Hörsaalgebäude Uni KölnGut, dass Beton nicht brennt

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Im April 2012 war es Denkmal des Monats: Das Hörsaal-Gebäude der Universität stammt aus den 1960er Jahren.

Im April 2012 war es Denkmal des Monats: Das Hörsaal-Gebäude der Universität stammt aus den 1960er Jahren.

In Nordrhein-Westfalen gibt es Zehntausende Baudenkmäler. Die meisten sind älter als ein Menschenleben und wecken schon aus nostalgischen Gründen unsere Beschützerinstinkte. Aber ob ein Gebäude schützenswert ist, ist keine Frage des Alters, sondern allein seiner architektonischen oder historischen Bedeutung. Also werden neben romanischen Kirchen und barocken Schlösschen immer häufiger moderne Bauwerke unter Denkmalschutz gestellt – zuletzt sogar aus den beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, in denen man eigentlich vor allem Bausünden vermutet.

Ein Spiel mit Beton

Tatsächlich ist das architektonische Sündenregister der 50er und 60er Jahre lang – gerade in Köln kann man an dieser Erkenntnis schlichtweg nicht vorübergehen. Aber wo gesündigt wird, ist auch die Tugend nicht weit: Sie findet sich in Wilhelm Riphahns Opernhaus, in den Betonfelsen von Gottfried Böhm – etwa das Rathaus in Bensberg oder der Pfarrkirche St. Gertrud in Köln – und auch im von Rolf Gutbrod entworfenen Hörsaalgebäude der Universität Köln. Gerade Gutbrods Bau ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man mit Beton spielen und ihm an Schauecken und -kanten eine geradezu skulpturale Anmutung verleihen kann. Gut, dass die Stadt Köln ihn jetzt unter Denkmalschutz stellen lassen will.

Natürlich muss man Sichtbeton nicht schön finden. Aber Denkmalschutz ist nun mal keine Frage des Geschmacks – schon weil sich dieser laufend ändert und der Denkmalschutz Gebäude für kommende Generationen bewahren soll. Wichtiger noch: Die Betonburgen haben das Stadtbild für Jahrzehnte maßgeblich geprägt und sind längst Wahrzeichen einer ganzen Architekturepoche. Ohne sie wäre unser historisches Gedächtnis eines Tages um ein wichtiges Kapitel ärmer. Schade, dass Beton nicht brennt, hieß es mal. Heute kommt einem dieser Satz seltsam leichtfertig vor.

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