BonnSiegauen-Vergewaltiger schuldfähig – Gutachter attestiert Narzissmus

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Polizisten einer Einsatzhundertschaft bei der Spurensuche in der Siegaue.

Polizisten einer Einsatzhundertschaft bei der Spurensuche in der Siegaue.

Bonn – Eric Kwame X. geriet außer sich, als die Vollzugsbeamten der JVA Köln ihn wegen des verkohlten Zellenbodens zur Rede stellten.

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gab der mutmaßliche Vergewaltiger einer Studentin in der Bonner Siegaue zwar zu, das Feuer entfacht zu haben, rastete dann aber aus. Wütend schlug der Untersuchungshäftling auf die Bediensteten ein und konnte nur mit Mühe zur Räson gebracht werden. Dabei trug der 31-jährige Asylbewerber aus Ghana eine Jochbeinprellung davon. Nach dem Vorfall wurde er in einen besonders gesicherten Haftraum verlegt.

Es war der Beginn wochenlanger Randale: Immer wieder beschimpfte Eric X. die JVA-Beamten, drohte mit Prügel oder wollte sich umbringen, sollte man ihn nicht freilassen. Mitte Mai sah sich die JVA-Leitung genötigt, den Gefangenen an Händen und Füßen zu fesseln.

Eric X. gebärdete sich wie ein Wahnsinniger: Er werde sich den Weg freikämpfen, brüllte er. Anfang Juli lief er wieder aus dem Ruder und landete erneut in einer speziellen Sicherheitszelle.

Im Gefängnis randaliert

Der Krawall hinter Gittern passt zu dem aggressiv-gewalttätigen Bild, das ein psychiatrische Gutachter von dem Angeklagten zeichnet. Der Sachverständige stuft den Mann zwar als schuldfähig ein, dennoch stelle sich bei ihm die Frage einer seelischen Abartigkeit.

In der Nacht zum 2. April soll der 31-Jährige in der Bonner Siegaue das Zelt eines jungen Camperpaares mit einer großen Astsäge aufgeschnitten haben, um die Frau anschließend im Freien zu vergewaltigen.

Der Freund des Opfers verharrte panisch vor Angst im Zelt und musste mitanhören, wie seine Freundin missbraucht wurde. Kurz nachdem er die Polizei per Handy alarmieren konnte, floh der Täter.

Sechs Tage später fassten die Ermittler den Gesuchten nach dem Hinweis einer Passantin am Rheinufer in Bonn-Beuel. Inzwischen wurde der Sohn eines Plantagenbesitzers aus Takoradi, der drittgrößten Stadt seines Heimatlandes, wegen Vergewaltigung und räuberischer Erpressung in einem schweren Fall angeklagt.

Vom 25. September an soll er sich vor Gericht verantworten. Dabei wird die psychiatrische Analyse seiner Persönlichkeit eine entscheidende Rolle spielen: Laut der forensischen Expertise leidet X. an einer Persönlichkeitsstörung.

Unschuld beteuert

Ein Narzisst, der sich selber überhöht, impulsiv, aggressiv, kaum fähig, sein Ich-bezogenes Handeln selbstkritisch zu hinterfragen. Einer, der nicht zu Gefühlen gegenüber seinen Mitmenschen fähig scheint. Anhand einer Checkliste taxiert der Sachverständige in seiner Expertise das Rückfallrisiko bei dem 31-jährigen auf bis zu 46 Prozent.

Von Reue oder Scham jedenfalls scheint bei dem mutmaßlichen Sexualstraftäter keine Spur zu sein. Er sei Opfer der Justiz, sagte er dem Gutachter. Immer wieder beteuerte er seine Unschuld, obwohl ihn ein DNA-Gutachten eindeutig als Täter überführt.

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Kurz nach seiner Festnahme hatte der Eric X. im Polizeiverhör berichtet, dass er als Sohn eines reichen Plantagenbesitzers aufgewachsen sei. Sein Vater habe ihn wie seinen Kronprinzen behandelt. Der Sohn musste offenbar nie lernen, mit Niederlagen umzugehen. Experten sprechen in solchen Fällen von einer Art „narzisstischer Dauerdusche“.

Das änderte sich, als der Vater starb. In der Familie entspann sich ein Erbstreit. Eric X. geriet mit einem Schwager aneinander. Im Streit will er ihn mit einem Knüppel erschlagen haben. Anschließend flüchtete der Täter vor der Rache der Familie zunächst nach Libyen, bevor er 2016 in Italien einreiste.

Asylantrag abgelehnt

Von dort aus reiste er im Februar des folgenden Jahres weiter nach Deutschland und beantragte hier Asyl. Er kam in einem Flüchtlingsheim in Sankt Augustin unter. Einen Monat später lehnte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seinen Asylantrag ab, weil er schon in Italien um Aufnahme gebeten hatte. Seit jenem 17. März hätte Eric X. abgeschoben werden können. Nichts dergleichen geschah.

Er träume von einer Karriere als Profi-Kicker, hat Eric X. dem psychiatrischen Gutachter erzählt. Dass er mit 31 Jahren wohl zu alt dafür ist, kümmert ihn nicht. Altersbedingte Beeinträchtigungen mögen für andere gelten, aber nicht für ihn, glaubt er.

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