Abo

Mutmaßliche Vergewaltigung einer UkrainerinErst Schutz angeboten, dann missbraucht

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (2)

Ein Mann aus Herne soll einer Ukrainerin eine Schlafgelegenheit versprochen, sie dann aber vergewaltigt haben. Die Polizei warnt vor mutmaßlichen Tätern, die sich an Bahnhöfen postieren, um Hilfe suchende Geflüchtete abzufangen.

Düsseldorf – Erneut ist eine ukrainische Frau in NRW nach ihrer Flucht vor dem russischen Angriffskrieg mutmaßlich vergewaltigt worden. Wie die Staatsanwaltschaft Bochum dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mitteilte, steht ein 43 Jahre alter Mann im Verdacht, das Opfer sexuell missbraucht zu haben. Erst jetzt wurde bekannt, dass der Beschuldigte bereits seit dem 18. März in Untersuchungshaft sitzt.

Den Angaben zufolge war das Opfer, eine 25 Jahre alte Mutter, mit ihrem Sohn nach ihrer Flucht aus der Ukraine bei dem Beschuldigten in Herne untergekommen. Der Kontakt soll über ein privates Unterkunftsangebot zustande gekommen sein. In der Wohnung soll sich dann das Verbrechen zugetragen haben. 

Opfer konnte Angehörige mit dem Handy kontaktieren

Laut einem Sprecher der Bochumer Staatsanwaltschaft gelang es dem Opfer nach der Tat via Handy Angehörige einzuschalten. Diese riefen umgehend die Polizei, die den Beschuldigten festnahm. Derzeit steht Aussage gegen Aussage, die Ermittlungen laufen noch, berichtete der Behördensprecher.

Es ist der zweite mutmaßliche Vergewaltigungsfall einer geflüchteten Ukrainerin in NRW seit dem Beginn des Krieges. Auf einem Düsseldorfer Hotelschiff, in dem 88 ukrainische Migranten untergebracht waren, soll eine 18-jährige Ukrainerin vor dreieinhalb Wochen durch einen gebürtigen Nigerianer und einen Tunesier nacheinander vergewaltigt worden sein. Zumindest Letzterer verfügte über einen echten ukrainischen Aufenthaltstitel. Wie der gebürtige Nigerianer auf das Schiff kam, ist noch unklar.

Peter Biesenbach zeigt sich entsetzt

Auf Anfrage dieser Zeitung zeigte sich NRW-Justizminister Peter Biesenbach entsetzt über die Fälle. Es sei schlimm, „wenn durch Krieg und Flucht traumatisierte Menschen erneut zu Opfern werden, nachdem sie bei uns angekommen sind und sich eigentlich in Sicherheit wiegen dürfen“.

Mit Blick auf die beiden mutmaßlichen Sexualverbrechen sprach der CDU-Politiker zwar von Einzelfällen. Zugleich versicherte Biesenbach, „dass die Strafverfolgungsbehörden allen Hinweisen dieser Art konsequent nachgehen und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verfolgen“.

In dem Zusammenhang registrierte das Innenministerium seit dem Beginn der Flüchtlingsströme aus der Ukraine sechs Sexualdelikte. So bot beispielsweise ein Mann über soziale Netzwerke seine Unterkunft als Bleibe für geflüchtete Ukrainer an. Als eine Betroffene das Angebot annahm und ihn aufsuchte, entblößte er sich vor ihr. 

Warnung vor Zuhältern und Menschenhändlern

Seit geraumer Zeit warnen die Sicherheitsbehörden vor Sexualstraftätern, Zuhältern und Menschenhändlern, die das Leid der in der Mehrzahl geflüchteten Frauen und Kinder aus der Ukraine ausnutzen wollen. In dem Zusammenhang hat das Innenministerium alle Kreispolizeibehörden durch einen Erlass für das Thema sensibilisiert.

Justizminister Biesenbach weist zudem darauf hin, dass die im Land tätigen Fachberatungsstellen durch den bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel (KOK) e.V. mit Informationsmaterial auf Ukrainisch und Russisch ausgestattet wurden. Auch die International Organization for Migration Deutschland (IOM) habe einen Flyer für geflüchtete Ukrainer und Ukrainerinnen herausgegeben. Das Info-Blatt liefert wichtige Sicherheitshinweise bezüglich etwaiger Menschenfänger, die meist an den Bahnhöfen stehen, um nach Opfern aus der Ukraine Ausschau zu halten. Zudem hat das Ministerium die Justizbehörden ebenfalls gebeten, die zuständigen Abteilungen für Sexualdelikte auf das Thema aufmerksam zu machen und Flyer mit Hilfetelefonangeboten für Geschädigte anzubieten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Justizminister Biesenbach fürchtet, dass der sexuelle Missbrauch gerade auch von geflüchteten Frauen weiterhin ein Problem bleiben wird. „In den Medien wird über Menschen berichtet, die via Social Media eine Privatunterkunft für Geflüchtete anbieten mit anzüglichen und widerlichen „Bedingungen“ etwa dergestalt, dass Frauen dann bitte nackt in der Wohnung herumzulaufen hätten. Das ist unerträglich“, befindet der Christdemokrat. Der Minister sprach zudem von Fällen, „in denen sich Menschen ohne entsprechenden Hintergrund als Geflüchtete ausgaben, um damit Vorteile zu erlangen. Eine solche Ausnutzung der gegenwärtigen Notlage für den eigenen Vorteil ist besonders verwerflich.“

KStA abonnieren