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Twitter-BildSpott über Ferrari vor Grünen-Zentrale

Lesezeit 3 Minuten
Die zwei Luxuskarossen vor der Kölner Parteizentrale der Grünen.

Die zwei Luxuskarossen vor der Kölner Parteizentrale der Grünen.

Köln – Köln, Ebertplatz 23. Hier ist eigentlich immer viel Betrieb, zumindest vor der Tür. Eine U-Bahn-Station, eine Bank, eine Versicherung und um die Ecke das Gleiche noch einmal. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für die Kölner Innenstadt. Nun aber schlägt ein Bild von zwei schwarzen Sportwagen hohe Wellen. Diese parken vor der Geschäftsstelle des Kölner Kreisverbandes der Grünen. Und als wäre das noch nicht genug, parken sie auch noch auf zwei Behindertenparkplätzen.

Das Motiv ist zweifelsfrei lustig. Die vielschichtige Ironie veranlasste mich gestern Mittag, das Bild auf Twitter und Facebook zu posten. Der Zusatz: „Ich möchte dieses Bild - in all seinen Facetten - einfach mal unkommentiert wirken lassen.“ Mir war klar, dass es der ein oder andere teilen, dass es ein paar gehässige Kommentare geben würde. Es sollte eines dieser typischen Social-Media-Postings werden, die eine Halbwertszeit von wenigen Minuten genießen und danach in den unendlichen Weiten des Netzes verschwinden.

Weit gefehlt: 24 Stunden später sieht das anders aus. Über 1.300 Mal wurde das Bild auf Twitter weiterverbreitet, 1.000 Mal favorisiert. Auf Facebook ein ähnliches Bild: Alleine auf meiner Seite haben es 35.000 Menschen gesehen, mehrere Hundert geliked und geteilt. Zwischenzeitlich war es auf der Startseite von „Spiegel Online“ zu sehen, RTL West fragte an, auch der „Express“ berichtete. Mehrere Tausend Kommentare und Zuschriften erreichten mich in den letzten Stunden. Einige wenige Hass-Äußerungen gegen die Grünen waren dabei, der Grundtenor aber war humorvoll. „Oh, war die CDU zu Besuch?“, postete eine Twitter-Nutzerin, „öko-logisch“ ein Facebooker.

Dabei ist die Geschichte hinter dem Bild simpel: Die Parkplätze gehören - wie man sich auch denken könnte - nicht zu den Grünen. Sie gehören zu der über der Grünen-Geschäftsstelle ansässigen Immobilienfirma, die gleichzeitig auch der Eigentümer des Gebäudes ist. Das nimmt dem Bild zwar die politische Facette, nicht aber die gesellschaftliche. Denn egal wem die Parkplätze gehören, ein Auto ohne Behindertenausweis auf einem Behindertenparkplatz abzustellen, ist nicht weniger schlimm, nur weil es nicht die Autos von Grünen-Politikern sind.

Aber auch dafür findet sich schnell eine Erklärung. Die Parkplätze gehören zum Grundstück der ansässigen Immobilienfirma. Allerdings, wie eben in Köln zwecks Parkplatzmangel üblich, werden diese Privatparkplätze häufig von Unbefugten zugeparkt. Und weil die Chefs mit ihren Luxuskarossen die Abfahrt in den Hinterhof mit weiteren Parkplätzen nicht bewältigen können, mussten sie sich anderweitig behelfen. Ob Schilder für Behindertenparkplätze da die beste Idee waren, sei an dieser Stelle einfach mal dahingestellt.

Den Kölner Kreisverband der Grünen ärgern diese Schilder schon seit einiger Zeit. Kevin Liebig, Mitarbeiter in der Geschäftsstelle, war klar, dass ein solches Foto auf kurz oder lang die Runde machen wird. Er hofft nun auf Besserung: „Wenn es dafür gut war, dann hatte der Wirbel ja wenigstens seinen Sinn“, sagte er am Telefon.

Nachtrag: Auf Grund der heftigen Reaktionen hat unser Autor Tobias Gillen das Bild inzwischen bei Twitter und auf seiner Facebookseite gelöscht. Warum er sich zu diesem Schritt entschlossen hat, erklärt er hier.

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