Abo

Tierschutzhof HuppenhardtWalter hat Wohnrecht auf Lebenszeit

Lesezeit 3 Minuten
Auf der Huppenhardt im Wahnbachtal leben Großtiere, die geschunden und vernachlässigt wurden: 68 Tiere leben derzeit auf dem Tierschutzhof inklusive Hofkatzen und einem Pfauen-Paar. Viele Tiere hier suchen ein neues Zuhause. Walter, das Wildschwein, hat Wohnrecht auf Lebenszeit.

Auf der Huppenhardt im Wahnbachtal leben Großtiere, die geschunden und vernachlässigt wurden: 68 Tiere leben derzeit auf dem Tierschutzhof inklusive Hofkatzen und einem Pfauen-Paar. Viele Tiere hier suchen ein neues Zuhause. Walter, das Wildschwein, hat Wohnrecht auf Lebenszeit.

Much – Das ehemalige Turnierpferd Ronja gibt sich nach wie vor als Grande Dame. Dagegen erscheint der behäbige Noriker Lord Loxley eher wie ein Trampeltier – schließlich wurde er als kräftiges Kutschpferd geboren. Gleich nebenan tollen vier Jungpferde übers Grün, eines hübscher als das andere. Ein Schutzhof für Großtiere wie auf der Huppenhardt im Wahnbachtal – das ist selten in diesem Land. Und er kam eigentlich unbeabsichtigt zustande: Weil die Nachbarschaft rund um den Hof im schallintensiven Wahnbachtal mit Erfolg Sturm gegen den Plan lief, dass dort weit über hundert ganztägig bellende Hunde untergebracht werden sollten.

2002 hatte der Verein Europäischer Tier- und Naturschutz (ETN) die ehemalige Damwildfarm gekauft. Ein paar Jahre dauerte der Streit, der Gemeinderat lehnte einen Hundehof ab, und so zogen 2005 die ersten Esel, Rinder und Schweine ein – und eben die Pferde, des Menschen größter Stolz und doch oft geschunden und vernachlässigt. 68 Tiere leben derzeit auf dem Hof inklusive Hofkatzen und einem Pfauen-Paar. 30 Schafe und Ziegen fressen hier ihr Heu sowie 23 Esel, Pferde, Ponys – nicht zuletzt ein bunt geschecktes Muli, das jeglichen menschlichen Kontakt scheut. „Das wäre eine schöne Aufgabe für eine Pferdeflüsterin“, meint einer der Mitarbeiter des Hofes. Zum Glück hat Muli Tina bisher keinen Schmied und keinen Arzt nötig gehabt.

Das „Fohlen-ABC“ dagegen steht auf dem Programm für mehrere Jährlinge, darunter drei Noriker und zwei Haflinger, die letztes Jahr in Österreich aus einer Schlachtfohlen-Auktion herausgeholt wurden. Sie wären sonst in Italien oder Frankreich zu Wurst verarbeitet worden. Für diese Jungtiere sucht der ETN ein neues Zuhause, erklärt Christina Klein (28), die seit Januar unter anderem zuständig für die Vermittlung der Tiere ist. Zur Kindergartengruppe gehören auch zwei hübsche Reitponys. „Sie lernen derzeit, ihre Hufe zu heben, sich das Halfter anziehen zu lassen und ruhig angebunden zu stehen, damit Schmied und Arzt sie versorgen können“, sagt Klein, die auch im Privatleben engagierte Pferdefrau ist.

Über die Fohlenschlachtungen regt sich Götz Bukenberger besonders auf. Der Leiter der ETN-Geschäftsstelle, die seit 2006 auf der Huppenhardt angesiedelt ist, erklärt die Hintergründe: Im Sommer sollen putzige Fohlen für die Touristen auf den Wiesen grasen. Im Herbst werden sie zu lästigen Kostgängern. „Viele fallen auch nicht ins Zuchtschema“, erklärt er – also müssen sie weg. Unter der Maßgabe des Erhalts alter Pferderassen würde diese Überproduktion auch noch von der EU unterstützt, schimpft Bukenberger.

37-jähriger Wallach

Auch eine weiße Ziegenmutter mit Kind aus schlechter Haltung sucht ein neues Zuhause. Neben ihnen wohnt Esel Felix, ein älterer Herr, „der bleibt bei uns“, sagt Christina Klein. Neben dem Stall mit den Heidschnucken und einigen Shettys hält Mecki sein Mittagsschläfchen. Der Trakehnerwallach mit Senkrücken und zauseligem Fell ist sage und schreibe 37 Jahre alt – ein Phänomen.

Hinten im Gelände schnorcheln sich Walter und Bette durch den Matsch, in dem die Tierpfleger Maiskörner ausgestreut haben, damit das Wühlen auch richtig Spaß macht. Die zwei alten Schweine haben Wohnrecht auf Lebenszeit.

Ein Patentier auf dem Hof zu übernehmen, ist ebenfalls möglich. Wer Interesse hat, kann sich beim ETN unter ☎ 02245/619 00 oder bei Christina Klein per E-Mail melden. c.klein@etn-ev.de

KStA abonnieren