papa zubereitet.“ Der Schwiegersohn sei Pferdemetzger in Leverkusen, sein Sohn in Münster. Und Tochter Christiane Bürger verkauft jeden Donnerstag und Samstag Pferdefleisch auf dem Wochenmarkt am Wiener Platz.

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