ÜberschwemmungHab und Gut zerstört

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Overath / Rösrath – Hildegard Antoni sitzt im Innenhof der Eschbacher Mühle in Overath-Untereschbach auf den Trümmern ihrer Wohnungseinrichtung und blickt auf den verschlammten Vorplatz ihres Hauses. Die Ernährungsberaterin weiss nicht mehr, wie es weitergeht, seit das Wasser des Eschbachs am Freitag ihr gesamtes Hab und Gut zerstörte, sie obdachlos machte und die Folgen des Unwetter sie fast umgebracht hätten.

Am Freitag gegen 14 Uhr brach das Unwetter los. „Es war wie bei einem Tornado. Die Bäume bogen sich und unser Innenhof drohte zu überschwemmen“, berichtet Antoni. Mit ihrer Nachbarin, die im selben Gebäude ein Kosmetikstudio betreibt, versuchte die Ernährungsberaterin im Außenbereich der Wohnanlage mehrere Regenrinnen zu säubern, um das anstürmende Wasser abfließen zu lassen. „Plötzlich ergoss sich der Eschbach wie bei einer Springflut über unsere Immobilie. Meine Freundin und ich bekamen Angst und wir flüchteten in die obere Etage meines Hauses“, erinnert sich die Hauseigentümerin. In wenigen Sekunden stand ihr Wohnzimmer in der unteren Etage rund 1,6 Meter tief unter Wasser. Aus dem Fenster beobachtete Antoni, wie ihr Auto von den Fluten weggespült wird. Die 1,65 Meter große Frau sprang von der Treppe ins Wasser und schwamm zur Haustür. Als sie mit ihren Füßen den Boden berührte, erhielt sie einen starken Stromschlag. Ihre Beine und Arme zeigten Lähmungserscheinungen. Mühsam zog sie sich auf die Treppe. Wenig später kam der Notarzt, ein Rettungswagen brachte die schwer verletzte Frau ins Vinzenz-Palotti-Hospital nach Bensberg.

„Eine Nacht habe ich dort auf der Intensivstation gelegen und musste immer an mein zerstörtes Haus denken“, erzählt Antoni. Als sie am Samstag nach Hause entlassen wurde, war ihr Haus schon leer. Ihre Tochter Miriam und rund 25 Freunde hatten die untere Etage komplett leer geräumt und notdürftig gesäubert. Aktuell lebt Antoni mit ihrer Tochter ohne Strom und Wasser in ihrem Haus. „Ich werde mir wohl für die Zeit der Sanierung eine Wohnung suchen müssen“, sagt Antoni verzweifelt. Sie hofft auf die Hilfe der Stadt Overath.

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Anders als von der Stadt Rösrath ursprünglich mitgeteilt, brach der Deich an der Gartenstraße in Hoffnungsthal nicht wegen des hohen Wasserstandes der Sülz: „Von der Straße ist Wasser in die Gärten der Anwohner in der Gartenstraße gelaufen. Dieses Wasser hat dann den Uferdeich überspült und eine Lücke in den Deich gerissen“, erklärt Ulrich Kowalewski, Beigeordneter der Stadt Rösrath. Diese Version bestätigt auch Hubert Scholemann, der zuständige Sachverständige beim Aggerverband in Gummersbach. Laut Scholemann habe sich zum Zeitpunkt der Beschädigung des Deiches das Wasser der Sülz mehr als über zwei Meter unterhalb des Deichfußes befunden.

Die komplette Sanierung des Dammes an der Sülz wird wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen. „Das Provisorium mit Sandsäcken im Deich wird erst mal bleiben. Gegebenenfalls werden wir die beschädigte Stelle in den nächsten Tagen verstärken“, sagte Scholemann. Die Details einer Sanierung der kompletten Deichanlage werden in den nächsten Wochen mit der unteren Wasserbehörde abgestimmt. „Wir rechnen verschiedene Modelle der zukünftig zu erwartenden Wassermengen durch. Vielleicht müssen wir den kompletten Damm sanieren oder es ist mit einer Reparatur getan“, erklärte der Experte.

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