Werft in ErftstadtZweimaster wird wieder seetauglich

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Erftstadt-Liblar – Die Erleichterung war Willi Brune (50) anzusehen. Wie in Zeitlupe rollte die 24 Meter lange, 5,50 Meter breite, 5,70 Meter hohe und 55 Tonnen schwere Luxusjacht Jongert 20 DS, Baujahr 1986, sicher in die Arbeitshalle in Erftstadt-Liblar. Dort wird der Zweimaster nun komplett restauriert und wieder seetüchtig gemacht. „Wir erneuern an diesem Schiff alles, angefangen vom Außen- und Innenausbau, der Elektronik bis hin zum Motor“, erklärt der Erftstädter Bootsbaumeister.

Brune rechnet mit einer Arbeitszeit von gut einem Jahr. „Wenn wir mit der Jacht fertig sind, ist sie nahezu wie neu.“ Viele Jachten hat der Schreiner- und Bootsbaumeister in den vergangenen 23 Jahren, seit er seinen Betrieb von Köln nach Erftstadt verlegt hat, bereits gebaut und saniert. Doch ein so großes Schiff war bisher noch nicht dabei.

„Diese Länge ist aber auch das Äußerste, was hier machbar ist“, sagt Brune. Ganz bewusst hat er sich im Erftstädter Gewerbegebiet niedergelassen. „Wichtig für den Standort ist die gute Autobahnanbindung.“ In den ersten Jahren seien die Schiffe auch nie länger als 15 Meter gewesen. „Das war damals sogar das Größte, was wir uns hier vorstellen konnten“, erinnert sich Brune.

Im Laufe der Jahre sei dann aber nicht nur sein Unternehmen gewachsen, auch die Schiffe seien immer größer geworden. Inzwischen umfasst sein Betriebsgelände mehr als 4000 Quadratmeter. Allein die beiden Hallen sind jeweils rund zehn Meter hoch und haben zusammen eine Fläche von rund 1600 Quadratmeter.

Luxusjachten aus der ganzen Welt gehen darin „vor Anker“. So wie auch die Jongert 20 DS. Ihr Heimathafen ist in Australien. Mit dem Ziel Rotterdam ist sie dort vor drei Jahren auf einem Zwiebelfrachter Richtung Europa in See gestochen. Auf eigenem Kiel habe das Schiff es dann noch von Rotterdam nach Stade geschafft, musste allerdings wegen eines Maschinenschadens von Stade nach Cuxhaven geschleppt werden. „Dort haben wir die Jacht vor sechs Monaten übernommen“, berichtet Brune.

Zunächst galt es, den Motor des Schiffes wieder fahrtüchtig zu machen, dann ging es über die Nordsee nach Bremerhaven und weiter über Weser und Dortmund-Ems-Kanal zum Rhein und schließlich stromaufwärts bis Godorf. Die letzte Etappe übernahm der holländische Spediteur Van de Wetering BV.

Auf einem Tieflader reiste das Schiff nachts mit Polizeieskorte von Godorf durch Wesseling, Bornheim gegen die Fahrtrichtung über die A553 bis Brühl-Süd, dann über die Euskirchener Straße auf die Römerstraße und von dort nach Erftstadt. Es war nicht das einzige Schiff, dass binnen weniger Tage auf dem Tieflader im Rhein-Erft-Kreis unterwegs war. Anfang Februar verließ die „Blue Pearl“, eine rund 15 Meter lange und 25 Tonnen schwere Segeljacht die Werkshalle in Erftstadt.

Die Eigentümer haben den Zweimaster bei Brune komplett sanieren lassen. Mit dem Schiff wollen sie in ein paar Jahren um die ganze Welt segeln.

Auch der Besitzer der etwa 20 Meter langen Luxusjacht, die zurzeit in der zweiten Werkshalle bei Brune gebaut wird, freut sich schon auf die Jungfernfahrt. Doch bisher ist nur die hohle Aluschale zu sehen. „Der gesamte Innen- und Aufbau, die Technik und der Motor werden hier bei uns in Erftstadt angefertigt“, erklärt Brune. Die Luxusjacht soll zwei große Schlafkabinen aus Kirschbaumholz mit jeweils einem eigenen Badezimmer und WC, einen Salon im Unterdeck und einen über Deck, zudem eine große Küche und einen offenen Kamin bekommen. „Es handelt sich um ein Segelschiff, das wir nach historischem Vorbild der klassischen Jachten der 1930er-Jahre nachbauen werden“, erklärt Brune. Wenn sie fertig ist, schätzt er ihren Wert auf rund zwei Millionen Euro.

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