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Umstrittenes WDR-2-Interview„500 Beamte hätten gereicht, es war nur ein Hauptbahnhof“

Lesezeit 2 Minuten
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Szene aus der Silvesternacht 2015

Köln – Der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten, Thomas Wüppesahl, hat den Großeinsatz der Polizei mit rund 1.700 Einsatzkräften auf der Domplatte und um den Kölner Hauptbahnhof herum als übertrieben bezeichnet. „Es war ja nur ein Hauptbahnhof“, sagte Wüppesahl am Dienstagmorgen in einem Interview mit WDR 2. Seiner Ansicht nach hätten 500 bis 700 Beamte ausgereicht. Weiterhin fehle es vielen Beamten an Berufsethos, sagte der 61-Jährige im weiteren Verlauf des Gesprächs mit dem Radiosender.

Vorgehen der Polizei war richtig

Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ präzisierte Wüppesahl seine Aussagen: Die von Anfang an eingesetzte Zahl an Polizisten rund um den Hauptbahnhof mache seiner Meinung nach einen gewissen Aktionismus deutlich und sei zudem ein Bekenntnis der Politik, im vorherigen Jahr Fehler gemacht zu haben. Grundsätzlich sei eine derartige Polizeipräsenz nicht notwendig und könne auch nicht der Maßstab sein, so Wüppesahl. Es sei denn, es lägen Hinweise für eine besondere Erkenntnislage vor: „Dann müssen die Kräfte selbstverständlich hochgefahren werden.“

Insgesamt beurteilt Wüppesahl das Vorgehen der Einsatzkräfte auf der Domplatte und am Kölner Hauptbahnhof vor dem Hintergrund der Geschehnisse ein Jahr zuvor und zwischenzeitlich gewonnener Erkenntnisse als richtig.

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Unter „fehlendem Berufsethos“, erklärt Wüppesahl, verstehe er, dass zu wenige Beamte – vor allem Führungskräfte –, die Politik auf Schwierigkeiten und Probleme im polizeilichen Alltag hinweisen. Auch werde zu wenig Alarm geschlagen, wenn an Recht und Gesetz vorbei gearbeitet werde, wie es Wüppesahl zufolge etwa bei der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 der Fall war, da Tausende ohne Kontrolle und Überprüfung weiterreisen durften.

Austausch mit rund 100 Mitgliedern

Die Bundesarbeitsgemeinschaft kritischer Polizistinnen und Polizisten ist ein 1986 gegründeter und in Hamburg ansässiger Berufsverband, der sich für die Wahrung von Menschen- und Bürgerrechten einsetzt. Aktuell hat der Verband Wüppesahl zufolge rund 100 Mitglieder, mit denen man im Austausch stehe.

Verbandssprecher Thomas Wüppesahl saß zwischen 1987 und 1990 als Mitglied der Grünen im Bundestag und war lange Zeit selbst Kriminalbeamter. Im Juli 2005 wurde Wüppesahl vom Hamburger Landgericht wegen Planung eines Verbrechens zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt und schied infolgedessen aus dem aktiven Polizeidienst aus.

Eine Klage Wüppesahls vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte aus dem Jahr 2006 wurde nach vier Jahren Bearbeitungszeit als unzulässig abgewiesen.

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