Kölner HohenzollernbrückeDas Ende einer verkauften Brücke

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Die Hohenzollernbrücke nach ihrer Zerstörung. Das Bild wurde am 7. April 1945 aufgenommen.

Die Hohenzollernbrücke nach ihrer Zerstörung. Das Bild wurde am 7. April 1945 aufgenommen.

Köln – Spätestens im Jahr 2018 wird ein bedeutendes Stück Kölner Stadtgeschichte für immer verschwinden. Und zwar nicht aus Köln, sondern aus Duisburg-Ruhrort, dem größten Binnenhafen Europas. Die Karl-Lehr-Brücke, die die beiden Duisburger Ortsteile Kaßlerfeld und Ruhrort verbindet und in mehreren Tatort-Folgen mit den Kult-Kommissaren Horst Schimanski und Christian Thanner eine Nebenrolle gespielt hat, ist schrottreif und wird als letzter Teil des gesamten Brückenzugs über die Ruhr und den Duisburg-Ruhrorter Hafen erneuert. 25 Millionen Euro kostet allein der erste Bauabschnitt, die neue Brücke steht dort zum Einbau bereit. Schimi muss das alles schon lange geahnt haben. Über Ruhrort flog der Kommissar bei seinem offiziellen Abschied aus der Tatort-Serie Ende 1991. Und vom Gleitschirm aus rief er ganz laut „Scheiße“ herunter – und das gleich zweimal hintereinander.

Was kaum jemand weiß: Der knapp 180 Meter lange Brückenbogen, in einem gewöhnungsbedürftigen hellbau-pinken Farbton gestrichen, ist ein Teil der alten Straßenbrücke, die wie die gesamte Hohenzollernbrücke am 6. März 1945 von der deutschen Wehrmacht einen Tag vor dem Einmarsch der Amerikaner zerstört wurde. Die Wehrmachtssoldaten sprengten die Strompfeiler, die drei Mittelbogen lagen danach zerstört im Rhein, „während die seitlichen Bogen einseitig abgestürzt waren und auf den Landpfeilern noch aufsaßen“, wie der Historiker Lothar Hammer in dem Band „Stadtspuren“ über die Hohenzollernbrücke schreibt.

Die Frage, ob der südliche Straßenbrückenzug der Hohenzollernbrücke wieder aufgebaut werden sollte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg fast zwei Jahrzehnte lang diskutiert, ehe man sich dagegen entschied. 1947 war jedoch schon eine Vorentscheidung gefallen: Die Stadt verkaufte den erhalten gebliebenen linksrheinischen Bogen an die Duisburg-Ruhrorter Hafenverwaltung und bekam dafür 100 000 Mark. Andere Quellen sprechen davon, dass die Stadt Köln im Gegenzug Eisen-Bezugsscheine aus Duisburg für das Stück Hohenzollernbrücke erhielt.

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Ein Jahr später wurde der Bogen in drei Teile zerlegt und per Schiff nach Duisburg transportiert. Dort hatte die alte Karl-Lehr-Brücke über die Ruhr das gleiche Schicksal erlitten, sie war ebenfalls von deutschen Soldaten kurz vor Kriegsende auf dem Rückzug gesprengt worden.

Ein weiteres kleineres Stück der Hohenzollernbrücke, das in Duisburg nicht gebraucht wurde, fand Anfang der 1950er Jahre beim Bau der Prinzbrücke in Hiltrup bei Münster Verwendung. „Sie ist in einem derart schlechten Zustand, dass wir sie in den kommenden zwei Jahren durch einen Neubau ersetzen werden“, sagt Ulrich Wieching, Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamts in Rheine.

Dass die Prinzbrücke ein Teil der Kölner Hohenzollernbrücke ist, sei ihm bisher gar nicht bekanntgewesen. An ihrem Schicksal wird das nichts ändern. Und wie in Duisburg werden jene Bauteile der alten Hohenzollernbrücke, die noch in Hiltrup stehen, bis zu ihrem Abbruch nicht mehr stark belastet. 30 Tonnen – mehr geht nicht.

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