StadtentwicklungDer Kölner Westen im Wandel

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Die Venloer Straße ist nach Einschätzung des Baudezernenten wichtig für die Entwicklung der Stadt.

Die Venloer Straße ist nach Einschätzung des Baudezernenten wichtig für die Entwicklung der Stadt.

Ehrenfeld – Wie wird sich der Stadtbezirk Ehrenfeld in den nächsten Jahrzehnten verändern? Wird nur der Bereich rund um die Venloer Straße boomen, während die kleineren Stadtteile wie Bocklemünd, Ossendorf und Vogelsang zu schlecht versorgten Schlafdörfern mutieren? Welche Chancen eröffnet der für Köln zu erwartende Zuzug, und welche Risiken? All das wollte die Ehrenfelder CDU vom städtischen Baudezernenten Franz-Josef Höing im Bürgerschaftshaus im Görlinger Zentrum wissen. Viel Holz für einen Mann, der erst seit acht Monaten im Amt ist - und Höing trat zunächst kräftig auf die Erwartungsbremse.

Die Ansprüche stiegen, die finanziellen Möglichkeiten sänken, sagte der 47-Jährige. "Die Stadt ist in den vergangenen 20 Jahren nicht gut mit sich umgegangen." Brücken, Tunnel, Schulen, vieles sei vernachlässigt worden, "und jetzt ist vieles marode, alles ploppt auf und die Kassen sind leer, das ist eine echte Gratwanderung". Grundsätzlich bemühte sich Höing, Optimismus zu verbreiten. Das für Köln prognostizierte Bevölkerungswachstum bedeute "eine unglaublich komfortable Situation". Auch Ehrenfeld werde davon profitieren.

Hotspot der Stadtentwicklung

Den Güterbahnhof Ehrenfeld - für den ein Mix aus Wohnen und Gewerbe vorgesehen ist - bezeichnete der Dezernent ähnlich wie die Venloer Straße als "Hotspot der Stadtentwicklung und Beispiel für eine kraftvolle Reserve".

Gespannt ist Höing auf die Entwicklung des Baugebiets am Butzweilerhof. "Noch braucht es viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass das ein attraktives Wohnviertel wird, aber es kann eines werden." Froh stimme ihn auch die Idee eines Investors, neben Ikea 600 neue Wohneinheiten zu bauen.

Grünflächen erhalten

Auf die Befürchtungen einige Anwohner, ihre Stadtteile wie Ossendorf oder Vogelsang könnten immer stärker von der Stadt abgeschnitten werden, antwortete Höing: "Viele Bereiche werden sich nicht grundlegend ändern, und es ist auch ganz gut, nicht alles zu ändern. Wichtig ist, die Grünflächen zu erhalten. Der Grüngürtel ist das Grundgesetz der Stadt. Die Entwicklung des Landschaftsparks Belvedere spielt dafür eine wichtige Rolle."

Bocklemünd und Mengenich seien im übrigen "grundsolide aufgewertet worden". Dort wurde unter anderem die Fußgängerzone des Görlinger Zentrums aufwändig saniert.

Wer nix will, kriegt auch nix

In das optimistische Lied Höings stimmten die Menschen aus dem Bezirk nicht alle ein. Reinhard Barthel regte an, den Seengürtel mit Fühlinger See, Escher See, Pescher See und Pulheimer See besser zu entwickeln, um den Standort zu stärken. Höing stimmte zu, dass der Stadt eine "gesamträumliche Betrachtung" samt Speckgürtel noch fehle. "Dieser Blick ist genauso wichtig wie der aufs Detail, zum Beispiel am Rochusplatz." Wenn es darum gehe, zusätzliche Angebote zu schaffen, müssten die Bürger freilich helfen. "Ohne bürgerschaftliches Engagement werden wir das nicht schaffen, dafür reichen Geld und Kapazitäten nicht." "In Widdersdorf hält die Verkehrsplanung nicht mit der Stadtentwicklung Schritt. Wir brauchen eine engere Verknüpfung, zum Beispiel durch eine Bahnanbindung", forderte ein Diskussionsteilnehmer.

"Die Antwort heißt Ja", sagte Höing und zog die Schultern hoch. "Wir können zunächst froh sein, wenn wir die bestehenden Bahnstrecken langfristig erhalten können." Auch die Anregung eines "Masterplans für Ehrenfeld" sei "sympathisch", aber wohl eher unrealistisch, meinte Höing. Auf die Frage, was die Stadt überhaupt noch für Handlungsspielräume habe, versuchte es der Dezernent wieder optimistisch: "Eine Stadt, die nix will, kriegt auch nix. Wir brauchen klare Vorstellungen und müssen alle an einem Strang ziehen, um die Stadt nach unseren Vorstellungen zu verändern."

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