BeschwerdeMit 91 zu alt fürs Wohnheim

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Sonja Schalwig ist 91 Jahre alt. Sie kann noch gut für sich selber sorgen, aber im Bornheimer Seniorenwohnstift Beethoven ist sie abgewiesen worden. Sie sei zu alt.

Sonja Schalwig ist 91 Jahre alt. Sie kann noch gut für sich selber sorgen, aber im Bornheimer Seniorenwohnstift Beethoven ist sie abgewiesen worden. Sie sei zu alt.

Bornheim / Brühl – Sonja Schalwig ist empört. „Ich hasse Ungerechtigkeit, dann kann ich nur schlecht den Mund halten“, sagt sie. Nun ist ihr ein Unrecht geschehen, findet sie. „Man hat mir gesagt, ich sei mit 91 zu alt fürs Wohnheim. Das ist ein Schlag ins Gesicht! Ich bin doch nicht senil.“ Vergangenen Samstag ist die 91-jährige Brühlerin nach Bornheim gefahren, um sich das Wohnstift Beethoven anzusehen. „Das Haus ist sehr gut, ich wäre sofort eingezogen“, sagt Schalwig. Seit einiger Zeit überlegt sie, ob sie ihre Wohnung in Brühl aufgeben und in ein Altenwohnheim ziehen soll. „Ich will meinen Kindern nicht auf der Pelle hängen.“ Schalwig ist ihre Unabhängigkeit gewöhnt, hatte aber bis zum vergangenen Jahr einen Lebensgefährten. Seitdem ist sie einsam. „Ich bekomme regelrecht Angstzustände.“ Die Lösung hätte das Wohnstift sein können.

Bei ihrem unangekündigten Besuch am Samstag war der Berater Theo Grimm bereits auf dem Sprung. Er hatte eigentlich bereits Feierabend und hat Schalwig gesagt, mit 91 sei sie zu alt. Grimm habe in dieser Situation einen Fehler gemacht, räumt Max Nübel, der Geschäftsführer des Beethovenstifts, ein. „Es ist nicht wahr, dass es eine Altersbegrenzung gibt.“ Trotzdem sei die Aussage Grimms nicht völlig aus der Luft gegriffen. „Es gibt lange Wartezeiten für die guten Wohnungen.“ Einer 91-Jährigen Geld abzunehmen, um ihr eine Wohnung zu reservieren, die sie in fünf Jahren beziehen könnte, fände Nübel geradezu unverschämt. Dennoch wäre es besser gewesen, sich zu einem vereinbarten Termin in Ruhe zu unterhalten. Möglicherweise hätte sich dann eine Lösung gefunden: „Es gibt auch weniger begehrte Wohnungen, wo die Wartezeit nicht so lang ist.“

Schalwig sagt, sie wolle ordentlich wohnen, nicht alleine, aber trotzdem unabhängig sein. Im Wohnstift Beethoven wird das nun nichts mehr. „Wir prüfen, ob wir Frau Schwesig wegen Geschäftsschädigung verklagen sollen“, sagt Nübel. Aus seiner Sicht hat zwar Theo Grimm einen Fehler gemacht, aber Sonja Schalwig ebenso. „Sie hätte einfach zum Telefon greifen und bei mir anrufen sollen, das wäre richtig gewesen.“ Theo Grimm sei, so Nübel, ein verdienter Mitarbeiter. Dies sei die erste Beschwerde über den Mann, der bereits seit mehr als 20 Jahren im Beethovenstift arbeitet. Nübel empfiehlt Schalwig, sich ein anderes Wohnheim auszusuchen. „Ich kann das Haus Wetterstein in Brühl empfehlen, das ist ein befreundetes, ebenfalls sehr gutes Haus.“

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