Radfahren in KölnAuf den Kölner Ringen so sicher radeln wie in Chicago

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Die geschützten Radwege in Chicago

Die geschützten Radwege in Chicago

  • Chicago setzt auf „Stressreduzierte Radwege“, die durch Betonkanten von den Autostraßen abgetrennt wurden.
  • Dadurch soll auch verhindert werden, dass Pkw auf dem Radweg geparkt werden.

Köln – Fünf der 20 am stärksten überlasteten Straßen der USA befinden sich in Chicago. Im Angesicht kilometerlanger Staus hat sich die Metropole daher entschieden, verstärkt auf den Radverkehr zu setzen. Tatsächlich sind es ausgerechnet die autoverliebten Amerikaner, die jetzt als Vorbild für Köln herhalten sollen. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek schlägt vor, das Konzept der „Protected Bicycle Lanes“ – also der geschützten Radwege – aus Chicago zu importieren.

„Protected Bicycle Lanes“

Die USA würden in New York und Chicago beweisen, dass man mit „Protected Bicycle Lanes“ schnell und preiswert sicheren Radverkehr in die Innenstädte bringen könne. „Köln als lebenslustige und moderne Stadt sollte sich da nicht abhängen lassen und diese Möglichkeit prüfen“, sagt Groschek, der sich die Radwege vor Ort anschaute. Um den Radverkehr in Köln voran zu bringen, werde das Verkehrsministerium mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Das Konzept aus Chicago ist relativ einfach umzusetzen. Die Stadt hat auf einer Länge von 80 Kilometern insgesamt drei „Stressreduzierte Radwege“ gebaut, indem Seitenstreifen eingefärbt und mit Kunststoff-Pollern und Betonkanten von den Autostraßen abgetrennt wurden. „Die Methode ist schnell, günstig und leicht rückgängig zu machen“, zählt Stephanie Krone vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) die Vorteile auf. Die deutliche Trennung zwischen Auto- und Radfahrern erhöhe das persönliche Sicherheitsgefühl und verhindere gleichzeitig, dass Pkw auf dem Radweg geparkt werden. „Das ist auch ideal für Experimente, um herauszufinden, ob der Radverkehr an einer bestimmten Stelle problemlos vom Gehweg auf die Straße verlagert werden kann“, sagt Krone. Auch ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork hält die „Protected Bicycle Lanes“ deshalb für eine sehr gute Lösung auf den Kölner Ringen. Dieser Meinung schließt sich auch Reinhold Goss, Sprecher der Initiative „Ring frei“ an, die den Radverkehr auf den Ringen vom Bürgersteig auf die Straße verlegen will. Dazu soll unter anderem eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 30 Stundenkilometern eingeführt werden. „Wenn wir das hinbekommen wollen, wäre eine Protected Bicyle Lane optimal“, sagt er. Das gebe auch Älteren und Kindern ein größeres Sicherheitsgefühl. Zusätzlich seien neue, moderne Ampelanlagen nötig, um eine grüne Welle für die Radfahrer zu ermöglichen.

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Verkehrsdezernent Franz-Josef Höing betont, dass auch die Stadtverwaltung das Ziel verfolge, den Fußgängern und Radfahrern wieder mehr Raum auf den Straßen und Plätzen zu geben, die gleichzeitig an Aufenthaltsqualität gewinnen sollen. „Wenn man jedoch auch den Aspekt der Stadtgestaltung berücksichtigt, machen die Bilder aus Chicago wenig Lust, dem Beispiel zu folgen“, kritisiert Höing. Der grundsätzliche Gedanke sei nicht falsch, aber es müsse eine elegantere Lösung als Kunststoff-Poller geben, um Radfahrer zu schützen und das Parken in zweiter Reihe zu verhindern.

Am 5. Juli werden sich Vertreter der Stadt, der Polizei, des ADFC, der Industrie- und Handelskammer sowie der Initiative Ring frei zu einem Workshop treffen, um über die Umgestaltung der Ringe zu diskutieren.

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