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WaldkindergartenEin Kindergarten ohne Wände

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Karol zeigt eines der Verstecke im Forstbotanischen Garten.

Karol zeigt eines der Verstecke im Forstbotanischen Garten.

Rodenkirchen – „Ich werde es vermissen, wenn ich nicht mehr immer draußen sein kann und keine Stöcke mehr finden kann“, sagt Jimi. Für den Sechsjährigen beginnt in diesem Sommer die Schule. Er ist wie 39 andere Kinder ein richtiger Waldstrolch – oder ein Waldstreuner. So heißen die beiden Gruppen im Waldkindergarten am Forstbotanischen Garten.

Die Besonderheit der Einrichtung: Es ist ein Kindergarten ohne Türen und Wände, und das Leben der Kleinen und der sechs Erzieherinnen und Erzieher findet draußen statt – bei jedem Wetter. Nur bei extremer Witterung ziehen sie sich in die beiden blauen Bauwagen zurück – aber nur, wenn es unbedingt sein muss.

Klanggarten, Fühlpfad und Frühstücksplatz

Beim „Tag des offenen Waldes“ hatten Interessierte die Möglichkeit, auf den verborgenen Pfaden durch den Wald schlendern und die versteckten Spielbereiche der Kinder entdecken. Zum Beispiel den Klanggarten, den Fühlpfad, das Seilgerüst und den Frühstücksplatz. „Es gibt hier mindestens 20 Wälder“, sagt Nicole Bierekoven und meint damit die vielen unterschiedlichen Flächen im Friedenspark und Forstbotanischen Garten, auf denen Bäume wachsen. Bierekoven ist die Mutter von Jimi und engagiertes Mitglied im fünfköpfigen Vorstandsteam des gemeinnützigen Trägervereins Waldstrolche.

Jimi hat noch eine jüngere Schwester, Charlie. Sie ist vier Jahre alt und kann noch zwei Jahre im Kindergarten bleiben. Beide Kinder hätten bei den Waldstrolchen gelernt, extrem kreativ zu spielen und ein Gespür für die Natur zu entwickeln. „Da wird ein simpler Weidenzweig schnell zur Angel“, sagt Nicole Bierekoven. Vorgefertigte Spielsachen bräuchten die Kinder kaum, stattdessen hantierten sie mit Schrauben und Sägen, sie betätigten sich als kleine Forscher und seien mit Lupen und Bestimmungsbüchern unterwegs. Wichtig seien Rituale wie der tägliche Morgenkreis. Und auch das Engagement der Eltern, die freiwillige „Mitgeh-Dienste“ anbieten.

Sieben Stunden Betreuung täglich

Ab 7.30 Uhr können die Eltern ihre Kinder bringen und spätestens um 14.30 Uhr abholen. Meist seien die Betreuungszeiten aber kürzer, sagt Nicole Bierekoven. Kinder unter drei Jahren nimmt der Verein nicht auf. Ständig draußen zu sein bei Wind und Wetter sei für Wickelkinder dann doch eine Spur zu anstrengend.

Für die größeren Kinder ist aber offenbar weder Regen noch Schnee ein Problem. Sie seien stets gut eingepackt, meint die Mutter, und Jimi sagt: „Manchmal ist es schon sehr kalt. Aber es ist trotzdem schön.“

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