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Umsiedlung von ManheimEin Turm für die alten Glocken

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Das Modell des Architektenteams Waldmann/Jungblut/Hermanns lässt erahnen, wie das kirchliche Zentrum mit Gemeindehaus, Pfarrgarten, Kapelle und Glockenturm in Manheim-neu einmal aussehen soll.

Das Modell des Architektenteams Waldmann/Jungblut/Hermanns lässt erahnen, wie das kirchliche Zentrum mit Gemeindehaus, Pfarrgarten, Kapelle und Glockenturm in Manheim-neu einmal aussehen soll.

Kerpen-Manheim – Die vier mächtigen Glocken sollen ebenso mit umsiedeln wie einige der hölzernen Kirchenbänke und kunstvoll gestalteten Fenstermosaike. Auch der schöne Lindenbaum, den man vor 14 Jahren anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Pfarrkirche St. Albanus und Leonhardus feierlich gepflanzt hat, wird im neuen Manheim einen Ehrenplatz im Pfarrgarten bekommen. Vielleicht lässt man sogar zerkleinerte Backsteine aus dem alten Gotteshaus in den Beton der neuen Kapelle ein. Mit dem Rückgriff auf solche Erinnerungsstücke werde ein Wiederkennungswert geschaffen, Identität gestiftet und Heimatgefühl vermittelt, erklären die Architekten.

Kölner Architekten

Ob derlei gestalterische Kniffe bei den Menschen die beabsichtige Wirkung erzielen werden, bleibt abzuwarten. Immerhin können sich die Manheimer Umsiedler seit dem Wochenende schon einmal ein grobes Bild davon machen, wie das kirchliche Zentrum in ihrem neuen Dorf aussehen soll. Denn am Samstag präsentierten die Verantwortlichen des für Manheim zuständigen katholischen Seelsorgebezirks Kerpen Süd-West das Ergebnis des Architektenwettbewerbs für das neue Gemeindezentrum und schufen eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die weitere Planung vorangetrieben werden kann.

Zehn Büros hatten Entwürfe eingereicht. Das elfköpfige Preisgericht aus Architektur-Experten sowie Vertretern der kirchlichen Gremien, der Manheimer Bürgerschaft und der Stadtverwaltung entschied sich nach intensiver Beratung letztendlich einstimmig für das Modell der Kölner Architektenteams Dirk Waldmann und Berthold Jungblut sowie des Niederkrüchtener Landschaftsplaners Andreas Hermanns. Mitten im Herzen von Manheim-neu und in direkter Nachbarschaft zum geplanten Marktplatz soll demnach auf einer Gesamtfläche von gut 1000 Quadratmetern ein kleines, aber feines kirchliches Zentrum entstehen. Hauptbestandteile sind zwei im Grundriss trapezförmige Baukörper. Zum einen ist das eine von Licht durchflutete Kapelle mit etwa 40 Sitzplätzen und 150 Quadratmetern Nutzfläche. Andachten, Taufen und auch kleinere Gottesdienste können dort gefeiert werden.

Alles zum Thema RWE

Für die Sonntagsmessen werden die Manheimer nach der bereits vollzogenen Fusion ihrer Pfarrgemeinde mit St. Quirinius aber ins Kerpener Stadtzentrum fahren müssen. Als weithin sichtbares Wahrzeichen an die Kapelle angegliedert wird ein 25 Meter hoher Turm für die alten Glocken von St. Albanus und Leonhardus. Gleich nebenan soll auf etwa 240 Quadratmetern ein Gemeindehaus mit einem großem Versammlungsraum, Küche, Büros und mehreren kleinen Nebenräumen entstehen. Viel Zustimmung fand beim Preisgericht auch die Idee, neben den Gebäuden einen etwa 400 Quadratmeter großen, als Oase der Ruhe und der Begegnung gedachten Pfarrgarten anzulegen. Hier soll auch die Kirchenlinde als Alt-Manheim ihren Platz finden.

Pfarrer Ludger Möers, Ortsvorsteherin Loni Lambertz, Bürgermeisterin Marlies Sieburg und Viktoria Hoehl vom Baudezernat des Generalvikariats in Köln waren voll des Lobes für den nach übereinstimmender Meinung städtebaulich und architektonisch sehr ansprechenden Entwurf. Wie genau und vor allem wann er realisiert wird, ist allerdings noch offen. Pfarrer Möers sprach vorsichtig von einer Fertigstellung in spätestens fünf Jahren, während die Bürgermeisterin auf einen früheren Termin hofft, zumal Manheim-neu recht zügig wächst. Bis zum Jahresende werden nach Sieburgs Einschätzung bereits etwa 200 Häuser fertig sein.

Verhandlungen mit RWE

Das Generalvikariat rechnet für seinen ersten sakralen Neubau seit 15 Jahren mit Grundkosten in Höhe von rund 1,65 Millionen Euro. Die Inneneinrichtung und einige weitere Nebenposten sind da allerdings noch nicht eingerechnet. Finanziert werden soll das Gemeindezentrum mit der Entschädigung, die RWE für die alten Manheimer Kirchengebäude zahlt. In einem ersten vom Energiekonzern erstellten Wertgutachten taucht unterm Strich allerdings nicht die Summe auf, die sich die Kirchenverwaltung erhofft hat. „Da muss wohl noch kräftig verhandelt werden“, glaubt Viktoria Hoehl, „aber das kennt man ja, wenn man sich als Umsiedler mit RWE über die Entschädigung einigen muss.“

Das Siegermodell und die anderen Entwürfe kann man sich bis zum 7. Mai nach Vereinbarung im Manheimer Pfarrheim, Blatzheimer Straße 1a, und anschließend bis Anfang Juni im Rathaus ansehen.

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