Kölner Polizisten bespitzeltBeamtin steht kurz vor ihrer Entlassung

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  • Gegen die Beamtin sowie eine Journalistin und einen freien Kameramann ermittelt die Staatsanwaltschaft.
  • Am Montag hat RTL der Staatsanwaltschaft Köln alle Datenträger übergeben.

Köln – Das Foto von der jungen Kommissarin, die ihre eigenen Kollegen ausspioniert haben soll, macht seit Tagen die Runde auf den Handys der Beamten der drei Kölner Hundertschaften. Im Geiste gehen die Polizisten ihre Einsätze der vergangenen Monate durch, fragen sich, ob und bei welcher Gelegenheit sie mit der 26-Jährigen Kontakt hatten.

Denn die Frau steht im Verdacht, seit etwa zwei Monaten vor allem die Beamten ihrer 15. Hundertschaft mit Minikamera und Mikrofon bespitzelt zu haben. „Jeder von uns fragt sich: Bin ich auf den Bildern zu sehen? Habe ich vielleicht in einer Situation etwas Blödes gesagt? Und kommt das bald im Fernsehen?“, erzählt ein Bereitschaftspolizist.

RTL übergibt Filmmaterial

Zumindest die letzte Sorge kann den Beamten wohl genommen werden. Am Montag hat RTL der Staatsanwaltschaft Köln alle Datenträger übergeben, „die das vollständige von der Polizeibeamtin angefertigte Bildmaterial enthalten sollen“, berichtete Polizeisprecher Ralf Remmert. Damit kam RTL womöglich einer Durchsuchung des Senders zuvor. Ein Sprecher betonte, man befinde sich im „konstruktiven Austausch“ mit den Ermittlungsbehörden und wolle derzeit keine weiteren Kommentare abgeben.

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RTL hatte am Freitag erklärt, im Zuge „investigativer Recherchen über die Arbeitsbedingungen bei der Polizei auch mit einer Polizistin zusammengearbeitet“ zu haben. Gegen die Beamtin sowie eine Journalistin des Senders und einen freien Kameramann ermittelt die Staatsanwaltschaft seitdem wegen Verletzung von Privatgeheimnissen beziehungsweise Beihilfe oder Anstiftung dazu.

In der Landesregierung und im Kölner Polizeipräsidium herrscht Fassungslosigkeit. So etwas habe er vorher noch nie gehört, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montagmittag. Das Verhalten der 26-Jährigen sei „nicht zu tolerieren“, Was die Beamtin getan habe, sei ein schwerer Eingriff in die Privatsphäre ihrer Kollegen. „Das muss disziplinarische Konsequenzen haben.“

Und die folgten dann auch wenige Stunden später. Polizeipräsident Jürgen Mathies äußerte sich „empört“. Er sprach von einem „schweren Vertrauensbruch“ und leitete ein Entlassungsverfahren gegen die 26-Jährige ein. Ihre Karriere bei der Polizei wäre damit beendet. Das Vertrauen in „diese junge Frau“ sei unwiderruflich zerrüttet, sagte Mathies. Sie ist derzeit noch Beamtin auf Probe, ihre Probezeit wäre demnächst abgelaufen.

Offenbar Kontakt über „Whatsapp“

Unklar ist noch, welche Situationen die 26-Jährige genau gefilmt haben soll. Mittwochabend war ihren Kollegen bei einem Einsatz vor dem Hauptbahnhof aufgefallen, dass ein verdächtiger Mann (29) die Beamten beobachtete. In seiner Tasche fanden sie eine Kamera und stellten fest, dass er offenbar mit seinem Handy via „Whatsapp“ in Kontakt zu der 26-jährigen Beamtin stand. Auch bei ihr fand man ein Bild- und Tonaufnahmegerät.

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