TierhasserGiftköder-Gerüchte beunruhigen Hundebesitzer im Kölner Süden auf

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Warnung eines Hundebesitzers an andere Tierfreunde.

Warnung eines Hundebesitzers an andere Tierfreunde.

  • In sozialen Netzwerken ist von Giftködern im Forstbotanischen Garten, im Weißer Rheinbogen und im Marienburger Südpark die Rede.
  • Laut Polizei ist die Hysterie im Internet deutlich größer als die tatsächliche Zahl von Vergiftungen.
  • Die Kölner Tierärzte zeichnen ein uneinheitliches Bild, was die Vergiftungsfälle angeht.

Rodenkirchen – Hundebesitzer vor allem im Kölner Süden sind in Sorge um ihre Tiere. In sozialen Netzwerken ist von Giftködern im Forstbotanischen Garten, im Weißer Rheinbogen und im Marienburger Südpark die Rede.

Vergiftete Fleischköder sollen dort ausgelegt worden sein. Im Weißer Rheinbogen hing kürzlich an einem Baum ein Zettel mit der Aufschrift „Giftköder-Alarm“ und „Achtung Hundebesitzer“.

Auch die Meldung, wonach gefälschte und womöglich vergiftete Produkte unter dem Label des Tiernahrungs-Produzenten Fressnapf in Briefkästen gelandet sein sollen, sorgte jüngst für Aufregung im Netz. Nach Angaben der Firma beschränken sich die gemeldeten Fälschungen auf den Hamburger Raum, auch die Verdachtsfälle im Kölner Süden konnten bisher nicht bestätigt werden.

Radar im Internet

Hundefreunde haben im Internet einen Giftköder-Radar installiert. Hundebesitzer können Vergiftungen melden, deren Ort dann auf einer Karte verzeichnet wird – auch für Köln gibt es dort bereits Warnungen. Ob alle Meldungen wahr sind, lässt sich aber kaum überprüfen. (sbs)

Das sagt die Kölner Polizei

Laut Polizei ist die Hysterie im Internet, wo immer wieder auch vor tödlichem Frostschutzmittel in Pfützen gewarnt wird, deutlich größer als die tatsächliche Zahl von Vergiftungen. Die Zahl der Anzeigen bewege sich jährlich im unteren einstelligen Bereich, so Christoph Gilles, Sprecher der Kölner Polizei.

Was allerdings auch an der mangelnden Bereitschaft der Hundehalter liegen könnte, Giftköder anzuzeigen: „Manche Hundehalter unterhalten sich lieber darüber, anstatt uns zu informieren.“

Hundehalter Gilles rät, unbedingt Anzeige zu erstatten und Verdächtiges in jedem Fall der Polizei zu melden. Zwar entpuppe sich so manches verdächtiges Leckerchen als harmlose Pommesschale neben der Parkbank. Ab und zu handele es sich jedoch tatsächlich um einen gefährlichen Köder.

Wie etwa das mit Scherben gespickte Stück Fleisch, das im Februar am Merheimer Platz in Nippes gefunden wurde. Zum Täter gibt es bis heute keine Hinweise.

Das sagen Kölner Tierärzte

Die Kölner Tierärzte zeichnen ein uneinheitliches Bild, was die Vergiftungsfälle angeht. Ralf Unna, der in der Kleintierpraxis Dr. Holland und Dr. Unna in Bayenthal praktiziert, hat zunehmend mit vergifteten Tieren zu tun: „Wir sehen das mehrmals im Monat“, sagt der 48-Jährige. Oft kann er Hunde durch Erbrechen vom Gift befreien, manchmal – im Falle von scharfkantigen Metallgegenständen etwa – sei eine Operation nötig.

In der Sülzer Praxis von Stefan Augustiniok und in der Braunsfelder Tierklinik hingegen wurden in diesem Jahr noch keine vergifteten Tiere eingeliefert. Generell gebe es vielleicht zwei bis drei Vergiftungsfälle pro Jahr, heißt es in Sülz.

Wer einen Giftköder auslegt, der dann tatsächlich von einem Tier gefressen wird, macht sich strafbar. „Es handelt sich um einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und Sachbeschädigung“, sagt Polizeisprecher Gilles. In den vergangenen Jahren sei es aber in keinem Fall gelungen, einen Täter dingfest zu machen. Für Tierarzt Unna genügt eine Strafe nicht. Er geht davon aus, dass auch eine Therapie nötig ist: „Das sind kranke Menschen, die letztlich Hilfe brauchen.“

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