Abo

WochenmarktNeue Händler in Leichlingen

Lesezeit 4 Minuten

Leichlingen – „Das Flair hier hat mir gleich gefallen, die Leute sind sehr nett“, lobt Brigitte Neu und strahlt hinter ihren Erdbeeren, Salatgurken und exotischen Früchten mit der Sonne um die Wette. Mit ihrem Ehemann Michael hat sie gestern zum zweiten Mal ihren großen Obst- und Gemüsestand auf dem Leichlinger Wochenmarkt aufgebaut. Sie ist zufrieden mit dem Geschäft und hat es nicht bereut, in die Blütenstadt gewechselt zu sein. Zweimal war die Kölnerin vorher hier, um sich umzuschauen. Dann sagte sie zu und zog um. Die Neus gehören zu den sieben neuen Händlern im Brückerfeld. Dafür haben sie ihren bisherigen Mittwochsmarkt in der Domstadt aufgegeben und die Fahrt nach Leichlingen auf sich genommen. Die Baustelle auf der Postwiese im Rücken, freuen sie sich schon darauf, wenn der kleine Stadtpark direkt neben ihnen fertig ist. Viele Kollegen haben erkannt, dass die Wiese mit Spielplatz und Wuppertreppe ein Magnet für Laufkundschaft wird.

Auch die Biobäckerei Scherbarth aus Bergisch Gladbach und Biometzger Jörg Müller aus Leverkusen haben in Sichtweite der Henley-Brücke feste Standplätze gebucht. Am anderen Ende bietet Ralf Frey jetzt Spezialitäten aus dem Schwarzwald an. Axel Küppers aus Benrath rollt nun seinen knallroten Citroën HY auf den Brunnenplatz und packt die Klappstühle für sein mobiles Café aus. Er hat den 41 Jahre alten Oldtimer in der Schweiz aufgestöbert und zur rollenden Kaffeebude ausgebaut. In Manuel Bongartz konnte ein neuer Blumen- und Pflanzenhändler gewonnen werden, und Clemens Meyer sorgt für handgestrickte Wollwaren. Sie alle sind Teil des Aufschwungs, den der Leichlinger Wochenmarkt in diesem Frühling erlebt. Und weil der Prophet im eigenen Land ja oft nichts gilt, machte die Stadtverwaltung gestern Werbung für ihren Mittwochsmarkt und stellte die Erweiterung und Umgestaltung der fliegenden Einkaufsmeile vor. „Der Wochenmarkt ist eines der Highlights im Geschäftsleben unserer Innenstadt“, freut sich Bürgermeister Ernst Müller: „Aber da es nichts gibt, was man nicht noch besser machen könnte, haben wir überlegt, wie man den Markt noch attraktiver machen könnte.“

1914 wurde in Leichlingen die erste Marktordnung erlassen. Der für mittwochs und samstags geplante Markt hielt sich aber nicht lange. Erst als die Versorgungslage im Ersten Weltkrieg kritisch wurde, kam es 1916 zu einem erneuten Versuch, ihn dauerhaft zu etablieren. Standort war der heutige Friedrich-Überweg-Platz. Die örtlichen Landwirte wurden verpflichtet, ihr Gemüse anzubieten. Verkauft werden durfte nur an Leichlinger Kunden mit Lebensmittelkarte. Nach dem Krieg verlor der Markt erneut an Anziehungskraft.

Alles zum Thema Cafes

Erst 1948 beschloss der Stadtrat einen Neubeginn. Ab 1950 fand der Markt samstags statt und fand bis in die 60er Jahre regen Zuspruch. Ab 1969 standen die Händler am heutigen Taxenstand zwischen dem Stadtpark und der Montanusstraße. 1987, als das Sanierungsgebiet im Brückerfeld, auf dem Gelände der abgebrochenen Textilfabrik Simons & Frowein, fertiggestellt war, wurde der Wochenmarkt an seinen heutigen Standort auf der anderen Wupperseite verlegt. (hgb)

Seit Herbst ist Ordnungsamtsmitarbeiter Frank Röttger als „Marktmeister“ für den Mittwoch zuständig. Gemeinsam mit Amtsleiter Thomas Knabbe hat er zusätzliche Standplätze ausgetüftelt, neue Händler angeworben und den Aufbau umstrukturiert. Dass jetzt keine Lieferwagen mehr an den Verkaufsständen geparkt werden dürfen, hat für Murren gesorgt, sieht aber besser aus. Auch beim Ausmessen der Stände gab es hier und da Ärger mit Stammkunden, die sich im Laufe der Zeit zu sehr ausgebreitet hatten. Aber das nimmt Röttger sportlich: „Irgendwer nörgelt immer“, erzählt er aus dem Alltag eines Marktmeisters. Die Vorteile der Umgestaltung überwiegen das. Neben der Postwiese konnte der Markt erweitert werden. Statt 40 können nun 55 Stände untergebracht werden. Die Zahl der Stammhändler ist von 37 auf 46 erhöht worden. Die übrigen Standplätze werden mittwochs ab 6 Uhr an Tagesbeschicker vergeben. Die drängeln sich mittlerweile danach, auf den Markt zu dürfen. „Heute mussten wir elf Springer abweisen“, sagte Röttger gestern. „Es hat sich herumgesprochen, dass unser Markt attraktiv ist und einen entsprechenden Verdienst verspricht“, erklärt Müller die große Nachfrage.

Damit das so bleibt, will man die Werbung intensivieren. Es sind Prospekte, Aktionen am Mittwoch und eine umfangreiche Präsentation auf der städtischen Homepage geplant. Die Angebotspalette besteht laut Röttger aktuell zu 63 Prozent aus Lebensmitteln und zu 37 Prozent aus Haushaltswaren, Kleidung und ähnlichem. Wonach man noch Ausschau hält, ist ein Kurzwaren-Händler, der seit einigen Jahren in Leichlingen fehlt. Der Wochenmarkt ist mittwochs von 7.30 bis 13 Uhr geöffnet.

KStA abonnieren