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Nach roten Zahlen 2014Erzbistum Köln macht 51,8 Millionen Euro Gewinn

Lesezeit 3 Minuten
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Der Kölner Dom.

  • Nach einem Minus von sechs Millionen Euro in 2014 gibt es nun einen Überschuss von 51,8 Millionen Euro.
  • 805 Millionen Euro setzt das Erzbistum für die Seelsorge (240 Millionen Euro), Bildung (62), Caritas (51) und Kitas (46) ein.

Köln – Ein gutes Jahr für das Erzbistum Köln – unter dieses Motto stellten Generalvikar Dominik Meiering und Finanzdirektor Hermann Josef Schon die Vorlage der Bilanz für 2015. Es war für die beiden in diesem Jahr schon das zweite Mal, dass sie ein solches Zahlenwerk präsentierten, da die Erstellung schneller erfolgt war als im Vorjahr. „Wir legen unser gesamtes Vermögen offen und schaffen volle Transparenz“, betonte Schon.

Nachdem das Erzbistum für 2014 im Ergebnis ein Minus von sechs Millionen Euro ausgewiesen hatte, konnten die Verantwortlichen nun einen Überschuss von 51,8 Millionen Euro bei einer Bilanzsumme von 3,52 Milliarden Euro vermelden. „Wir sind handlungs- und gestaltungsfähig“, sagte Meiering selbstbewusst.

Das positive Ertragsergebnis mit einem Plus von 7,9 Prozent auf 832,6 Millionen Euro ist vor allem auf den Anstieg der Kirchensteuer zurückzuführen – dank einer hohen Beschäftigungsquote und vergleichsweise üppiger Tarifabschlüsse. 2015 nahm das Erzbistum 627,6 Millionen Kirchensteuern ein. Im Jahr zuvor waren es 588,9 Millionen gewesen.

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Neues „Bildungs- und Sozialprogramm“

Das Gros seiner Aufwendungen von 805 Millionen Euro setzt das Erzbistum für die Seelsorge (240 Millionen Euro), Bildung (62), Caritas (51) und Kitas (46) ein. Meiering betonte, dass auch der Jahresüberschuss komplett zur Finanzierung kirchlicher Aufgaben verwendet werde. Allein 28 Millionen Euro sind für ein neues „Bildungs- und Sozialprogramm“ vorgesehen. Damit wolle sich das Erzbistum „den vielfältigen Anforderungen einer gerechteren, nachhaltigen und fairen Gesellschaftsentwicklung stellen“.

Dies entspricht auch einer Forderung von Kardinal Rainer Woelki, der seine Besorgnis „über die zunehmende Entsolidarisierung der Gesellschaft und das Auseinanderdriften von Arm und Reich“ mit dem Ruf nach verstärkten Investitionen der Kirche in Bildung und Teilhabe verbindet. Als einen ersten – aber noch recht vagen – „Anker“ kündigte Meiering die Gründung eines „Bildungscampus für alle“ an, offenbar eine Art Gesamtschule mit umfassenden Fördermöglichkeiten. Pädagogisches Konzept und Standort sollen bis Mitte 2017 klar sein. Die verbleibenden 23 Millionen Euro des Jahresüberschusses fließen in eine Rücklage für die Altersversorgung der kirchlichen Mitarbeiter.

Weniger Neu- und Umbauten

Die Kirchensteuer wird als eine Art Mitgliedsbeitrag prozentual von der Lohn- und Einkommensteuer erhoben und über die Finanzämter an die Kirchen abgeführt. Für die günstige Einnahmeentwicklung im Jahr 2015 verwies Schon auch auf Sonderfaktoren wie den durch ein Gerichtsurteil ausgelösten Rückfluss eines „Sanierungsgeldes“ an die Kirchliche Zusatzversorgungskasse (KZVK), die mit der Altersversorgung der kirchlichen Mitarbeiter betraut ist. Außerdem musste das Erzbistum 2015 deutlich weniger Neu- und Umbauten kirchlicher Immobilien bezuschussen als im Vorjahr. Das werde sich aber wieder ändern, sagte Schon und verwies als Beispiel auf eine Sanierung des Bonner Münsters.

Größter Risiko- und Unsicherheitsfaktor sind nach wie vor die schwachen Kapitalerträge. Finanzanlagen schlagen in den Aktiva des Bistumsvermögens mit 2,5 Milliarden Euro zu Buche. Die Sachanlagen – zu etwa drei Vierteln Schulen und Tagungshäuser – sind mit 670,6 Millionen Euro veranschlagt, das Umlaufvermögen mit 311 Millionen. Eine Bewertungsreserve von 700 Millionen Euro bezeichnete Schon als notwendige Risiko-Marge. Sie schaffe in einer anhaltenden Niedrigzins-Phase Spielräume für Anlagen mit höherer Rendite-Erwartung. In den Passiva dominieren Rücklagen von 1,7 Milliarden Euro und das Bistumskapital von 823 Millionen Euro beim Eigenkapital, Rückstellungen von 641 Millionen Euro beim Fremdkapital.

Unzufrieden zeigte sich Meiering über die nach wie vor spärliche Zahl der Kirchengemeinden, die wie das Bistum eine Bilanz nach den Vorgaben des Handelsgesetzbuches (HGB) erstellen. Bislang ist dies nur in sechs Seelsorgebereiche mit 30 Kirchengemeinden der Fall. Das Erzbistum habe zwar erfolgreich Überzeugungsarbeit geleistet, doch sei die Aufgabe komplex. Dennoch müsse das Tempo nun deutlich zunehmen. Kirchenkritiker verweisen oftmals darauf, dass die Bilanzen der Bistümer nur sehr bedingt Aufschluss über den tatsächlichen Reichtum der Kirche gäben. Altehrwürdige Pfarreien etwa verfügten über zum Teil erhebliche Vermögenswerte wie Immobilien und Ländereien.

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