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Luxemburger Straße/MilitärringRadfahrer müssen mit Inselhopping rechnen

Lesezeit 4 Minuten
Noch können Radfahrer, die auf dem Radweg an der Luxemburger Straße in Richtung Innenstadt oder Hürth unterwegs sind, den Militärring leicht überqueren.

Noch können Radfahrer, die auf dem Radweg an der Luxemburger Straße in Richtung Innenstadt oder Hürth unterwegs sind, den Militärring leicht überqueren.

Sülz – Im Kölner Westen werden die Weichen für den Verkehr neu gestellt. Die Kreuzung Luxemburger Straße/Militärring, ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, soll vom kommenden Jahr an umgebaut werden. Das Planfeststellungsverfahren hat begonnen.

Bürger können ihre Meinung äußern

Bis zum 17. März können Bürger bei der Bezirksregierung Köln noch Einwendungen gegen die Pläne vorbringen. Einige Kommunalpolitiker und Fahrradverbände sehen Aspekte der Planung kritisch und haben Verbesserungsvorschläge.

Bereits seit Jahrzehnten wird über den Umbau des Knotenpunktes im Kölner Südwesten nachgedacht. Er gilt schon lange als besonders stauanfällig. An den Ampeln müssen Autofahrer oft lange warten, bis sie über die Kreuzung fahren können. Der Grund: Die Straßenbahnen der KVB- Linie 18 queren sie an zwei verschiedenen Stellen.

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Genau das möchten der Landesbetrieb Straßen NRW und die Häfen- und Güterverkehr Köln AG (HGK), in deren Verantwortung die Umgestaltung liegt, nun ändern. Der Kreuzungsbereich wird nach ihren Plänen untertunnelt, so dass die Bahnen künftig auf einer Länge von 70 Metern unter dem Militärring hindurch fahren, statt die Kreuzung zu überqueren.

Zudem wird die Fahrbahn der Luxemburger Straße erweitert. Künftig soll es in beide Richtungen zwei Spuren für den geradeaus fahrenden Verkehr geben. Außerdem ist vorgesehen, dass die Kreuzung zwei zusätzliche sogenannte freilaufende Rechtsabbiegerspuren erhält.

Drei Jahre Bauzeit sind veranschlagt

Dabei handelt es sich jeweils um eine eigene Spur, auf der die Autofahrer schon vor der eigentlichen Kreuzung rechts abbiegen können. Auch so soll der Knotenpunkt entlastet werden, der Verkehr besser fließen.

Viele der Verkehrsteilnehmer, die oft auf der Kreuzung unterwegs und über die bisherigen Planungen informiert sind, halten das umfangreiche Projekt für sinnvoll und freuen sich auf die Umsetzung. Drei Jahre Bauzeit wurden veranschlagt, die Kosten auf rund 15 Millionen Euro beziffert. Doch es gibt auch Unmut.

Kommunalpolitiker und Radfahrverbände kritisieren vor allem die geplanten freilaufenden Rechtsabbiegespuren und ihre Auswirkungen auf den Radverkehr.

„Die Stadt Köln hat in den vergangenen Jahren aus Sicherheitsgründen überhaupt keine freilaufenden Rechtsabbiegespuren mehr angelegt“, sagt Roland Schüler, stellvertretender Bezirksbürgermeister von Lindenthal. Zu oft sei es dort zu Unfällen gekommen.

Auch der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) sieht diese Auto-Spuren kritisch: „Freilaufende Rechtsabbieger bringen ein erhebliches Gefährdungspotenzial für Radfahrer mit sich“, kritisiert Alexander Bühler, Mitglied der Radverkehrsgruppe. „Das Tempo, mit dem Autofahrer auf diesen Spuren unterwegs sind, ist in der Regel hoch, Radfahrer queren die Spur von außerhalb des Sichtfelds der Autofahrer.“

Komplexe Kreuzung

Durch die zusätzlichen Rechtsabbiegerspuren für den Kraftfahrzeugverkehr entsteht eine Situation, die Bezirksvertreter und Radfahrverbände ebenfalls kritisieren: Auf der sehr komplexen Kreuzung müssen Verkehrsinseln angelegt werden, um den Radlern zu ermöglichen, sie sicher zu passieren. Sie müssen jeweils an mehr als einer Ampel warten und Umwege in Kauf nehmen.

„Durch den geplanten Umbau wird die heute gradlinige Radverbindung Luxemburger Straße – entlang der Bahntrasse nach Hürth und zurück – unterbrochen“, beklagt Roland Schüler. Die Radler müssten nun ein „Inselhopping“ über die Kreuzung auf sich nehmen. Außerdem seien die Verkehrsinseln viel zu eng. Der Radweg im äußeren Grüngürtel und die zahlreichen Radfahrer, die ihn nutzen, seien bei der Planung nicht beachtet worden.

Bereits im Dezember 2013 hatte die Bezirksvertretung mehrheitlich – mit zwei Gegenstimmen der FDP – eine Stellungnahme beschlossen, wonach die Planung verbessert werden soll. Das gilt vor allem im Hinblick auf die Rechtsabbiegespuren und die Art und Weise, wie der Radverkehr über die Kreuzung geleitet wird. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Verwaltung unsere Kritikpunkte aufnimmt und in Gesprächen mit dem Landesbetrieb Straßen NRW deutlich macht, dass er so nicht planen kann“, sagt Schüler.

Die Stadt ist zwar nicht für die Planung verantwortlich, aber vom Landesbetrieb Straßen NRW aufgefordert, Stellung zu nehmen: „Wir werden empfehlen zu überprüfen, ob die freilaufenden Rechtsabbieger wirklich nötig oder verzichtbar sind“, sagt Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen- und Verkehrstechnik.

Stadt würde lieber auf Rechtsabbiegespuren verzichten

Die Stadt würde aus Sicherheitsgründen an der Kreuzung lieber auf die Rechtsabbiegerspuren verzichten. Der Radverkehr solle nicht unnötig gefährdet werden und Radler möglichst komfortabel – ohne viele Zwischenstopps – die Kreuzung überqueren können.

Ein Verzicht auf die freilaufenden Rechtsabbieger stehe derzeit nicht zur Diskussion, sagt Bernd Egenter vom Landesbetrieb Straßen NRW. „Diese Rechtsabbiegespuren sind vorgesehen, um die Kreuzung leistungsfähiger zu machen“, verdeutlicht er. Weil allerdings Sicherheit vor Komfort gehe, würden auch sie mit einem Ampelsignal versehen, um Unfälle zwischen Autofahrern und Radlern zu vermeiden.

Verkehrsinseln müssen angelegt werden

Damit Radler und Fußgänger die verschiedenen Spuren sicher überqueren können, müssten Verkehrsinseln angelegt werden. „Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass Radfahrer die Kreuzung etappenweise überqueren“, führt Egenter aus. Es gebe zudem Verbesserungsvorschläge von Radverkehrsspezialisten. „Die konkurrieren aber mit anderen Vorstellungen.“

Im Planfeststellungsverfahren solle nun eine Lösung gefunden werden. „Viele Bürger haben einen Riesenwunsch“, sagt Egenter, „er lautet: Heben Sie die Radfahrer doch in die Luft. Die Bürger wünschen sich eine Brücke für den Radverkehr, aber dafür fehlt momentan der politische Rückhalt. Das muss ja alles auch bezahlt werden.“

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