Statistik für NRWRettungskräfte begegnen immer häufiger blanken Aggressionen

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Symbolbild.

  • Eine aktuelle Statistik belegt die steigende Gewalt gegen Rettungskräfte.

Köln – Er wollte gerade ein Gerät aus seinem Notfallkoffer holen, um die am Boden liegende Frau zu reanimieren, als ihn ein Faustschlag am Kopf traf. Der Rettungssanitäter strauchelte, fiel hin und war für kurze Zeit ohnmächtig. Der Notarzt, der in diesem Moment die Tür reinkam, verständigte sofort die Polizei. Ein Angehöriger der Frau hatte zugeschlagen, andere Familienmitglieder hatten die Retter zuvor immer wieder angepöbelt.

„Meine Kollegen wollten doch nur in Ruhe um das Leben der Bewusstlosen kämpfen, die im Laufe des Abends schließlich verstarb“, schildert Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen das Drama, das sich Anfang des Jahres im Düsseldorfer Stadtteil Hassels abgespielt hat. Schon beim Eintreffen, etwa acht Minuten nachdem sie verständigt worden waren, seien die Männer beschimpft worden.

„Sie hätten sich viel zu lange Zeit gelassen, würden alles falsch machen.“ Das Leute in Extremsituationen irrational und verzweifelt reagieren, sei verständlich, so Scheupen. „Aber immer häufiger begegnen wir der blanken Aggression, manchmal fast schon Hass.“

Opfer von Gewalt

Diese Einschätzung lässt sich auch durch Zahlen des nordrhein-westfälischen Innenministeriums belegen. Laut einer Statistik, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, wurden im vergangenen Jahr 13 875 Polizisten, 228 Feuerwehrleute sowie 184 Mitarbeiter anderer Rettungsdienste in NRW bei ihren Einsätzen Opfer von Gewalt. Dabei scheint vor allem der Respekt gegenüber Polizeibeamten weiter zu schwinden. Gegen mehr als 11 000 Beamte wurde gewaltsam Widerstand geleistet, 2014 waren es rund 10 500 Fälle.

Nahezu gleichbleibend ist auch die Zahl von Opfern schwerer und gefährlicher Körperverletzung. Für 2015 verzeichnet die Statistik vier versuchte Tötungsdelikte und 754 Polizisten, die in Ausübung ihrer Tätigkeit verletzt wurden. Im Jahr zuvor waren es 842 Opfer. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in NRW beklagt angesichts der Zahlen die zunehmende Gewaltbereitschaft. „Die Erfahrung zeigt, dass die Hemmschwelle, Polizisten anzugreifen, weiter sinkt“, sagte GdP-Chef Arnold Plickert. „Oft passieren die Vorfälle aus völlig nichtigem Anlass. Es reicht oft schon, wenn Beamte in Uniform auftauchen.“

Nicht nur Polizisten

Am vergangenen Dienstag erst kritisierte Bundesinnenminister Thomas de Maizière auf einer Fachtagung in Berlin die Zunahme von Gewalt und Respektlosigkeiten gegenüber Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Nicht nur Polizisten, sondern auch Gerichtsvollzieher, Zollbeamte oder Mitarbeiter des Medizinischen Dienstes könnten von Ausbrüchen wütender Menschen berichten.

„Es braucht dazu gesetzliche Antworten“, sagte de Maizière. Derzeit liefen Gespräche mit den Innenministern der Länder darüber, ob es geboten sei, den geltenden Strafrahmen für Angriffe auf Vollstreckungsbeamte zu erhöhen. Als großes Problem bezeichnete der Minister das Internet, das die Entwicklung zusätzlich verstärke. „In sozialen Netzwerken explodiert mittlerweile der Hass.“

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