Alpintag im ForumGipfeltreffen der Weltenbummler in Leverkusen

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Wie man in der Wildnis Feuer entfacht, demonstrierte Survival-Trainer Harry Just-Ernst auf dem Forum -Vorplatz.

Wie man in der Wildnis Feuer entfacht, demonstrierte Survival-Trainer Harry Just-Ernst auf dem Forum -Vorplatz.

Leverkusen – Mit dem Husky-Schlitten durch Alaska? Zu Fuß durch die Wüsten Namibias? Achttausender im Himalaya gucken, Heli-Skiing in Kanada? Oder doch lieber erst mal zum Klettersteig in die Eifel oder mit dem Rad auf die Balkantrasse? Abenteuerlust und Fernweh in alle Himmelsrichtungen wurden am Samstag beim neunten Kölner Alpin-Tag im Forum geweckt. Rund 5000 Besucher zählte der Alpenverein bei seiner den ganzen Globus umspannenden Fachmesse für Weltenbummler und Extremsportler, Bergsteiger und Wanderfreunde. Der von Dutzenden Veranstaltern und Tourismusverbänden bestückte Reisemarkt bildete dabei neben den Ständen der Ausrüster und dem ganztägigen Vortragsprogramm den größten Teil der Ausstellung.

Während die Eltern noch in Trekking-Katalogen blätterten, neues Expeditions-Zubehör prüften und Fleece-Jacken anprobierten, konnten die Kinder schon abheben: Auf dem Forum-Vorplatz, wo eine Hüpfburg des Flughafens Düsseldorf von einem Jumbo gekrönt wurde. Und auf dem Kletterturm der Bronx-Rock-Halle im Terrassensaal, wo die Pänz den Erwachsenen zeigten, wo der Hammer hängt, respektive die Glocke: Jeder, der die Spitze des Kunststoff-Felsens erklommen hatte, durfte sie anschlagen. Und das schaffte der mutige Nachwuchs wesentlich flinker als die vorsichtig nach Halt tastenden Großen.

70 Aussteller hatten ihre Zelte aufgeschlagen. 80 Filme, Seminare und Workshops liefen nonstop in allen Sälen und Clubräumen. Zum dritten Mal hat die Sektion Rheinland das gesamte Forum auf zwei Etagen zum Basislager ihrer Großveranstaltung gemacht. Und obwohl sein Herz in Köln schlägt, ist der Alpenverein in Leverkusen glücklich: „Das ist super hier im Forum, eine tolle Location. Wir haben alles in Beschlag genommen, bis hin zur Besenkammer“, schwärmte Kalle Kubatschka, der Vorsitzende der Sektion.

In Köln, wo 45 Prozent der 15 000 Mitglieder wohnen, müsse man mit einem Publikumsmagneten dieser Größe aufs Messegelände gehen, erklärt er, und das würde den finanziellen Rahmen des auf Sponsoren angewiesenen Vereins sprengen. Organisiert wird das Dorado für Gipfelstürmer gemeinsam mit dem Veranstaltungs-Partner Grenzgang. Am Samstag waren 80 Freiwillige in grünen T-Shirts im Einsatz, um die Besucher von der Garderobe bis zur Tombola zu betreuen.

2000 neue Mitglieder hat der rheinische Alpenverein 2016 gewonnen. Als Gruß aus seiner „Kölner Hütte“ in den Dolomiten gab es Schüttelbrot, Tiroler Speck und Zirbenschnaps. „Wandern und Alpenüberquerungen sind total in, Klettersport ja sowieso, schon seit 20 Jahren“, schwärmt Kubatschka vom Boom in der Branche. Der allerdings auch zu Problemen führt.

Müll vermeiden

Auf dem Fernwanderweg E 5 ist es inzwischen manchmal richtig voll und mit der Einsamkeit in den Bergen vorbei. „Tante Olga“, Kölns erster verpackungsfreier Laden, gab im ersten Stockwerk Tipps zur Müllvermeidung. Praktisch angelegt auch die Kurzseminare zur Auswahl von Wanderschuhen und Kletterseilen, zur Orientierung mit GPS-Geräten oder zur Frage „Wie packe ich meinen Rucksack?“

Dicht umlagert war ein Stand mit handlichen Solar-Matten, mit denen man unterwegs Handy, Laptop oder Zeltlampe aufladen kann. Eispickel, Skischuhe, Pudelmützen und Isomatten gab es beim Secondhand-Markt auf der Bühne, wo bald die Jazztage spielen. Und Extrembergsteiger Ueli Steck, der innerhalb von 62 Tagen alle 82 Viertausender der Alpen bezwungen hat, war am Abend der Star im Großen Saal. Das Forum bietet alle Formate. Darum zieht der Alpenverein auch seinen zehnten Alpin-Tag wieder im Flachland in Leverkusen auf, und zwar am 14. Oktober 2017 – dann kommt Bergsteiger-Legende Reinhold Messner.

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