Kölner ZentralmoscheeEx-Bundespräsident Wulff diskutiert in Köln über Integration

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Wulff diskutierte in Köln mit  90 christlichen und muslimischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

  • Christian Wulff diskutierte in Köln mit 90 christlichen und muslimischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
  • Der Ex-Bundespräsident warnte eindringlich vor der aktuellen Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung.

Köln – Der Empfang für den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff in der Kölner DITIB-Zentralmoschee an der Venloer Straße war warmherzig: „Wir begrüßen Sie als Freund der Muslime“, rief der Generalsekretär des DITIB-Vorstandes, Bekir Alboga, Wulff zur Begrüßung zu.

Schließlich war es der Ex- Bundespräsident, der 2010 in seiner Rede anlässlich des 20. Jahrestages der Deutschen Einheit mit dem Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ aufhorchen ließ. Und Wulff gab die Blumen auch gleich zurück, indem er kund tat, dass er für seinen ersten Besuch in der Kölner Zentralmoschee gerne das so wichtige Bundesligaspiel seiner Hannoveraner gegen den 1. FC Köln sausen gelassen habe.

Wulff war nach Köln gekommen, um auf eine gemeinsame Einladung der DITIB und der Eugen-Biser-Stiftung mit  90 christlichen und muslimischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Rahmen des christlich-islamischen Dialogs zu diskutieren.

Warnung vor gesellschaftlicher Spaltung

Ein entspannt auftretender Wulff warnte eindringlich vor der aktuellen Gefahr der gesellschaftlichen Spaltung. Angesichts von Flüchtlingskrise und Terror sei die Unsicherheit in der Bevölkerung so groß wie selten zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. „Um so dringlicher ist es, über unser Zusammenleben zu sprechen“, mahnte Wulff. Zentral seien erstens die von Verfassung und Grundgesetz vorgegebenen Regeln, auf die sich alle verpflichten müssten. Und zweitens das Einfühlungsvermögen des einzelnen, sich in andere hineinzuversetzen und sich für den anderen zu interessieren.

Es sei höchst gefährlich, wenn Muslime allgemein verantwortlich gemacht würden für die Probleme einiger weniger und sie gleichzeitig nicht das Gefühl hätten, hier wirklich akzeptiert, gleichberechtigt behandelt und gefördert zu sein. Wulff forderte die Menschen in Deutschland auf, den „schwierigen Weg der Mitte zu gehen – zwischen Abschottung und Rückzug in die Vergangenheit einerseits und falsch verstandenem Gutmenschentum und Naivität andererseits“.

Wulff nimmt in Deutschland lebende Muslime in die Pflicht

Wulff nahm aber auch die in Deutschland lebenden Muslime in die Pflicht. Angesichts von Tätern, die sich auf den Koran beriefen und des Fundamentalismus des so genannten Islamischen Staates müsse der Islam „das Thema aller werden“. Dabei konkretisierte der Kölner Muslim Hamed Hakin das, was Wulff damit gemeint hatte: „Ich sehe bei uns Muslimen zu wenig selbstkritischen Diskurs“, beklagte der Student der Sozialarbeit. Die Rolle der Frau im Islam oder Antisemitismus im Islam – das seien wichtige Themen, die die Muslime nicht der AfD überlassen sollten. „Wir können nicht immer nur sagen, der Prophet Mohammed hat das und jenes gesagt. Er hat uns eine Botschaft hinterlassen und wir sind herausgefordert, was wir daraus heute machen“, rief er aus dem Publikum. „Genau um diese Fragen kommen Sie nicht herum“, pflichtete Wulff dem jungen Mann bei.  „Diesen Weg in die Moderne müssen Sie als Muslime – gerade die junge Generation - beschreiten und aufhören schönzureden.“ So wie auch das Christentum diesen Weg in einem langen und für Europa blutigen Weg habe beschreiten müssen.

Genau in diese Richtung geht der Wunsch vieler christlicher Jugendlicher, den Johannes Trischler vom Bund der Katholischen Jugend (BDKJ)stellvertretend an die Muslime richtete: Die jungen Muslime sollten sich doch auch bei gesellschaftlichen Themen außerhalb des Religiösen wie etwa Umweltschutz oder der Debatte über Frauen und Gleichberechtigung mehr einklinken, forderte er. Genau das wollten auch viele muslimische Jugendliche, entgegnete Taner Beklen vom DITIB-Bundesjugendvorstand. In mittlerweile sechs Bundesländern sei der DITIB-Jugendverband im Landesjugendring – dem Dachverband aller Jugendverbände – vertreten. Hier müsse man weiter vorangehen und auch in anderen Bundesländern diese Möglichkeit schaffen, wünschte er sich. 

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