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Gladbacher FußgängerzoneIst die Stadt schuld am schlechten Zustand des Pflasters?

Lesezeit 3 Minuten
Der Unterbau des Pflasters wird auf Standfestigkeit geprüft.

Der Unterbau des Pflasters wird auf Standfestigkeit geprüft.

  • Seit 2015 befindet sich die Stadt Bergisch Gladbach in einem Rechtsstreit mit einer Baufirma.
  • Dabei geht es um den schlechten Zustand des Pflasters in der Gladbacher Fußgängerzone.
  • Nun soll ein Gutachter feststellen, wer für die großen Mängel verantwortlich ist. Für ihn ist die Sache klar.

Bergisch Gladbach – Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, aber sie mahlen. Wer derzeit durch Gladbachs Fußgängerzone geht, dem wird möglicherweise eine Menschenansammlung auffallen. Männer und Frauen in Bürokluft machen Notizen und diskutieren, Arbeiter nehmen das Pflaster auf. Es handelt sich nicht um eine Baumaßnahme, sondern um ein gutachterliche Untersuchung. Es geht um die Frage, warum das Bergisch Gladbacher Pflaster in einem so schlechten, einem so hässlichen Zustand ist.

Für die Stadt ist die Sache klar: Es wurde das falsche Fugenmaterial verwendet und auch im Unterbau seien Fehler gemacht worden. Ziel ist es, dass die Schäden beseitigt werden – jedenfalls war dies das Ziel, als im Jahr 2015 die juristische Auseinandersetzung mit der Baufirma Frauenrath begonnen wurde.

Unglaublich, aber wahr: Erst jetzt wird das Pflaster von einem gerichtlich beauftragten Gutachter unter die Lupe genommen. Dabei gab es auch schon frühere Termine, aber die platzten alle aus unterschiedlichen Gründen. Die Stadt hatte immer erklärt, dass sie ein großes Interesse an einer zügigen Klärung des Sachverhalts habe. Inoffiziell ist der Ärger im Rathaus über die zeitliche Verzögerung groß.

Baufirma: „Definitiv nicht unsere Schuld“

Auf der anderen Seite hat die Baufirma Frauenrath der Untersuchung nach eigener Darstellung „immer sehr gelassen entgegengesehen“. Frauenrath-Geschäftsführer Jakob Jansen sagte im Mai 2017 dieser Zeitung: „Der schlechte Zustand des Pflasters ist definitiv nicht unsere Schuld.“ Die Stadt hätte die Fugen nach Abnahme des verlegten Pflasters „nachsanden“ müssen. Das sei nicht geschehen. Stattdessen seien Kehrmaschinen eingesetzt worden, die die Situation weiter verschlimmert hätten.“

Bis heute stehen sich die Positionen der Stadt und der Baufirma unvereinbar gegenüber. Der Schuldige wird nun im Kies gesucht.

Bergisch Gladbach: Das sagt der Pflastersachverständige

Für Diplom-Ingenieur Norbert Kurth, den ehemaligen Leiter des Kölner Straßenverkehrsamtes, häufig von Gericht bestellter Pflastersachverständiger und Bergisch Gladbacher Bürger, ist die Sache klar: „Die Fugen sind nicht richtig gepflegt worden“, ist er sicher. Er verfolgt seit Jahren die Situation vor Ort und sieht die Stadt im Rechtsstreit in einer schwierigen Situation. „Als das Pflaster übergeben worden ist, hätte die Stadt handeln müssen – jetzt sehe ich da wenig Möglichkeiten.“ Gewährleistungsfristen spielen in dem Verfahren übrigens keine Rolle. Laut Verwaltung tritt durch das Gerichtsverfahren keine Verjährung ein, durch die die Stadt ihre Ansprüche verlieren könnte.

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Rund 3,5 Millionen Euro kostete das neue Pflaster 2013. Unstrittig ist, dass es an vielen Stellen wieder aufgenommen werden muss. Derzeit wird allerdings nur dort nachgebessert, wo etwa ein hochstehender Stein die Verkehrssicherheit gefährdet. Zur Erinnerung: Die Stadt hatte sich in erster Linie von dem alten Kopfsteinpflaster verabschiedet, weil Richter eine Frist gesetzt hatten, um die Stolperfallen zu entfernen. Als Reaktion wurde ein komplett neues Pflaster verlegt. Es droht sich diese Geschichte zu wiederholen. Stolperfallen tauchen immer häufiger auf und werden dann notdürftig von der Stadt ausgebessert. Aber das ist keine Dauerlösung. Das Gladbacher Pflaster braucht eine Generalsanierung. Die Frage ist nur: Wer wird das bezahlen?

Stadt und Bauunternehmen wollen für ihre Stellungnahmen die Ergebnisse der Untersuchung abwarten. Wenn alles nach Plan läuft, erfolgen die letzten Proben in der Fußgängerzone am 3. Juli 2020.

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