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Bellen abgewöhnenBenimmtraining für den Hund

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Bellen kann auch anerzogen sein. (BILD: DPA)

Bellen kann auch anerzogen sein. (BILD: DPA)

Ständiges Bellen nervt nicht nur Herrchen. Ein kläffender Hund kann auch für reichlich Ärger mit der Nachbarschaft sorgen. Dabei könnenHalter einiges tun, um ihrem Hund die ständige Bellerei abzugewöhnen.Um richtig handeln zu können, sollte man aber wissen, warum der Hund bellt.

„Dafür gibt es mehrere Gründe“, sagt die HundetrainerinSonja Gerberding aus Wedel (Schleswig-Holstein). „Meistens teilen dieTiere so ihre Befindlichkeiten mit - zum Beispiel, wenn sie Angst vorirgendetwas haben oder eine Situation in ihnen Stress auslöst.“Allerdings hat sich das Bellen erst mit der Domestizierung des Hundesentwickelt. „Wölfe, von denen die Hunde ja abstammen, bellen kaum.“

Spitze und Beagle bellen häufiger

Dabei gibt es Rassen, die traditionell öfter Laut geben alsandere. „Spitze, Jack Russel Terrier und Beagles bellen häufiger.Auch Langhaarcollies sind sehr kommunikativ“, sagt Gerberding. Mopsoder Französische Bulldogge sind dagegen ruhiger. „Bellt ein Hundaber übermäßig viel, liegt das auf jeden Fall an der Erziehung.“

„Oft wird das Bellen dem Hund regelrecht anerzogen“, sagt KatrinUmlauf vom Deutschen Tierschutzbund in Bonn. „Jagdhunde zum Beispielwerden darauf gedrillt, dass sie Sicht- und Spürlaute geben.“ Werseinem Schützling das ständige Bellen abgewöhnen will, muss erstmalherausfinden, was mit ihm los ist. „Oft bellen Hunde, weil sie zulange allein sind. Da hilft es auch nichts, wenn sie den ganzen Taglang im Garten rumrennen“, sagt Umlauf.

Hunde wollen gefordert werden

Denn dann kennen sie irgendwann jeden Grashalm und langweilensich, sagt Sonja Gerberding. Wer denkt, mit dreimal kurz Gassigehenpro Tag wäre es getan, liegt auch falsch. „Ein Hund will geistig undkörperlich gefordert werden“, sagt die Hundetrainerin. Das heißt,Stöckchen holen, ein im Laub verstecktes Leckerli suchen oder sichauf dem Hundespielplatz austoben können.

Bellt ein Hund immer dann, wenn er alleine ist, kann Herrchen mitihm das Alleinebleiben üben. „Erst lässt er ihn für ein paar Minutenallein in der Wohnung. Gibt der Vierbeiner dann Laut, sollte daraufnicht reagiert werden.“ Die Zeitabstände kann man nach und nachverlängern und den Hund mit Streicheleinheiten und Leckerli belohnen,wenn er ruhig war. Doch das Belohnungsprinzip haben viele Hundehalternoch nicht ganz verstanden, glaubt Umlauf.

Zuwendung ist das falsche Signal

„Oft bekommen Hunde gerade wenn sie bellen Aufmerksamkeit undZuwendung. Das ist aber das falsche Signal, weil sie sich dann inihrem Verhalten bestätigt fühlen.“ Stattdessen sollte der Hund beidiesem Verhalten ignoriert werden. Ist er ruhig, muss man ihn loben.So lernt er schnell, mit welchem Verhalten er Aufmerksamkeit bekommt,und wird sich dann auch entsprechend benehmen.

Doch es gibt noch andere Fehler, die Hundehalter oft machen,erklärt Sonja Gerberding: „Springt der Hund sofort auf, wenn es ander Tür klingelt, rennt ihm sein Herrchen meistens hinterher undschimpft. Das fasst das Tier aber als Anfeuern auf und fühlt sich inseinem Tun bestätigt.“ Gerberdings Tipp in dieser Situation: „Wenn esklingelt, nicht gleich aufspringen, sondern erstmal den Hund anseinen Platz verweisen.“ Außerdem können Besucher instruiert werden,den Hund nicht zu beachten, solange er bellt. Auch hier gilt: ErstAufmerksamkeit schenken, wenn sich der Hund so verhält, wie er soll.

Für den Hund ist es wichtig, dass sein Mensch souverän ist und dieLage im Griff hat. „Bellt er Besucher oder Spaziergänger an, tut erdas, weil er sein Herrchen beschützen will. Und das macht er nurdann, wenn er glaubt, dass der nicht Herr der Lage ist“, erklärtGerberding. Das bedeutet Stress für den Hund. Erlebt er seinenMenschen jedoch als sicher und souverän, ist das für ihn entspannter.

Verhaltenstherapie als letzte Möglichkeit

Gelingt es einem Halter aber nicht, seinem Hund das Bellenabzugewöhnen, kann er sich Hilfe bei Tierärzten suchen, die sich imBereich der Verhaltenstherapie fortgebildet haben. „Nach einemGespräch über die Verhaltensweise des Vierbeiners beobachtet derTierarzt Hund und Halter eine Weile“, erklärt Hans-Joachim Hackbarthvom Institut für Tierschutz der Tierhochschule in Hannover. „Anhandseiner Beobachtungen und den Informationen erarbeitet der Medizinereinen Therapieplan, an den sich der Hundebesitzer halten muss.“ Inregelmäßigen Abständen begutachtet der Experte dann die Lernerfolge.Nach Hackbarths Erfahrungen hat sich das Problem in ein bis zweiWochen erledigt.

„Doch bei allen Erziehungsmaßnahmen sollten Halter nichtvergessen, dass der Hund immer noch ein Hund ist. Und Hunde bellennunmal“, sagt Katrin Umlauf. Würde man es ihnen ganz verbieten, sowäre das, als wenn man einem Menschen das Sprechen untersagt. Mit einbisschen Bellen müsse deshalb jeder Halter leben.

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