FC-Geschäftsführer Wehrle„Wir sind nicht von einzelnen Spielern abhängig“

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FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle

  • Einige Spieler vom 1. FC Köln sollen auf den Wunschlisten anderer Klubs stehen.
  • Dennoch bewahrt FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle Ruhe - der Transferphase blickt er entspannt entgegen.

Köln – Am Geißbockheim rollten zu Beginn der Woche wieder einmal die Bagger an. Das kennen sie beim 1. FC Köln schon, erneut ist der Haupttrainingsplatz der Profis der Anlass. Der Austausch des Rasens im vergangenen Jahr brachte nicht den erhofften Erfolg, zuletzt machte das Geläuf wieder Probleme.

Deshalb kann Peter Stöger seine Mannschaft in den verbleibenden Wochen dieser Saison wieder nur auf den Nebenplätzen trainieren – die nächste Erneuerung findet statt. Aber das ist nicht die einzige Baustelle, die den FC in nächster Zeit beschäftigen wird.

Jetzt, wo der Klassenerhalt perfekt ist, können die Verantwortlichen in die entscheidende Phase der Kaderplanung einsteigen, also lang gewachsene Gedankenspiele in die Tat umsetzen. Maßgeblichen Einfluss darauf hat allerdings natürlich, wer den Verein verlässt.

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Wehrle bleibt entspannt

Timo Horn etwa kann eine Ausstiegsklausel nutzen, die ihm einen Wechsel für etwa neun Millionen Euro ermöglicht – beim FC Liverpool soll der Kölner Torwart hoch im Kurs stehen. Bei Jonas Hector sieht es so aus, dass dessen Berater Rainer Derber laut eigener Aussage die Erlaubnis hat, sich nach dem letzten Bundesliga-Spieltag mit anderen Klubs auszutauschen: „Wir dürfen nach Absprache mit dem FC mit interessierten Klubs sprechen“, sagte der Agent des Nationalspielers. Und Yannick Gerhardt hat, so will die „Bild“ erfahren haben, das Interesse des VfL Wolfsburg geweckt.

Das alles betrifft natürlich nicht nur den sportlich verantwortlichen Geschäftsführer Jörg Schmadtke, sondern auch dessen vor allem für finanzielle Belange zuständigen Kollegen Alexander Wehrle. Ist der Herr der Zahlen nervös angesichts der Spekulationen über die Zukunft einiger Leistungsträger? „Nein“, sagt Wehrle dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, denn: „Wir sind glücklicherweise nicht von einzelnen Spielern abhängig.“

Abgänge als Bonuseinnahmen

Den nächsten Wochen blickt Wehrle entspannt entgegen. Auf seine Kalkulation haben Einnahmen durch den Verkauf von Spielern ohnehin keinen Einfluss. Jeder Euro, den der FC durch Abgänge kassiert, bedeutet eine nicht kalkulierte Bonuseinnahme – und steigert unter anderem den Transferetat, der nach Informationen dieser Zeitung mehr als die kolportierten sechs Millionen Euro beträgt. „Wir planen ohne Transfereinnahmen“, sagt Wehrle. Und: „Alles, was wir über die Planung hinaus einnehmen, verwenden wir gegebenenfalls dazu, es sinnvoll in die Mannschaft und andere Vorhaben des Vereins zu investieren.“

Der Schwabe sagt das genau so gelassen, wie es klingt. Für ihn sind andere Kennzahlen entscheidend. Einerseits stimmt die wirtschaftliche Bilanz – für das vergangene Geschäftsjahr präsentierte Wehrle ein Rekordergebnis. Andererseits gibt es dank des Klassenerhalts die Basis, mit den Einnahmen eines Erstligisten zu planen. Oder sogar noch mehr?

„Absurde“ Tabellekonstellation

Als der Sportinformationsdienst“ dieser Tage das Restprogramm der Vereine zusammentrug, die sich im Kampf um das internationale Geschäft befinden, war der 1. FC Köln dabei. „Die Situation der Tabelle ist schon absurd. Als wir 0:2 in Mainz zurücklagen, haben alle noch einmal mit Abstiegskampf gerechnet“, sagt Wehrle mit Blick auf jenes Spiel vor eineinhalb Wochen, das der FC noch spektakulär drehte. „Stattdessen gewinnen wir zwei Spiele – und plötzlich zählen wir zu den Kandidaten, die noch eine Chance auf Europa haben“, sagt Wehrle, „während ein Team wie Wolfsburg den Klassenerhalt theoretisch noch nicht sicher hat.“

Natürlich passt es aber nicht zur neuen Vereinsphilosophie, von zu großen Dingen zu träumen. Zumal bei drei verbleibenden Spielen und fünf Punkten Rückstand auf Mainz und Schalke viele außergewöhnliche Dinge geschehen müssten, damit es der FC als Tabellensiebter in die Europa League schafft. Also fügt Wehrle schnell an: „Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich schaue nicht nach oben.“

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