AnonymRätsel um den Südstadt-Brunnen

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Der Brunnen am Platz "An der Eiche" sprudelt wieder dank eines Spenders, der anonym bleiben will. (Bild: Süsser)

Der Brunnen am Platz "An der Eiche" sprudelt wieder dank eines Spenders, der anonym bleiben will. (Bild: Süsser)

Südstadt – Die Bewohner des Severinsviertels rund um den Platz „An der Eiche“ sind dankbar - und das zeigen sie auch. Die Buchstaben für das Wort „Danke“ haben sie auf eine Wäscheleine gehängt und diese zwischen zwei Bäume gespannt. Dort hängt der freundliche Gruß nun seit ein paar Tagen. Er soll den anonymen Spender erreichen, der den kleinen Brunnen am lauschigen Platz „An der Eiche“ wieder zum Sprudeln gebracht hat.

Auf einem gepflasterten Hügel unter einem großen Eichenbaum spuckt die eher unscheinbare Skulptur maßvoll Wasser aus und macht den Platz nass. Kinder patschen gern in der Pfütze herum und auch Erwachsene kühlen sich schon mal die Füße, wenn es heiß ist. Die Goldschmiedin Gabi Markert-Rave, die ihren Laden im nahen Hirschgässchen betreibt, ist begeistert, dass das Viertel in der Südstadt nun wieder ein Stück attraktiver geworden ist. Sie hatte die Idee für das ungewöhnliche Dankschreiben. „Das muss ein Mensch sein, der das Viertel liebt“, sagt sie. Angeblich soll ein etwa 70-jähriger Mann die Jahres-Betriebskosten in Höhe von 3000 Euro aufgebracht haben. Es wird gemunkelt, dass derselbe Spender auch die Kosten für den Brunnen am nahen Karl-Berbuer-Platz in Höhe von 3500 Euro übernommen hat. Denn das „Narrenschiff“ sprudelt auch seit kurzem wieder.

„Das ist ein schönes Signal, dass es mit dem Severinsviertel wieder aufwärts geht“, meint Reinhard Kleinsorge, der sein Antiquariat ebenfalls im Hirschgässchen hat. Seit dem U-Bahnbau und vor allem nach dem Einsturz des nahen Stadtarchivs ist die Gegend arg gebeutelt. Simone Hertwig vom Atelier „Prinzipessa“ für Hautecouture und Maßanfertigung direkt am Platz erzählt, dass sie mehrere Kunden verloren habe. Vor allem die auswärtigen hätten Angst davor gehabt, dass die ganze Gegend einbrechen könnte.

Der Kölner Künstler Jürgen Schreiber alias „Gorgonzola“ hat den Bronze-Brunnen im Jahr 1979 geschaffen. Die Skulptur erinnert an einen kleinen Zweig mit zwei Eicheln, der direkt vom Baum gefallen zu sein scheint. Aber der Künstler hat eine ganz andere Deutung. Die Skulptur sei eine Anspielung auf die weibliche Brust als „Quell des Lebens“. Einen Bezug zum Standort gibt es auch, denn einst befand sich an der Stelle ein Eichamt, in dem die Gewichte und Maße gewogen wurden. Auch die Brust woge und wiege schwer in ihrer ureigenen Bedeutung als Lebensspenderin, erklärt „Gorgonzola“. Er freue sich mit den Südstädtern, dass sein Objekt nach vielen Jahren wieder zum Leben erweckt wurde.

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