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Offener BücherschrankKostenlose Bücher für Ehrenfeld

Lesezeit 2 Minuten
Hans-Peter Juretzki (v. l.), Brigitte Kernchen, Josef Wirges und Ludwig Arentz am Bickendorfer Bücherschrank.

Hans-Peter Juretzki (v. l.), Brigitte Kernchen, Josef Wirges und Ludwig Arentz am Bickendorfer Bücherschrank.

Bickendorf – Die Glasvitrine mit dem schwarzen Stahlrahmen und dem schweren Betonfuß auf dem Josef-Esser-Platz weckte Neugier. „Guck mal, da steht »Kinderfach«“, sagt ein Junge zu einem Mädchen. Das Rätsel um das seltsame Möbelstück ist schnell gelöst. Mitarbeiter der Bürgerstiftung Köln tragen große Pappkartons herbei und füllen den leeren Schrank mit Büchern. Auch das „Kinderfach“ wird bestückt – mit Kinderbüchern.

Die Bürgerstiftung Köln hat mit dem Josef-Esser-Platz einen passenden Ort gefunden für einen weiteren offenen Bücherschrank. Er ist eine Art Tauschbörse. Hier darf jeder Bücher, die er bereits gelesen hat und nicht mehr braucht, für seine leselustigen Nachbarn hineinstellen. Zugleich aber kann man hier nach interessanter Lektüre stöbern, die andere abgelegt haben.

Treffpunkte in den Veedeln

„Eselsohr“ heißt das Projekt der Bürgerstiftung. „Wir möchten das Kulturgut Buch bewahren und Bücherschränke als Treffpunkt für die Menschen in den Vierteln installieren, wo sie über Literatur sprechen können“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Ludwig Arentz bei der Eröffnung des Bücherschranks.

Vor zwei Jahren hatte der Stadtrat der Stiftung für ihr Projekt Eselsohr Unterstützung zugesagt. Neun Bücherschränke hat die Bürgerstiftung mittlerweile an verschiedenen Orten in Köln aufgestellt. Der Bücherschrank auf dem Josef-Esser-Platz ist der erste im Stadtbezirk Ehrenfeld. Darüber freute sich besonders Bezirksbürgermeister Josef Wirges, der den Roman „Der Butt“ von Günter Grass aus einer der mitgebrachten gefüllten Kartons angelte und in den Bücherschrank stellte.

Keine Hetzschriften und keine Pornographie

Weil es die Sprachentwicklung und die Allgemeinbildung fördere, sei Lesen gerade für Kinder überaus wichtig, betonte der Bezirksbürgermeister. Stolz wies er darauf hin, dass die Bezirksvertretung ein Drittel der Kosten für den Schrank aus dem Stadtverschönerungsprogramm beisteuern konnte. Ein weiteres Drittel übernahm die Bürgerstiftung mit Hilfe einer Spende der Sparkasse Köln-Bonn, ein Drittel bezahlte die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Kölner Gartensiedlung, der der Platz gehört. Auf ihren Wunsch errichtete die Bürgerstiftung ein etwas teureres Modell: 6 500 Euro kostete der Schrank, weil auch seine Seitenwände aus Glas sind, die die Wohnungsbaugenossenschaft für Ankündigungen nutzen möchte.

Über die Neuanschaffung wacht jetzt Bücherschrankpatin Brigitte Kernchen. Auch auf den Inhalt hat sie ein Auge. Radikale Hetzschriften oder pornografische Bücher hätten in „ihrem“ Schrank nichts zu suchen, stellte sie klar. Jedes andere Buch sei willkommen.

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