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LebensleistungHelmut Schmidt ließ vorkosten

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Anton Weber war jahrelang Küchenchef auf Schloss Paffendorf.

Anton Weber war jahrelang Küchenchef auf Schloss Paffendorf.

Bergheim/Esldorf  – Wer für den Bundeskanzler kocht, muss sich prüfen lassen. Als Anton Weber, damals Küchenchef auf Schloss Paffendorf, ein Menü für den damaligen Kanzler Helmut Schmidt zubereitete, bekam er es mit einem Vorkoster zu tun. „Bevor das Essen aufgetragen wurde, betrat ein junger Beamter meine Küche und probierte das Essen“, erinnert sich Weber. „Das Menü war vorher mit dem Bundeskanzleramt abgesprochen worden.“ Der Giesendorfer hat nicht nur für Schmidt, sondern auch für zahlreiche andere Politiker den Kochlöffel geschwungen, etwa für Bundespräsident Walter Scheel oder den Ministerpräsidenten von Thailand. Rund 30 Jahre lang war Weber Küchenmeister auf Schloss Paffendorf, wo die Chef-Etage von Rheinbraun (heute RWE Power) hochrangige Gäste empfing. Weber bewirtete sie mit feinsten Speisen. Nun hat der Giesendorfer eine hohe Ehrung erhalten: Für mehr als 30-jährige Tätigkeit bei der Industrie- und Handelskammer in Köln erhielt Weber die Platin-Plakette. „Ich sitze immer noch gern im Prüfungsausschuss für Köchinnen und Köche.“ 60 bis 70 Prüfungstermine nehme er im Jahr für die IHK wahr. Weber schwingt den Kochlöffel allerdings nur noch zum privaten Vergnügen, etwa wenn er sich einmal im Monat mit den Köchen aus den großen Kölner Restaurants oder Hotels trifft. Vor zehn Jahren ist er in den Ruhestand gegangen, den Kontakt zur Branche hat aber auch danach noch immer eng gehalten. „Das Kochen war mein Leben, und ich habe immer gern etwas für den Nachwuchs getan.“ Noch heute bemühe er sich aufgrund seiner guten Beziehungen zu den Köchen der Region, junge Leute in Lehrstellen zu vermitteln. Webers Liebe zum Kochen wurde von seiner Großmutter geschürt. „Meine Oma war eine sehr gute Köchin“, sagt Weber. „Bei ihr gab es nur Hausmannskost.“ In Omas Küche durfte der heute 63-Jährige helfen und selbst ausprobieren. Im Jahr 1971, im Alter von 23 Jahren, legte Weber die Meisterprüfung ab, dann arbeitete er ein Jahr in der Schweiz, danach in Hotels in Stuttgart und Frankfurt, schließlich heuerte er bei Rheinbraun an, zunächst in der Hauptwerkstatt in Grefrath, schließlich in der Hauptverwaltung in Köln, wo er ebenfalls viele Jahre die Kantine leitete. Weber gehört auch zu den Gründungsmitgliedern des Berrendorfer Männer-Kochklubs „Brennt an“. Der Verein stellte 1978 unter Webers Leitung einen beachtlichen Rekord auf, der es sogar ins Guinness-Buch schaffte: 40 Stunden lang standen die Männer am Herd. Der Erlös der Veranstaltung, 10 000 Mark, ging an die Aktion „Lebenshilfe“ in Zieverich. Selbst im Urlaub konnte Weber nie vom Kochen lassen. Auf der griechischen Insel Rhodos ist er sogar Ehrenbürger – weil er zwischen den Sonnenbädern dort regelmäßig die Hotelfachschule betreut hat. Obwohl im Ruhestand ist Weber noch immer in Sachen Kochen unterwegs. Als Berater ist er für eine Supermarktkette und einen Party-Service tätig. Und einen großen Traum hegt er noch, den er sich in den nächsten beiden Jahren erfüllen will: „Ich möchte mir auf Mallorca eine Finca mieten, in der ich dann Kochkurse für Prominente gebe“, sagt Weber. „Ich bin topfit und gesund, das will ich noch machen.“ Privat allerdings kommt Weber kaum dazu, sich an den Herd zu stellen, weil er so viel unterwegs ist. „In meiner Küche, die acht Jahre alt ist, habe ich vielleicht dreimal gekocht.“

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