Transportleitung der BahnDas passiert bei Störungen

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Verkehrsdisponenten sitzen in Duisburg in der Transportleitung der Deutschen Bahn vor Bildschirmen

Duisburg – Am Morgen ist plötzlich Stromausfall in Ratingen. Der legt auch das Stellwerk der Deutschen Bahn lahm. Erster Aufreger des Tages für die Pendler in der S 6 von Essen nach Köln-Nippes, denn die bleibt auf der Strecke. Stillstand. Der Alarm geht sofort an die Schaltzentrale der DB Regio NRW in Duisburg mit dem sperrigen Namen „Transportleitung“.

Augenblicklich läuft das Räderwerk für schnelle Lösungen an. Störfälle im größten Ballungsraum Europas sind das Hauptgeschäft der 50 Helfer, die den Nahverkehr der Bahn von hier aus so schnell wie möglich wieder in Gang bringen.

Bahnkunden sind gut vernetzt

Stefanie Schnothale (25) trifft als Verkehrsdisponentin gleich eine wohlüberlegte Entscheidung: Wegen der vielen Reisenden lässt sie die S-Bahnen jeweils in Essen-Kettwig und in Düsseldorf wenden und zurückfahren. Zwischen den Wendepunkten setzt sie Ersatzbusse im Ratinger Raum ein. Störfälle können weitreichende Auswirkungen auf andere Linien und Anschlüsse haben. Die gilt es, klein zu halten.

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Streckenagentin Ines Kraayvanger (46) informiert die Fahrgäste zugleich über die Dienste Twitter und Whatsapp. Viele Bahnkunden sind gut vernetzt, fast 12 000 sind Follower und 20 000 Abonnenten. Die meisten bekommen die S 1 und den RE 1 direkt aufs Smartphone. Der Dialog wird seit rund zwei Jahren gepflegt. Er habe das Klima zwischen Bahn und Fahrgast zum Positiven verändert, findet der Chef der Transportleitung, Dirk Staymann.

Fahrgäste werden besser informiert

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Der Leiter der Transportleitung der Deutschen Bahn, Dirk Staymann.

Der 33-Jährige könnte sich als Buhmann für den Ärger fühlen, den Passagiere an die Bahn adressieren. Der kommt oft pauschal und pur rüber. Doch lieber sehen sich Staymann und sein 50-köpfiges Team als reaktionsschnelle Problemlöser, Weichensteller, Fallmanager. „Die Leute draußen in den Zügen oder Bahnhöfen erhalten mehr Details als früher, um sich bei Störfällen ein besseres Bild der Lage machen zu können,“ versichert Staymann.

Die Schaltzentrale der Transportleitung in Duisburg ist ein abgeschotteter Arbeitsbereich. Gedämpftes Licht, konstantes Raumklima. Die Konzentration ist hoch. Jederzeit kann eine Meldung hereinkommen. Manchmal mehrere gleichzeitig. Beispiele: Kinder spielen im Gleis, Bäume stürzen um, Oberleitungen reißen ab, Loks haben Pannen, Türen öffnen nicht mehr, Signale fallen aus, Randalierer toben im Zug, Diebe klauen Kupfer, Böschungen brennen, Bomben werden im Erdreich entdeckt.

„Jede dritte Störung hängt mit den Fahrzeugen zusammen“

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Der Pressesprecher der Deutschen Bahn in Nordrhein-Westfalen, Dirk Pohlmann.

Der DB liegen zwar nach eigenen Angaben keine detaillierten Zahlen vor zu den Störfällen und Gründen. „Aber wir haben eine Faustformel“, sagt Sprecher Dirk Pohlmann. Ein Drittel der Störungen hänge mit Gründen von Außen zusammen, darunter Gewitter oder Personen auf den Gleisen. „Ein weiteres Drittel hat mit der Infrastruktur zu tun, jede dritte Störung hängt mit den Fahrzeugen zusammen“, sagt Pohlmann.

Die Teams arbeiten rund um die Uhr. Die Disponenten haben ganze Wände aus Monitoren vor sich. In dem Wirrwarr aus Linien und Farben zeigen sich sämtliche 2700 Zugfahrten im Land und wo die Züge gerade unterwegs sind. Notrufe kommen per Telefon oder Email herein.

In Ratingen sind Stromausfall und Stellwerksstörung an diesem Tag nach drei Stunden behoben. Zehn Verbindungen blieben in dem Zeitraum dank der Ersatzbusse bestehen. Keine Ausfälle. Die Verspätung der Züge hat sich am Ende auf nur 29 Minuten summiert. (dpa)

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