Dorf in MuchOrtstafel von Pillenhof ist ein beliebtes Souvenir

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Much – Es gibt viele lustige und skurrile Ortsnamen im Rhein-Sieg-Kreis. Eine besonders hohe Dichte an kuriosen Namen weist die Gemeinde Much auf. 114 Ortsteile umfasst sie. Darunter sind Namen wie Amtsknechtwahn, Losskittel und Todtenmann.

Ein weiteres Beispiel für solch lustige Namen ist der Ortsteil Pillenhof an der Bundesstraße 56. Bis in die 60er-Jahre wohnten hier nur vier Familien, die allesamt von der Landwirtschaft lebten. Heute zählt das kleine Dorf 54 Einwohner, von denen kaum noch einer Ackerbau und Viehzucht betreibt. Nur ein Nebenerwerbslandwirt kümmert sich noch um die Wiesen des zwei Hektar großen Ortes.

Wenn man an der einzigen kleinen Wegkreuzung in Pillenhof steht, kann man nicht glauben, dass größere Dörfer wie Much und Seelscheid ganz in der Nähe liegen. Die einzigen drei Straßen des Dorfes sind eng und es kommen schwer zwei Autos aneinander vorbei. Ringsum die 16 Wohnhäuser, liegen Äcker, Wiesen und Feldwege, die gerne für Spaziergänge genutzt werden.

Doch woher stammt wohl der Ortsname Pillenhof? Die Einen vermuten, dass der Name von einer besonderen Geflügelsorte stamme, die dort früher angeblich gezüchtet wurde, Andere wiederum erzählen, dass wohl mal eine Kräuterfrau in dem Dorf gewohnt haben solle. „Also mit den Bayerwerken hat es sicher nichts zu tun“, meint Helmut Thelen, Bewohner Pillenhofs. Aber woher der Name wirklich stammt, kann auch er nicht sagen. Hartmut Benz, Historiker und Archivar aus Ruppichteroth, kennt sich da aus. „Der Name rührt von der damaligen Pächterfamilie Piel“, erklärt er.

Bereits 1555 wurde Pillenhof erstmals urkundlich erwähnt. Laut Benz gehörte die Siedlung damals zum Einzugsgebiet der Burg Seelscheid. Heute erinnern nur noch die Straßennamen „Burggasse“ und „Im Burgfeld“ an die Festung.

Zu dieser Zeit stand in Pillenhof ein Bauerngut, das von der Pächterfamilie Piel bewirtschaftet wurde und seitdem als Pielshof bekannt war. „Über die Jahre wandelte sich der Name zu Peilshof und schließlich zu Pillenhof,“ erklärt der Historiker Benz.

Dass so ein Ortsname aber auch das ein oder andere Mal zu Problemen führt, weiß Edward Tetzeli de Rosador, Bewohner Pillenhofs: „Das Ortsschild wurde uns öfter mal geklaut, darum hat die Gemeinde es jetzt festschweißen lassen.“ Dass Ortsschilder mit lustigen Namen oder von beliebten Orten entwendet werden, ist nichts Neues. So ist besonders der Ort Wacken in Norddeutschland dafür bekannt, dass sein Schild zu Zeiten des Wacken-Open-Air gerne mal verschwindet.

Doch dass dies kein Spaß ist, sondern sehr gefährlich sein kann, wird meist nicht beachtet. „Wenn das Straßenschild fehlt, das an der B 56 steht, dann übersehen die meisten Autofahrer die Einfahrt. Das ist sehr gefährlich“, gibt Helmut Thelen zu bedenken. Weiter sagt er: „Das Straßenschild stand nie länger als drei Wochen, bevor es endlich sicher befestigt wurde.“ Der Grund ist ganz klar. „Der Name war einfach zu interessant“, erzählt Thelen grinsend.

Also hat der Name Pillenhof nichts mit Geflügel, Kräuterfrauen, Tabletten oder der „Pille“ beim Fussball zutun. Trotzdem wird sich bestimmt auch der nächste Autofahrer, der das Schild nicht kennt, über den lustigen Ortsnamen amüsieren.

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