„Alarm für Cobra 11“-Held Daniel RoesnerDer Rhein als Ersatz für das richtige Meer

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Daniel Roesner 250417

Der Rhein vermittelt Daniel Roesner ein Gefühl von Freiheit und Heimat – ohne die Nähe zum Wasser könnte er nicht leben.

Innenstadt – Ein Auto rast mit Höchstgeschwindigkeit durch Köln. Nur knapp kann der Fahrer anderen Fahrzeugen auf der Straße ausweichen. Ihm dicht auf den Fersen - die Polizei. Plötzlich erscheint ein großer Lastwagen auf der Bildfläche, versperrt die Straße. Eine Ausweichmöglichkeit gibt es nicht. Zum Bremsen ist es zu spät. Er reißt das Lenkrad mit voller Kraft nach rechts. Ein lauter Knall, eine große Explosion.

So oder so ähnlich könnte ein Arbeitstag der beiden Polizisten Paul Renner und Semir Gerkhan, gespielt von Daniel Roesner und Erdogan Atalay, aus der RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ aussehen. Viel Action, wilde Verfolgungsjagden und jede Menge kaputte Autos. Von Los Angeles an den Rhein Um 9 Uhr morgens geht es in Köln allerdings noch ziemlich entspannt zu.

Daniel Roesner strahlt Ruhe aus

Zwischen Anzugträgern, die mit einem Coffee-to-go-Becher in der Hand im Rheinauhafen zu ihrem nächsten Termin eilen, strahlt Schauspieler Daniel Roesner Ruhe aus. Mit einer von zu Hause mitgebrachten blauen Dagobert-Duck-Tasse in der Hand sitzt er vor der Bäckerei Mauel 1883 im Zollhafen 22 auf einer Bank, genießt die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings, die leichte Brise direkt am Rhein. Jeden Morgen komme er in die Bäckerei, in der David Luhr hinter der Theke steht. Um sich ein Rosinenweckchen zu kaufen: „Die sind morgens immer noch so schön warm.“

Roesners Blick schweift über den Rhein. Sein Zuhause. Vor rund zwei Jahren zog der heute 33-Jährige für die Rolle des Paul Renner von Los Angeles nach Köln. „Wenn man mal wirklich am Strand gelebt hat, so wie ich es in LA getan habe, dann entwickelt man eine sehr enge Beziehung zum Meer und zum Wasser allgemein. Es ist der Horror, danach wieder ins Inland ziehen zu müssen.“ Leicht sei ihm die Entscheidung daher nicht gefallen, doch er habe einen Kompromiss für sich gefunden: ein Hausboot.

Auf circa 45 Quadratmetern lebt Roesner auf einem 15 Meter langen und 4,5 Meter breiten holländischen Stahlschiff. Für den Bau der Küche habe er auch den alten Weidezaun seiner Eltern verwendet, die Lampen bestehen aus alten T-Shirt-Stoffen, „das Schiff ist nicht groß, aber individuell.“ Im Sommer sitze er nach den Dreharbeiten gerne auf seinem Deck, mit einem Glas Rotwein in der Hand. „Wenn es entspannt und gemütlich ist, ist das für mich einfach der größte Luxus.“ Wir stehen auf und gehen die wenigen Treppenstufen hinunter zum Geländer an der Hansawerft.

Bei Dreharbeiten leicht verletzt

Die Sonnenstrahlen bringen die Rheinoberfläche zum Glitzern. Roesner nimmt seine schwarze Kappe vom Kopf, fährt mit einer Hand durch seine Haare, setzt die Kappe wieder auf. Nur ein lässiges Accessoire? Nein. „Ich verstecke eine Beule. Beim Dreh vor ein paar Tagen musste ich auf eine große Matte springen und habe mir dabei eine Pumpgun gegen den Kopf gehauen", sagt der Schauspieler und lacht. Einen ungefährlicheren Job im Büro würde er aber auch für viele Millionen Euro nicht annehmen. Er braucht die Abwechslung und die Spannung. „Mir fällt es schon schwer, mich daran zu gewöhnen, wie jeder andere Mensch eine normale Arbeitswoche zu haben." Ein klassischer Stadtmensch sei er sowieso nicht.

Geboren wurde Roesner 1984 in Wiesbaden. Als er sechs Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm aufs Land: „Da bin ich wirklich frei aufgewachsen, habe im Wald immer Baumhäuser gebaut und konnte mit neun Jahren schon Jeep fahren." Mit 19 Jahren schloss er sein Abitur ab. Während seiner Ausbildung zum Filmbeleuchterassistenten merkte er, dass er eigentlich lieber vor die Kamera möchte.

Daraufhin nahm er an einem Camera-Acting-Workshop am Kölner Filmhaus teil und zog nach Los Angeles, um eine private Schauspielschule zu besuchen. „In der Zeit habe ich Hannes Jaenicke kennengelernt, und er wurde so eine Art Ziehpapa und Mentor für mich", erzählt Roesner, während wir unter einem großen, grünen Verladekran herlaufen, der vor dem Restaurant Joseph's, Agrippinawerft 22, seinen langen grünen Arm Richtung Himmel streckt. 

Sport und Skateboard

Roesner bleibt stehen und legt seinen Kopf in den Nacken: „Da könnte man so tolle Sachen draus machen. Zum Beispiel eine ganz kleine Ferienwohnung." Ein kurzer Gedanke, der am Skate Plaza Kap 686 am Agrippinaufer bereits wieder verflogen scheint. Roesner borgt sich spontan das Skateboard eines Fremden, der am Rand des Skate Plazas sitzt, und springt damit über einige der Hindernisse. Sport sei der Hauptbestandteil seines Lebens, erzählt er, und „wenn ich keine Bewegung bekomme, werde ich richtig unleidlich".

Die Hauptrolle bei „Alarm für Cobra 11“ sei eine gute Möglichkeit, den Schauspieler-Beruf mit seinem Bewegungsdrang zu kombinieren - denn viele seiner Stunts mache er selber. In der Freizeit tauscht er aber doch lieber das schnelle Auto gegen ein Surf-, Long- oder Wakeboard ein. „In Kalifornien bin ich nach dem Aufstehen immer erst einmal Wellenreiten gegangen. Dass das in Köln nicht geht, macht mir wirklich was aus. Aber wenigstens kann man am Bleibtreusee gut wakeboarden.“

Kurzurlaub in Holland

Wenn Roesner mal einen Tag Drehpause hat, fährt er kurzerhand mit seinem Board im Gepäck an die holländische Küste. Am liebsten nach Rotterdam. Ansonsten nimmt er das Fahrrad oder greift zu den Laufschuhen. Seine Lieblingsstrecke: Am Rhein entlang bis nach Rodenkirchen und dann auf der anderen Rheinseite wieder zurück. Doch genau dort am Ufer sieht er ein Problem: den Müll. Die gute Laune der Kölner „Manchmal schnappe ich mir einfach eine Tüte und sammel ihn ein. Manche Kinder fragen mich dann, was ich da mache und helfen mir ab und zu sogar. Das ist doch toll."

Er könnte sich sogar vorstellen, daraus ein soziales Projekt zu machen, denn „der ganze Müll vom Ufer fließt doch mit dem Rhein ins Meer." Ein letzter Blick auf das Wasser, dann setzen wir unseren Spaziergang fort. Schlendern in aller Ruhe bis zur Alteburger Straße in der Südstadt und bleiben vor der Hausnummer 41 stehen.

„In der Rosticceria Massimo gibt es die beste Pasta. Seit ich in Köln lebe, bin ich mit Dean Santoro und den anderen Jungs befreundet und darum gehe ich fast jeden Abend hier essen." Mit einer Besonderheit: Statt wie jeder andere Gast an einem Tisch zu sitzen, genießt er seine Pasta direkt in der Küche. „Da ist es viel lustiger." Vor allem die gute Laune der Kölner helfe ihm dabei, sich in seiner neuen Heimat wohlzufühlen. Denn gewohnt sei er die überfreundliche, zum Teil eher aufgesetzte Mentalität der Amerikaner an der Westküste. „Das ist mir aber tausendmal lieber, als wenn ich morgens zum Bäcker komme und die Bäckersfrau mir am liebsten direkt auf die Schnauze hauen möchte - so ist es teilweise in Berlin."

Doch trotz der kölschen Lebensart, dem Spaß am Job und den Freunden, die er hier gefunden hat, ist seine Zeit in Köln befristet: „Wenn es die Schäl Sick nicht gäbe und der Rhein zum Meer würde, könnte ich mir vorstellen, dauerhaft hier zu bleiben.“ Doch da das sicher nicht passiert, wird Roesner, wenn die Arbeit bei „Alarm für Cobra 11“ zu Ende geht, Köln wieder verlassen.

Natürlich in seinem Hausboot. Wehmut ist dabei nicht in seinem Blick zu sehen: „Ich finde es toll, schon an so vielen Orten gelebt zu haben. Dadurch habe ich, wenn ich mal etwas älter bin, ein großes Repertoire an Geschichten über Leute, Plätze oder Erlebnisse. So stelle ich mir meine eigene kleine Welt zusammen“, sagt er und lächelt. Roesner blickt auf sein Handy. 11 Uhr. „Oh je, ich bin schon viel zu spät“ - seine Kollegen warten bereits mit der Drehbuchbesprechung auf ihn. Doch obwohl die Zeit drängt, verabschiedet er sich ohne große Hektik. Den Weg zurück zum Auto legt er dann aber rennend zurück - wie man es von Paul Renner erwartet. 

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