Millionen-Bescherung für Kreis EuskirchenMinisterin verteilt Förderbescheide und unterstützt Wiederaufbau

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NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) übergibt im Dezember 2022 einen Förderbescheid für den Wiederaufbau nach der Flut an den Vorstand des Erftverbandes, Bernd Bucher.

Auf ihrer Fahrt durch den Kreis machte NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) auch im Euskirchener Erftpark Station, rechts neben ihr Bernd Bucher.

Förderbescheide für den Kreis Euskirchen: Als „vorweggenommenes Weihnachtsgeschenk“ verteilt NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) Gelder für den Wiederaufbau nach der Flut. 

NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) war in den Kreis Euskirchen gekommen, um Geld zu verteilen – zwei Tage vor Heiligabend. Da kam Landrat Markus Ramers (SPD) „um die Floskel vom vorweggenommenen Weihnachtsgeschenk nicht herum“, wie er es   formulierte.

Ramers nahm von Scharrenbach ebenso einen Förderbescheid über Mittel für den Wiederaufbau nach der Flut entgegen wie Weilerswists Kämmerer Alexander Eskes und der Vorstand des Erftverbands, Dr. Bernd Bucher.

Förderbescheid nach der Flut: Kreis Euskirchen

Dass die Kreisverwaltung die Übergabe im Thomas-Eßer-Berufskolleg (TEB) über die Bühne gehen ließ, kam nicht von ungefähr. Der große Komplex an der Kommerner Straße in Euskirchen ist von der Flut schwer getroffen worden. Das Kolleg und andere Schulen gehören zu den großen Posten im Wiederaufbauplan des Kreises, den das Land mit gut 215 Millionen Euro ausstattet.

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„Das dürfte Rekord für den Kreis Euskirchen sein“, sagte der Landrat. „Auf diese gewaltige Summe hätte ich dennoch gerne verzichtet, denn sie zeigt ja in aller Deutlichkeit, welch verheerende Schäden die Flutkatastrophe verursacht hat“, ließ Ramers sich zudem in einer Pressemitteilung zitieren.

Er erinnerte an die immense Arbeit, die der Kreis unmittelbar nach der Flut zu erledigen hatte. Beispielhaft nannte er die Müllbeseitigung und die Beratung für Flutopfer. „Und auch jetzt haben wir noch viel zu tun.“

Für die Sanierung des TEB sind im Wiederaufbauplan 36,4 Millionen Euro vorgesehen. Hinzu kommen 55,2 Millionen für einen Ersatzneubau. Er wird nach Ramers’ Angaben notwendig, weil ein Trakt der Schule aus statischen Gründen nicht wiederaufgebaut werden kann.

Für die Sanierung des Berufskollegs Eifel (Kall) sind 60 Millionen Euro angesetzt, für die St.-Nikolaus-Schule (Kall) 22,8 Millionen, für die Hans-Verbeek-Schule in Euskirchen 21,6 Millionen. Ramers kündigte an, die Schulen zukunftssicher zu gestalten: „Das wird ein echter Modernisierungsschub für die schulische und berufliche Bildung im Kreis Euskirchen.“

Scharrenbach sprach von einem „echten Meilenstein“, den der Kreis mit der Förderbewilligung erreiche, denn er habe nun die Sicherheit, seine Wiederaufbauvorhaben in die Tat umsetzen zu können. Der Umfang der Förderung zeige, „wie intensiv die Katastrophe hier gewirkt hat“.

Der Kreis habe noch viel vor der Brust. „Aber ich bin sicher: Das wird gut gelingen, denn Sie haben eine motivierte Mannschaft“, sagte die Ministerin zum Landrat. Er betonte, dass der Förderbescheid nur die Schäden spiegele, die dem Kreis entstanden seien. Im öffentlichen und privaten Bereich insgesamt habe die Katastrophe Schäden in Milliardenhöhe angerichtet.

Förderbescheid für Erftverband über rund 23,4 Millionen Euro

Im Euskirchener Erftpark übergab Scharrenbach an Erftverbandschef Bernd Bucher einen Förderbescheid über rund 23,4 Millionen Euro. Dieses „schöne Weihnachtsgeschenk“ sei extrem wichtig, sagte er.

Die Höhe des Gesamtschadens, der an Hochwasserrückhaltebecken, Regenüberlaufbecken, Ufermauern- und böschungen, Kläranlagen und Pumpwerken entstand, bezifferte der Vorstand mit mehr als 40 Millionen Euro. Die Versicherungen hätten nur einen Teil abgefedert. So blieb eine große Lücke, „die nun geschlossen wird“, dankte Bucher der Ministerin.

Der Verband arbeite die Schäden zusätzlich zum Tagesgeschäft ab. Allein im Gewässernetz seien 108 Baumaßnahmen notwendig, davon habe man 89 abgeschlossen. Zu den am stärksten betroffenen Anlagen gehören das Hochwasserrückhaltebecken Weilerswist-Horchheim, die Ufermauern in Swisttal-Odendorf und die Kläranlage in Erftstadt-Köttingen. Dort belief sich die Schadenshöhe auf 18 Millionen Euro.

Im Förderbescheid ist das Klärwerk mit 9,6 Millionen Euro aufgeführt. Die Arbeiten werden nach dem jetzigen Stand bis Mitte 2025 andauern. „Den Wiederaufbau nutzen wir zur Optimierung und Modernisierung der Anlage“, sagte Bucher. Scharrenbach drückte es so aus: „In der Krise liegt die Chance, es besser zu machen, als es war.“

Unterstützung bei Wiederaufbau: Fördergelder für die Gemeinde Weilerswist

Auch für Weilerswist gab es ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk aus Düsseldorf: 14,3 Millionen Euro Fördergelder wurden der Gemeinde bewilligt. Mit dem Geld wolle das Land die Gemeinde insbesondere beim Wiederaufbau und der Instandsetzung von Wirtschaftswegen und Brücken unterstützen, sagte Ina Scharrenbach bei der Übergabe des Bescheides.

Von der Gesamtsumme seien vier Millionen Euro für die Wiederherstellung der Wirtschaftswege vorgesehen und 3,9 Millionen Euro für die Sanierung von Brücken. Zwei Millionen Euro flössen zudem in Schulen und Kindergärten.

2,1 Millionen Euro gingen an die private Wiederaufbauhilfe der Bürger. An den Bewilligungszahlen zeige sich die zügige und unkomplizierte Abwicklung auf kurzen Dienstwegen, sagte Alexander Eskes. Von 579 gestellten privaten Anträgen befänden sich aktuell bereits 576 im Bewilligungsprozess.

„Ich bin einfach nur dankbar“, sagte Marcelle Kristen-Dechamps, Fraktionsvorsitzende der Grünen und selbst vom Hochwasser betroffen. In den eigenen vier Wänden habe auch sie erlebt, welchen Schaden das Hochwasser anrichtete und wie langwierig die Auswirkungen seien. Nicht nur in der Gemeinde, auch privat kämpfe sie wie so viele noch immer mit den Folgen der Flut.

Deswegen gibt sie zu bedenken, dass in Zukunft nicht nur in den Wiederaufbau, sondern auch in den Hochwasserschutz selbst investiert werden müsse. „Meine größte Sorge ist, dass wir alles wieder aufbauen und dann erneut getroffen werden.“

Schließlich könne man nie vorhersagen, ob die nächste Flut in 20 Jahren komme, oder vielleicht schon morgen. Deswegen fordert Kristen-Dechamps, dass die Gemeinden nicht nur Wiederaufbau betreiben, sondern eben auch das, was bereits wiederaufgebaut wurde, auch gesichert wird. Man brauche Schutz, einen Plan und ein Konzept für die Zukunft, forderte die Fraktionsvorsitzende.

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