Erweiterung des WinterquartiersRoncalli-Museum kommt nach Mülheim

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Der Roncalli-Chef Bernhard Paul.

Mülheim – Andenken an legendäre Clowns der Zirkusgeschichte wie Charlie Rivel, Grock und Francesco Caroli, Musikinstrumente von bekannten Rock- und Popstars sowie Kostüme und Alltagskleidung von einigen Hollywoodgrößen oder auch den Beatles: Bernhard Paul, der Chef des Circus Roncalli, hat in den vergangenen Jahrzehnten einiges zusammengetragen.

Die Idee, diese Schätze in einem Roncalli-Museum für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, trägt Paul schon lange mit sich herum. „Bewahren alleine ist ja schön und gut, aber ab und an muss man seine Schätzchen auch zeigen.“ Da er in Köln zunächst nicht die notwendige Unterstützung spürte, kamen auch andere Städte als möglicher Standort ins Gespräch.

Politik und Stadt unterstützen Erweiterung

Letztendlich hat sich Pauls Liebe für die Stadt und die Kölner durchgesetzt, zumal seine Ideen einer Erweiterung des Winterquartiers am Neurather Weg in Mülheim, der in Kürze auch offiziell Circus-Roncalli-Weg heißen wird, inzwischen von der Stadtverwaltung und der Kommunalpolitik unterstützt werden.

Paul: „Hier weht inzwischen ein anderer Wind, und ich fühle mich in Köln zu Hause.“ Derzeit ist der Zirkus mit verschieden Lagern und Abstellplätzen noch über mehrere Standorte im Stadtgebiet verteilt. Künftig soll alles auf einem rund 27 500 Quadratmeter großen Areal in Mülheim gebündelt werden.

Zum Winterquatier kommen drei Grundstücksparzellen hinzu

Zum bereits bestehenden Winterquartier (10.000 Quadratmeter) will Paul zwischen Berliner Straße, Neurather Weg und Bahntrasse noch drei angrenzende Grundstücksparzellen – zwei liegen brach, eine wird von einem Autohändler genutzt – von der Stadt kaufen. Geplant ist dort ein Betriebshof mit Werkstatt-, Lager- und Stellflächen sowie ein Museums- und Eventkomplex.

Nachdem Oberbürgermeisterin Henriette Reker die entsprechende Verwaltungsvorlage unterzeichnet hatte, um das notwendige planrechtliche Verfahren zu starten, wurde dieses nun ohne lange Diskussion und Änderungswünsche von den Mülheimer Bezirksvertretern bestätigt. „Ich hatte eine langes und recht angenehmes Gespräch mit Bernhard Paul“, sagte Mülheims Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs.

Roncalli wächst seit Jahrzenten stetig

„Der Zirkusdirektor hat mich ausführlich über das bestehende Winterquartier geführt und mir die Arbeit in den Werkstätten sowie Teile seiner Sammlung gezeigt. Wenn sich Pauls Vorstellungen realisieren lassen, wird das ein echtes Highlight für unseren Stadtbezirk, für Köln und weit darüber hinaus.“

Vor 33 Jahren hatte der Roncalli-Chef am Neurather Weg das ehemalige Winterquartier des früheren Circus Williams erworben. Neben einem aufwendig gestalteten Wohnhaus der Familie Paul sind dort Werkstätten, Lager- und Logistikflächen entstanden. In den letzten Jahrzehnten ist Roncalli mit verschiedenen Firmen und Unternehmensteilen stetig gewachsen.

So entstand in Porz vor zwei Jahren als „Winterquartier 2“ ein zweiter Standort des Unternehmens. Dort ist der Fuhrpark angesiedelt. Ziel der Planung ist es, so Oberbürgermeisterin Reker, „das traditionsreiche Unternehmen mit seinen insgesamt 150 Beschäftigten an seinem Kölner Standort zu sichern und für eine zukunftsfähige Entwicklung breiter aufzustellen“. Das mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbare Areal könne, so heißt es, „ein attraktives, stadtweit bedeutsames Freizeitangebot für Kölner Bürger werden.“

Museumsbereich

Auf dem Grundstück des Winterquartiers soll zukünftig unter dem Arbeitstitel „Boulevard of broken dreams“ die größte europäische Sammlung rund um die Geschichte des Zirkus’ in aller Welt präsentiert werden. Mit Plakaten, einer Bibliothek und einem umfangreiches Filmarchiv sollen neben der Welt der Manege auch die Historie des Varieté, die Geschichte des Jahrmarktes und der alten Karusselle erlebbar werden.

Zudem verfügt Roncalli über die größte Sammlung historischer Läden. Paul: „Ich habe die Einrichtung von zehn bis zwölf alten Caféhäusern in Wien aufgekauft und gelagert.“ Daher ist in dem Museums- und Erlebniskonzept – hierfür sollen die vorhanden Bauten teilweise aufgestockt werden – auch ein Café vorgesehen. Nach heutiger Planung soll die Schau an den verlängerten Wochenenden von Donnerstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet werden.

Eventbereich

Eingerahmt vom Museumskomplex soll eine Eventhalle entstehen – mit einem schmiedeeisernen Zirkus-Kuppeldach aus Brüssel aus dem Jahr 1900. Diese Veranstaltungshalle mit ihrer flexiblen Nutzung kann zudem von einzelnen Bürgern und Familien, Firmen und Institutionen für Feste und Veranstaltungen angemietet werden und bietet Platz für 60 bis zu rund 1000 Besucher.

Zudem möchte sich Roncalli hiermit dann auch für verschiedene Kölner Veranstaltungsreihen wie „Musik-“ und „Literatur in den Häusern der Stadt“ oder die „Passagen“ öffnen. Auch seine eigenen Diner-Shows wie „Panem et Circenses“ will Roncalli dort künftig präsentieren.

Werkhof

Der Werkhof soll auf drei angrenzende, noch-städtische Grundstücke (17500 Quadratmeter) mit einen Zugang zum Neurather Weg im Norden und zur Berliner Straße im Osten verlagert werden und dann auch die gewerblichen Nutzungen sowie den Fuhrpark der Zirkus-Firma beherbergen.

Dort sollen die Roncalli-Zirkuswagen untergestellt, umgebaut und repariert werden. Auch die Werkstätten mit hochspezialisierten Handwerkern sollen dorthin umziehen. Zudem sollen hier alle Zirkuszelte gelagert und diejenigen Teile der Sammlungen untergebracht werden, die temporär nicht im Museumskomplex gezeigt werden können.

Zeitplan

Einen abschließenden Beschluss zur Einleitung des Planverfahrens strebt die Verwaltung noch vor den Sommerferien an. Ein großer Teil der notwendigen Fachgutachter (Artenschutz, Verkehr, Lärm, Boden) ist bereits beauftragt. In den kommenden Wochen geht die Verwaltungsvorlage in den Wirtschaftsausschuss (22. Juni), den Ausschuss für Umwelt und Grün (29. Juni) und den Stadtentwicklungsausschuss (6. Juli). Voraussichtlich nach den Sommerferien wird die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand des Planungskonzeptes informiert und zu Stellungnahmen aufgefordert – im Bezirksrathaus in Mülheim sowie im Stadthaus in Deutz.

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