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Kino in KölnComeback der Kalker Lichtspiele

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Die Corso-Licht-Spiele in der zweiten Hälfte der 20er Jahre bot nach einem Umbau Platz für 700 Kinobesucher.

Die Corso-Licht-Spiele in der zweiten Hälfte der 20er Jahre bot nach einem Umbau Platz für 700 Kinobesucher.

  • Die „Lichtspiele Kalk“ sollen im September 2017 eröffnen.
  • Neben Blockbustern, Kinder- und Jugendfilmen sind auch türkische Filme geplant.

Kalk – Das erste Kino in Kalk war das „Elektro-Volks-Theater“ das am 12. Januar 1908 erstmals die Türen öffnete und für einen Eintrittspreis von 60 Pfennig (Erwachsene) und 15 Pfennig (Kinder) ein Programm mit lebenden Photographien ankündigte, „singend und sprechend, allerersten Ranges, lehrreich, künstlerisch und humoristisch“.

Das letzte Kino, in dem die Lichter für immer ausgingen, waren 1987 die Corso-Lichtspiele. Zeitweise hatte es in dem Stadtteil – vor allem in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen – gleich elf Kinos gegeben.

Altes Stadtteilkino wird wiederbelebt

Das ist lange her, doch nun wollen Jennifer Schlieper und Felix Seifert mit den „Lichtspielen Kalk“ an alte Traditionen anknüpfen. Und das in einem Haus an der Kalk-Mülheimer Straße 130-132, in dem von 1947 – im Nachkriegs-Boom auf den Bauruinen zweier Wohn- und Geschäftshäuser eröffnet – bis 1974 die Union-Lichtspiele untergebracht waren. Zunächst gab es dort 200 Sitzplätze, später durch eine Erweiterung über einen Balkon zusätzliche 50 Sitze. Doch letztendlich kam man als kleines Stadtteilkino mit veralteter Technik gegen die Konkurrenz des Fernsehens nicht mehr an und musste aufgeben.

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Eher per Zufall hatten die neuen Hauseigentümer – die Architekten Daniela Konrad und Peter Lieblang – im Rahmen aufwendiger Abbruch- und Umbauarbeiten in den seit drei Jahren leerstehenden Etagen den alten Kinosaal wieder entdeckt. Der war viele Jahre als Disco und zuletzt als Versammlungsraum verschiedener religiöser Gruppen genutzt worden. „Das bis Anfang der 70er Jahre dort betriebene Filmtheater ist nahezu in seinem ursprünglichen baulichen Zustand erhalten“, sagt Schlieper.

Finanzielle Unterstützung von vielen Seiten

Inzwischen sind die über zwei Ebenen reichenden, ehemaligen Kino-Räume entkernt und die Baugenehmigung liegt vor. Die beiden Architekten wollen den Umbau übernehmen, der aus Fördergeldern von Bund, Land und Filmstiftung mitfinanziert wird. Allein 90.000 Euro will die Filmförderungsanstalt des Bundes beisteuern.

Mit Schlieper und Seifert wollen zwei erfahrene Kinomacher die künftigen „Lichtspiele Kalk“ betreiben. Sie haben dafür eigens eine GbR gegründet. Schlieper war als Programmplanerin beim Turistarama (Lupe 2) am Mauritiussteinweg, beim Cinenova in Ehrenfeld und beim Filmhaus an der Maybachstraße tätig. Seifert war an mehreren Kinos als Vorführer und Veranstalter von Filmreihen im Einsatz. So in der Filmpalette und zuletzt vier Jahre in der Zwischennutzung als Mitbetreiber des Filmhaus-Kinos.

Eröffnung im September 2017

„Wir möchten ein vielseitiges und ansprechendes Filmprogramm insbesondere für Kalk und die rechtsrheinischen Veedel schaffen“, sind sich die beiden einig. Im September 2017 soll eröffnet werden. Das neue Kino – mit rund 110 Sitzplätzen barrierefrei ausgestattet – hat als bauliche Besonderheit immer noch den Original-Balkon und die ursprüngliche Trapezdecke. Auch das frühere Kassenhäuschen und der Vorführraum, der später mal zu einer Klein-Wohnung umgebaut wurde, sind noch deutlich zu erkennen.

„Ein 4k-Digitalprojektor und eine 7.1-Tonanlage sorgen für hochwertigen Filmgenuss“, sagt Schlieper. „Wir werden zusätzlich die analoge Technik der 35mm-Projektion installieren.“ Das täglich wechselnde Programm mit drei und an den Wochenenden vier Vorstellungen setzt zum größten Teil auf aktuelle Erstaufführungen, überdies auf Filmreihen, Retrospektiven und Specials. „Da bewegen wir uns zwischen Arthaus- und Mainstreamkino“, sagt Seifert.

Vielfältiges Program geplant

„Als einziges Kino auf der schäl Sick werden wir sicher auch den ein oder anderen Blockbuster bekommen.“ Vorgesehen sind zudem Kinder- und Jugendfilme sowie Erstaufführungen türkischer Filme. Seifert: „Die laufen sicher gut in Kalk, denn so etwas gibt es bislang nur im Cinedom.“ Selbst wenn Kinofilme im Mittelpunkt stehen, will man die „Lichtspiele Kalk“ auch für Veranstaltungen anderer Kulturbereiche öffnen.

Das Konzept der Lichtspiele Kalk wollen die Macher Jennifer Schlieper und Felix Seifert an diesem Dienstag (22. November) um 19 Uhr bei der Veranstaltung „Mach dir ein paar schöne Stunden… im Kalker Norden – Kultureinrichtungen als Impulse für die Stadtentwicklung“ im Haus der Architektur Köln (Josef-Haubrich-Hof) vorstellen. 

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