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Köln im NetzDer Mann hinter dem Twitter-Dom

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DONG DONG DONG! Jede Stunde lässt der Kölner Dom beim Kurznachrichtendienst Twitter die Glocken läuten. Im ersten Teil der neuen Serie „Köln im Netz“ stellt ksta.de den Mann hinter dem Dom-Account vor.

DONG DONG DONG! Jede Stunde lässt der Kölner Dom beim Kurznachrichtendienst Twitter die Glocken läuten. Im ersten Teil der neuen Serie „Köln im Netz“ stellt ksta.de den Mann hinter dem Dom-Account vor.

Köln – DONG DONG DONG! Während er in Wahrheit nur acht- oder neunmal am Tag zu den Gottesdiensten läutet, schlägt der Kölner Dom im Netz jede Stunde. Beim Kurznachrichtendienst Twitter verkündet er als @koelner_dom mit ein bis zwölf schriftlichen DONGs die Uhrzeit. Immer pünktlich, an 365 Tagen im Jahr.

Nein, da sitzt nicht etwa jemand vom Erzbistum nur vor dem Computer und klickt zur richtigen Zeit auf den Twittern-Knopf. Ein App lässt den Dom automatisch läuten. Programmiert hat sie: ein Westfale.

Der Münsteraner Informatik-Student Mirko Westermeier ist online der Küster, der die Glocken klingen lässt. Vor zweieinhalb Jahren hat er die App zum automatischen Kirchengeläute auf Twitter programmiert. „Eine Fingerübung“, wie der 31-Jährige sagt.

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Westermeier kommt nicht aus Köln, er hat nie hier gelebt – wie kommt man da auf die Idee das Kölner Wahrzeichen ins Internet zu bringen?

Zahlreiche Kölnerinnen und Kölner bringen die Stadt, das Flair der Veedel und die kölsche Lebensart ins Netz. In unserer Serie stellen wir in loser Folge die Menschen hinter bekannten und weniger bekannten Kölner Blogs, YouTube-Kanälen, Twitter-, Facebook- oder Instagram-Accounts vor.

Haben Sie einen Vorschlag, wer unbedingt darin auftauchen sollte? Dann schreiben Sie uns eine Mail an community@ksta.de oder kontaktieren Sie uns über Twitter oder Facebook.

„Angefangen hat alles mit dem Big Ben“, erklärt uns Westermeier. Als @big_ben_clock läutet das britische Wahrzeichen schon wesentlich länger im Netz. „Aber eben in der falschen Zeitzone.“ Der Informatikstudent wollte so etwas für die Mitteleuropäische Zeit - und als Münsteraner musste es natürlich eine Kirche sein, die läutet. „Diese Regelmäßigkeit meines kleinen Dorflebens wollte ich einfach auch online haben.“

So ließ Westermeier erst die Münsteraner @lambertikirche und den @paulusdom auf Twitter dongen. „Dann habe ich nach einer großen nationalen Kirche gesucht und mich für den Kölner Dom entschieden.“ Aktuell ist der mit mehr als 2500 Followern Westermeiers mit Abstand erfolgreichste Kirche im Netz.

Vielleicht, weil der Dom eben doch nicht nur jede Stunde DONG macht. Nachrichten wie „Schön dich wieder zu sehen“ oder „Bin gerade an Dir vorbeigelaufen“ schreiben andere Twitternutzer dem Online-Dom – und Westermeier antwortet. „Ich versuche mich in den Dom hineinzuversetzen und schreibe erhaben und freundlich zurück“, sagt der 31-Jährige grinsend. An Karneval ersetzt er das stündliche DONG durch ALAAF.

Offiziell beim Erzbistum nachgefragt und sich eine Genehmigung für den Twitteraccount eingeholt hat Westermeier nicht. „Es kamen aber auch noch keine Beschwerden“, sagt er. „Ich benehme mich ja.“

Dem echten Dom hat der Student übrigens schon öfter einen Besuch abgestattet. Zuletzt konnte er ihn nach einem Ausflug zum Drachenfels während der Zugfahrt nach Hause bestaunen. „Da kamen schon Muttergefühle hoch“, lacht er. Eine gewisse Verbundenheit sei durch den Twitter-Account und die Kölner, die sich online so sehr an ihm erfreuen, ja doch irgendwie entstanden. Was Westermeier bislang allerdings ausgelassen hat ist die Besteigung des Südturms. „Ein guter Grund bald mal wieder vorbeizuschauen.“

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