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„Schandmal“Politik fordert akute Schritte bei Haltestelle Geldernstraße

Lesezeit 4 Minuten
Die U-Bahn-Linie 13 sowie die S-Bahn-Linie 11 halten an der Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel.

Die U-Bahn-Linie 13 sowie die S-Bahn-Linie 11 halten an der Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel.

Köln-Bilderstöckchen/Nippes – Das Bild ist leider immer noch weitgehend das gleiche wie seit Jahr und Tag. Schummrige Düsternis, Schmutz, Uringestank, Taubendreck und wilde Graffiti empfangen Fahrgäste und Passanten, wenn sie die vor 40 Jahren erbaute S- und U-Bahn-Haltestelle Geldernstraße/Parkgürtel betreten oder durchqueren.

Die Klagen von Bürgern sind Legion; ebenso die politischen Forderungen nach Abhilfe gegen den Angstraum: Bereits seit Jahrzehnten gibt es Anträge für mehr Sauberkeit; Ende 2013 beschlossen Bezirksvertretung Nippes und Verkehrsausschuss ein Zehn-Punkte-Programm, um den Haltestellen-Komplex für 395.000 Euro heller, transparenter und weniger furchteinflößend zu gestalten – etwa mit neuen Leuchten, helleren Decken und Böden, der Entfernung der Graffiti nebst Schutzschicht, dem Rückschnitt des Grün-Wildwuchses rund ums Bauwerk und der Schließung der Hohlräume im Fußgängertunnel, gegen dort nistende Tauben und wild entsorgten Müll.

Doch passiert ist bisher wenig – lediglich die Durchgänge sind etwas heller, seit die Rhein-Energie dort im Vorjahr stärkere Leuchten installiert hat. Und die eigentliche Haltestelle - die Bahnsteige sowie die direkten Zugänge - präsentierte sich bei der Besichtigung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ recht adrett.

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Die Bezirksvertretung Nippes will nun nicht mehr länger warten: Sie berief eine Aktuelle Stunde zur Haltestelle ein, zu der Vertreter von Bahn, KVB und Stadt eingeladen waren. "Diese Aktuelle Stunde hat zum Ziel, dass endlich etwas passiert", so der Nippeser Bezirksbürgermeister Bernd Schößler (SPD). "Wir sind sie den Bürgern in Nippes, Bilderstöckchen, Mauenheim und Umgebung schuldig."

Bahn-Vertreter bleiben bei Aktueller Stunde fern

Der Einladung folgte ein Team von Stadt und KVB, mit Uwe Grimsehl vom Amt für Brücken und Stadtbahnbau und KVB-Verkehrsplaner Ulf Bohndorf. Schmerzlich vermisst wurde ein Vertreter der Bahn, die wegen des S-Bahn-Halts Miteigentümerin des Bauwerks ist. "Wir wollten einen Mitarbeiter der DB Station & Service hinschicken", hieß es in der Pressestelle der DB Regio NRW auf Anfrage des "Kölner Stadt-Anzeiger". "Er hatte sich jedoch krankgemeldet; in der Kürze war leider keine Vertretung zu bekommen."

Grimsehl bat um Entschuldigung fürs Warten. "Wir haben stadtweit unheimlich viele Projekte. Einige mussten wir vorziehen, etwa die Domumgebung und die Via Culturalis in der Altstadt." Am Geld werde die Sanierung nicht scheitern; die Etatmittel seien fest reserviert, versicherte er. Damit gaben sich die Politiker nur teils zufrieden.

"Wer bestimmt denn eigentlich, welche Projekte wichtig sind und welche nicht? Diese Haltestelle ist ein Schandmal für unseren Bezirk", schimpfte SPD-Fraktionschef Horst Baumann. "Auch die Via Culturalis ist bis nächstes Jahr nicht fertig zu bekommen", ergänzte sein CDU-Kollege Christoph Schmitz. Sie nutze die Haltestelle selbst nicht, wenn sie abends aus Dormagen komme, so Bärbel Hölzing (Grüne). "Ich steige in Chorweiler aus der S-Bahn und fahre mit dem Bus nach Nippes."

Die Eigentumsverhältnisse in der Haltestelle sind schwierig, stellte sich in der Debatte heraus: So seien etwa die Wege durch die Haltestelle städtisches Eigentum, die Mauern und Wände gehörten aber der Bahn. Das macht auch die Suche nach Lösungen schwerer.

Kombinierter Abfahrtsmonitor soll kommen

Grimsehl sicherte zu, dass es nun schneller gehen werde. "Ziel ist, dass es im nächsten Jahr klappen kann, vielleicht in kleineren Abschnitten, damit man Schritt für Schritt vorwärts kommt." Auch Bohndorf hatte eine gute Nachricht - so werde es den ebenfalls geforderten kombinierten Abfahrts-Monitor für S-Bahnen, Stadtbahnen und Busse auf mittlere Sicht geben. Momentan fehlten Etat-Mittel, aber "technisch wäre sie kein Problem. Wir haben so eine Tafel schon an der Venloer Straße/Gürtel und Weiden-West."

Als Beschluss verfassten die Politiker letztlich den Auftrag an die Verwaltung, mit dem Bürgeramt die Sanierung zu koordinieren und Bericht zu erstatten. "Es wäre nicht vermessen, das in einem Jahr zu schaffen", betonte Schößler. Und ein Vermittler und Koordinator fand sich ebenfalls in der Sitzung: Der Nippeser Bürgeramtsleiter Ralf Mayer stellte sich freiwillig zur Verfügung. "Ich übernehme es gern, weil es so ein wichtiger Bereich ist - und will mit Ihnen zusammenarbeiten", sagte er zu Bohndorf und Grimsehl.

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