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Der richtige TropfenWelcher Wein passt?

Lesezeit 4 Minuten
Ein guter Wein gehört zu gutem Essen einfach dazu. Doch welcher Wein ist der Richtige?

Ein guter Wein gehört zu gutem Essen einfach dazu. Doch welcher Wein ist der Richtige?

Welcher Wein passt zu welchem Essen? Diese Frage führt schnell und häufig zu überholten und oberflächlichen Genuss-Weisheiten: Rotwein zu Käse, Weißwein zu Fisch und so weiter. Dass die Antwort viel schwieriger, aber auch unterhaltsam und sehr interessant sein kann, belegt Christina Fischer in ihrem vor kurzem komplett überarbeiteten und erweiterten Standardwerk "Wein & Speisen". Darin gibt sie der passenden Kombination ein nachvollziehbares System, bleibt bei aller Analyse aber erfreulich undogmatisch und vor allem ausgesprochen sinnlich. "Bei allem Wissen muss Wein auch Spaß machen", sagt die bekannte Kölner Sommelière.

Was steht drin? Christina Fischer hat für ihr Buch eine Systematik entwickelt, bestimmte Geschmacksbilder von Lebensmitteln, Gewürzen oder Saucen mit dem Aromenspektrum unterschiedlicher Weintypen zu paaren. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen dieser Experimente beschreibt sie treffend und leserfreundlich. Das Spektrum reicht von leichten, frischen Weinen (jeweils rot und weiß) über "komplex und elegant" bis zu "kraftvoll und opulent"; sprich: Wann ist ein schlanker mineralischer Riesling gefragt, wann kann ein kraftvoll üppiger Weißwein ihren Charme voll entfalten. Schaum-, Süß- und verstärkte Weine werden ebenfalls berücksichtigt.

Köche helfen beim Test

Für den Test der Geschmackswirkungen probiert sie gemeinsam mit Spitzen-Köchen viele Verbindungen Schritt für Schritt aus. Welcher Wein zu Brot mit Käse? Welcher kann eine Vinaigrette begleiten? Was geht zu pochiertem Zander, was zu gebratenem Zander? Warum ergibt Wein mit Matjes, Joghurt oder Rettich keine gelungene Paarung, aber durchaus mit Currys unterschiedlicher Schärfegrade, etwa eine Riesling Spätlese zu grünem Thaicurry? Dass nicht der Hauptdarsteller auf dem Teller den Begleiter bestimmt, sondern Saucen und Zubereitungsarten ist eine der ersten Lehren, die man aus der Lektüre zieht - und es folgen unzählige.

Schaumweine enthalten immer Kohlensäure, die, wie der Name schon sagt, lebhafte, in Gas gelöste Säure mit sich bringt. Das passt sehr gut zu leichten - nicht sauren oder gar pikanten - Speisen und Gerichten.

Zuviel Schärfe raubt jedem trockenen Wein die Seele und damit den Nachhall.

Im Barrique ausgebaute Weißweine vertragen sich sehr gut mit gehaltvollen, hellen Saucen. Mit seiner kraftvollen und cremigen Struktur fängt der Wein den Fettanteil der Sauce völlig auf. Ein optimales Zusammenspiel.

Pilze mögen ganz bestimmte Weintypen. Mit Pasta und einer hellen Rahmsauce passen sie perfekt zu cremigen Barrique-Weißweinen. Als Bestandteil eines Fleischgerichtes mit einer dunklen Sauce vertragen sie sich perfekt mit gereiften Rotweinen, die erdige, ledrige Noten aufweisen.

Fast alle Gemüse sind in der Lage, extreme Inhaltsstoffe von Weinen zu puffern (Säure, Süße, Bitterkeit). Spargel verleiht zum Beispiel säurearmen Weinen Charakter, geschmortes Gemüse puffert Säure, und geröstete Paprika fängt Rotwein-Gerbstoffe auf.

Ein kurz gebratenes oder gegrilltes Stück Fleisch mit Röstaromen nimmt kräftigen Rotwein-Gerbstoffen die Adstringenz. Zugleich werden die fruchtigen Aromen in den Vordergrund gestellt.

Geschmorte Gerichte vertragen sich mit frucht- und säurebetonten Rotweinen, sowohl gereift als auch fruchtig jung. Der Schmorgeschmack nimmt die Spitzen dieser Weine bestens auf.

Pikante, sanfte Schärfe passt gut zu gehaltvollen Weinen mit angenehm reifer Fruchtüppigkeit.

Die wenigen Käse, die zu Rotwein passen, müssen einen gewissen Reifegrad aufweisen. Deshalb sind zum Beispiel reifer Parmesan, Comté oder Manchego aufgrund ihres konzentrierten Salz- und Fettgehaltes bestens in der Lage, Tannine zu binden.

Trockene Weine und Schaumweine passen nicht zu süßen Desserts. Sie reagieren sprichwörtlich sauer und entwickeln dabei einen metallisch herben Geschmack.

Dieses Buch steckt voller spannender Erkenntnisse und bemerkenswerter Details, voller Wissen rund um Wein- und Esskultur. Die Rezepte der Spitzenköchen runden den Service ab. Was dagegen völlig fehlt ist besserwisserische Bevormundung vom Kennerthron herab. Christina Fischer macht mit diesem Buch Lust auf Wein, auf Kochen und auf eigenes Experimentieren.

Für das Magazin hat Christina Fischer hier zehn Grundregeln für die passende Verbindung von Wein und Speisen zusammengestellt.

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