HerzrhythmusstörungDas Herz schlägt nicht im Takt

Lesezeit 3 Minuten
Herzrhythmusstörungen, die nebenbei bemerkt werden, sind in den meisten Fällen harmlos.

Herzrhythmusstörungen, die nebenbei bemerkt werden, sind in den meisten Fällen harmlos.

Wie schnell und wie regelmäßig das eigene Herz schlägt, darüber machen sich gesunde Menschen wenig Gedanken - und das ist auch gut so, meint der Direktor der Klinik für Kardiologie am Universitären Herzzentrum Hamburg, Stephan Willems.

„Umso größer die Furcht, wenn beim EKG oder beim Gesundheitscheck herauskommt, dass die 'Pumpe' ab und zu ins Stottern gerät.“ Herzrhythmusstörungen, die nebenbei bemerkt würden, seien aber in den meisten Fällen harmlos, beruhigt der Kardiologe und vergleicht sie mit gelegentlichen Fehlzündungen eines Motors.

Aufregung treibt den Puls hoch

Wenn der Puls gelegentlich zu rasen scheint, sei das nicht gleich ein Grund zur Sorge, erläutert Willems. „Jeder ist mal aufgeregt, sei es aus Freude oder aus Ärger. Dass das Herz dann schneller oder eben sprichwörtlich 'höher' schlägt, ist völlig normal.“ Ebenso treibt körperliche Anstrengung den Puls hoch, nicht nur beim Sport, sondern auch beim Treppensteigen oder Tüten schleppen.

Schlägt das Herz dabei jedoch so heftig, dass den Betroffenen schwindelig oder übel wird, sollten sie das unbedingt ärztlich untersuchen lassen, rät Willems. Alarmiert sollte man auch sein, wenn das Herz - tagsüber oder auch nachts - scheinbar völlig aus dem Nichts heraus zu rasen beginnt. „Ab und zu sind solche Störungen Folge einer bislang unbemerkten Herzkrankheit.“

Eine Million haben Vorhofflimmern

Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das sogenannte Vorhofflimmern, von dem laut Deutscher Herzstiftung hierzulande rund eine Million Menschen betroffen sind. Die Vorhöfe ihrer Herzkammern ziehen sich unkontrolliert zusammen, so dass die Blutströmungen durcheinandergeraten und schlimmstenfalls Gerinnsel bilden können, erläutert Willems. Gelangen diese ins Gehirn, können sie dort einen Schlaganfall verursachen. „Dank moderner Medikamente und Methoden der Rhythmuskontrolle ist das heute aber weitgehend vermeidbar“, berichtet der Herzstiftung-Vorstandsvorsitzende Thomas Meinertz.

Ultraschall, Katheter und MRT

Durch Bluttests und Untersuchungen per Ultraschall, Herzkatheter oder Kernspin-Tomographie (MRT) lasse sich herausfinden, ob die Rhythmusstörungen Folge einer Grundkrankheit sind, die zügig behandelt werden sollte - beispielsweise Bluthochdruck , Herzklappenfehler, verengte Herzkranzgefäße oder Schilddrüsenüberfunktion. Ist dies nicht der Fall, bräuchten Herzrhythmusstörungen überhaupt nicht behandelt werden, weder mit Rhythmusmedikamenten noch durch operative Eingriffe, meint Herzspezialist Meinertz, „es sei denn, sie sind so heftig, dass sie die Gefahr eines plötzlichen Herztodes oder eines Schlaganfalls mit sich bringen oder das Wohlbefinden des Patienten stark belasten, etwa durch häufigen Schwindel, Herzrasen oder Abbau der Kondition.“

Die normale Herzschlagfolge im Alltag liegt zwischen 60 und 100 Schlägen pro Minute.

Bei seelischer oder körperlicher Belastung kann der Puls bis auf 180 steigen.

Schwankungen des Pulses sind normal.

Krankhaft ist, wenn der Puls schlagartig von einer normalen Herzschlagfolge auf eine sehr hohe oder niedrige Frequenz umspringt.

Nachts wiederum sinkt der Puls und liegt bei vielen Menschen zwischen 45 und 55 pro Minute.

Selbst noch tiefere Frequenzen als 45 pro Minute müssen nicht krankhaft sein: Bei Leistungssportlern sinkt der Puls sogar auf bis zu 30 Schläge pro Minute. Für normal sportliche Menschen liegt die Untergrenze jedoch bei 40 Schlägen pro Minute. Quelle: Thomas Meinertz, Deutsche Herzstiftung, Stephan Willems, Universitäres Herzzentrum Hamburg.

Risikofaktoren ausschalten

Nicht nur Krankheiten, auch äußere Einflüsse können Herzrhythmusstörungen auslösen, berichtet Herzzentrum-Direktor Willems, dazu zählt er Kalium- oder Magnesiummangel, Alkohol, Koffein, Nikotin, Schlafmangel und Übergewicht.

All diese Faktoren könnten für sich genommen zwar keine Herzrhythmusstörungen verursachen. Aber sie bewirkten, dass sich die Spannung der Vorhofwand erhöht, so dass es je nach Veranlagung schneller zu Vorhofflimmern komme. Zur Vorbeugung rät Willems zu einem gesunden Lebensstil, der Ruhe und Bewegung sowie Belastung und Entspannung ins Gleichgewicht bringt. (dapd)

KStA abonnieren