Windrad-Reinigung bei OrmontFrühjahrsputz per Hubschrauber

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Rund eine Stunde braucht die Zwei-Mann-Besatzung des Helikopters, um die drei Rotorblätter und die Kanzel eines Windrades per Hochdruckreiniger zu säubern.

Rund eine Stunde braucht die Zwei-Mann-Besatzung des Helikopters, um die drei Rotorblätter und die Kanzel eines Windrades per Hochdruckreiniger zu säubern.

Eifel – Der Standort für den Windpark in der Nähe des Eifeldorfes Ormont ist bestens gewählt. Über die Höhen pfiff gestern ein äußerst kalter und kräftiger Wind, während sich die Leute in der Kreisstadt Euskirchen zur gleichen Zeit schon über 9 Grad plus freuen konnten.

Mehr als 100 Windmühlen wurden seit Anfang der 90er-Jahre rund um den Ort an der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz in die Landschaft gepflanzt. Ein sicheres Indiz dafür, dass sich die Investitionen gelohnt haben. „Wir hatten hier zeitweise Deutschlands größten Windpark“ berichtete Arnold Johanns, der mit seinem Bruder Martin allein 50 Anlagen betreut.

Stundensatz von 3600 Euro

Gestern Mittag ging es auf den Eifelbergen bei Ormont spektakulär zu. Ein gelb-blau lackierter Helikopter hob von der schneebedeckten Wiese ab und steuerte eines der Windräder an. „Das ist eine Weltpremiere“, strahlte Johann Ruther, Marketing-Fachmann der Schweizer Firma Heli Rezia. Das Unternehmen besitzt insgesamt fünf Hubschrauber, die pro Stück stolze 1,5 Millionen Euro kosten.

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Mit diesen vielseitig einsetzbaren Fluggeräten werden sperrige Güter ebenso transportiert wie Prominente, die schnell von einem Ort zum anderen gelangen müssen. Eines der Haupteinsatzgebiete der Helikopter ist das Freischneiden von Waldschneisen aus der Luft. Dazu werden sowohl horizontale als auch vertikale Sägen eingesetzt, die unter dem Hubschrauber hängen. Auftraggeber sind in Deutschland unter anderem Eon und RWE.

Um sich für die Zukunft noch breiter aufzustellen, hatte Firmenchef Renato Belloli die Idee, aus der Luft die Rotorblätter von Windkraftanlagen zu reinigen. „Lohnt sich das denn? Warum ist eine Reinigung überhaupt nötig“, wollte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ wissen, der exklusiv bei der Premierenvorführung dabei sein durfte.

„Verschmutzte Flügel verlieren zwischen ein und drei Prozent an Leistung“, erklärte Johann Ruther. Außerdem könne man vom Helikopter aus besser erkennen, ob die Rotorblätter in einwandfreiem Zustand seien.

Reinigung und gleichzeitige Inspektion vom Helikopter aus sei für die Betreiber der Windmühlen wirtschaftlich sinnvoll.

„Wenn ein Mitarbeiter die Rotoren per Hand von der Kanzel aus saubermacht, ist er ein bis zwei Tage beschäftigt. Mit dem Heli ist das in einer Stunde erledigt“, so Ruther. Der Stundensatz von 3600 Euro ist allerdings nicht gerade billig.

Seine Firma bedient sich dabei eines Systems, das sich bereits in den USA bei der Reinigung von Hochspannungsleitungen bewährt hat. In Gegenden mit hoher Staubentwicklung, zum Beispiel in Wüstennähe, verdrecken die Leitungen oft so stark, dass es zu Stromausfällen kommen kann. Deshalb werden die Hubschrauber dort regelmäßig eingesetzt. In Deutschland ist das nicht notwendig, weil die Verschmutzungen unerheblich sind.

Bevor der Helikopter zum ersten Testeinsatz abheben konnte, musste der knapp 700 Liter fassende Tank unter dem Fluggerät befüllt werden. „Wir nehmen nur Wasser, keine chemischen Zusätze“, versicherte Johann Ruther. Mit einem Druck von bis zu 200 bar wurde das Wasser über eine lange Stange, quasi wie mit einem Hochdruckreiniger, auf die Rotorblätter gespritzt. Die Kanzel reinigte das Heli-Rezia-Team gleich mit.

Mit zwölf Leuten, die im Burghaus in Kronenburg logieren, waren die Schweizer in der Eifel angerückt, um ihr neues System im Ormonter Windpark auszuprobieren. Aus Werbezwecken wurden jede Menge Fotos geschossen und ein kurzer Film gedreht. Eine der Kameras war direkt auf der Spitze der Wasserdüse befestigt. Zum Team gehört unter anderem Chefpilot Urs Aecherli, der schon 14000 Flugstunden vorweisen kann. Er muss am Steuerknüppel eine besonders ruhige Hand haben, damit er dem Windrad mit dem Helikopter nicht zu nahe kommt.

Firmenchef Belloli war jedenfalls mit dem ersten Einsatz seines Windmühlen-Waschsystems rundum zufrieden und will diesen Unternehmenszweig künftig sukzessive ausbauen.

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