Alpintag in LeverkusenDas Gipfeltreffen der Alpin-Abenteurer

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Die Mutzbacher Alphornbläser fanden mit ihren alpinen Klängen viele Zuhörer. Weit hatten es die Musiker nicht – sie kommen aus Odenthal.

Die Mutzbacher Alphornbläser fanden mit ihren alpinen Klängen viele Zuhörer. Weit hatten es die Musiker nicht – sie kommen aus Odenthal.

Leverkusen – Die Schlagworte des Tages waren ebenso austauschbar wie vielseitig und mitunter kurios: „Das Zwiebelprinzip“, „Atemnot und Höhenrausch“, „15 Minuten Zeit zum Überleben“, „Rock’n’ Road America“, „Klettersteige – Einklicken bitte!“, „Ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Tragödie“.

Kurzum: Alles war dabei. Und: Alle waren gekommen. Um sich nämlich durch das Forum zu wühlen, in dem ansonsten ja gerne Theater, Klassik, Jazz oder Karneval beigewohnt, gehört oder gefeiert wird, in dem an diesem Tag allerdings Kostüme und klassische Abendgarderobe abgelöst wurden von: Multifunktionsjacken, Wanderstiefeln, quietschbunten Turnschuhen, Fleece-Pullis, Dirndln, Lederhosen. Der achte Kölner Alpintag, der in diesem Jahr im Forum gastierte, war ein Treffen der Massen, der Experten und der Uniformierten.

Während am einen Ende des Gebäudes Touren durch Südtirol angeboten wurden, konnten sich die ganz mutigen unter den Besuchern am Stand gegenüber über die Besteigung des K2 informieren. Im Agamsaal wurden Filme von Abenteurern zwischen Fels, Eis und dünner Luft gezeigt. Im Vortagssaal sprachen diejenigen, die es schon mal ganz nach oben geschafft haben in ihrem Leben, darüber, wie sie das geschafft haben. Und während sich Dutzende von Gästen dieser Veranstaltung zwischen Berg-Messe und Gipfel-Sause durch Lagen von gebrauchten Bergsteiger-Accessoires – Helme, Pullover, Skistöcke, Schuhe – wühlten, waren andere bereits auf dem Weg in die Wand. Zumindest in die Kletterwand, die in der Mitte des Terrassensaals aufgebaut worden war.

Höhenluft im Bergischen

Dort kraxelten Inigo (7) und Frida (8) Rivera an Seilen gesichert mit Begeisterung hinauf, während ihr Vater Sebastian – der ihnen die Lust auf dieses Hobby vermittelt hatte – genau zusah, wie die beiden sich anstellten. „Wir gehen einmal die Woche gemeinsam in die Kletterhalle und verbringen unseren Urlaub sehr gerne in den Bergen“, sagte er. Und ein Alpintag wie dieser – organisiert vom Kölner Alpenverein – sei doch die ideale Gelegenheit, sich sowohl in Sachen Hobby als auch Urlaub weiterzubilden und genauer zu informieren.

Informieren war direkt nebenan auch die Aufgabe von Maren Pussek und Annika Kolken: Sie stellten die Wege im „Bergischen Wanderland“ vor. 258 Kilometer insgesamt. Von Essen bis Bad Honnef. Von Köln bis Drolshagen. In Etappen. Am Stück. Für Einzelwanderer. Für Familien. Der Tenor: Wer die Wanderwege hierzulande kennt, der braucht Nepal nicht mehr. Der hat hier alles, was er braucht, um Höhenluft zu schnuppern – und zwar ohne Unmengen von Geld dafür bezahlen zu müssen. Und wo sich die Cracks und Experten, Bergfans und Gipfelsüchtigen treffen, da dürfen natürlich auch ein paar ausgefallene Verrückt- und Besonderheiten nicht fehlen: An einem Stand wurde leichte, getrocknete Nahrung für den Expeditionsteilnehmer im Gebirge angepriesen: Wasser in den Beutel, umrühren – und fertig sind das Boeuf Stroganoff, die Farfalle mit Gorgonzola oder der Schweinebraten in Pfeffersauce. Woanders gab es Kunstdrucke von Satellitenbildern zu erwerben, die den Blick auf Anden oder Alpen zum Genuss zwischen Kunst und Routenplanung machen.

Und dann waren da diese Vier aus Odenthal: die Mutzbacher Alphornbläser. Durch das Gewühl der Besucher hindurch trugen sie ihre bis zu vier Meter langen Alphörner ins Foyer des Forums – und fingen an, die ewige Melodie der Berge nach Leverkusen zu bringen. „Wer einmal ein Faible für das Gebirge entwickelt hat“, sagte Alphornexperte Werner Hagen, „der hört auch die Musik.“ Und der landet irgendwann nicht nur auf dem Gipfel, sondern im Musikgeschäft, um sich ein Alphorn zu kaufen. Der Berg, er ruft eben immerfort.

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