Burkhard DriestEin Leben im Protest

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Am 28. April wird der umstrittene Schauspieler, Drehbuchautor und Schriftsteller Burkhard Driest 70 Jahre alt. (Bild: dpa)

Am 28. April wird der umstrittene Schauspieler, Drehbuchautor und Schriftsteller Burkhard Driest 70 Jahre alt. (Bild: dpa)

MÜNCHEN –­ Burkhard Driest, Schriftsteller, Drehbuchautor undSchauspieler, hat einen Ruf wie Donnerhall:­ Bösewicht, Bankräuber,Herzensbrecher, Non-Konformist, skandalträchtig und rebellisch. Auchwenn er bereits seit einigen Jahren zurückgezogen auf Ibiza lebt, demBuddhismus zugewandt ist und schreibt, konnte er das Image desRohlings nicht mehr abstreifen. Am 28. April wird Driest 70 Jahre altund hat einen versöhnlichen Wunsch: "Es gibt keinen Grund mehr,irgendwelche Aggressionen gegen mich aufzubauen, ich kann kaum nocheinen Stein hochheben, geschweige denn eine Keule, so take it easy.Just take me as I am", sagte er kürzlich bei einer Lesung.

Burkhard Driest wurde 1939 in Stettin geboren. Die Schule war ihmein Gräuel: "Meine Schulzeit war eine Kette von Protesthandlungen."Er war nach eigenen Angaben ein renitentes Kind, "ein widerborstigerSchüler, bekam Verweise, musste Schulen wechseln". Trotzdem machte er1960 als Drittbester seines Jahrgangs das Abitur, studierte zehnSemester lang Jura. Doch drei Wochen vor seinem mündlichen Examenüberfiel Burkhard Driest eine Sparkasse und erbeutete rundfünfeinhalb Tausend Mark.

Wegen schweren Raubes wurde er zu fünf Jahren Gefängnisverurteilt, schlug sich nach seiner Entlassung dreieinhalb Jahrespäter mit Gelegenheitsjobs durch und veröffentlichte 1974 seinenersten Roman "Die Verrohung des Franz Blum", der starkautobiografisch geprägt war. "Nicht gerade ein Stück Weltliteratur,aber empfohlen von Martin Walser, immerhin" schrieb damals die"Zeit". Reinhard Hauff verfilmte das Buch fürs Fernsehen mit JürgenProchnow in der Haupt- und Burkhard Driest in einer Nebenrolle.

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Breitbeinig in Jeans und Lederjacke

In der Folgezeit machte sich Driest einen Namen als Drehbuchautor("Paule Pauländer", "Endstation Freiheit"), Theaterautor ("Falcomeets Amadeus") und als Schauspieler. Er spielte etwa in RainerWerner Fassbinders letztem Film "Querelle" (1982). Burkhard Driestgeriet immer wieder in die Schlagzeilen, für viele ist er schlichtwegder Mann, der "Sissi" verzauberte: 1974 saß er breitbeinig in Jeansund Lederjacke neben Romy Schneider in der WDR-Talkshow "Je späterder Abend" und entlockte ihr die verzückten Worte "Sie gefallen mir!Sie gefallen mir sehr!", eine Folge, die zur Fernsehlegende wurde.

In "Private Life Show" (1995, ARD) war Burkhard Driest erneut ineinen Fernsehskandal verwickelt. Er spielte den Moderator einer neuenShow-Reihe, die als "live" angekündigt wurde, in Wahrheit aber einekritische Satire nach Drehbuch war. Driest wurde am Ende der Showerstochen - etliche entsetzte Zuschauer riefen an und derSaarländische Rundfunk musste eine Erklärung abgeben. In der Pressewurde die Produktion heftig kritisiert; "Jetzt knallt die ARD völligdurch", schrieb etwa die "Süddeutsche Zeitung".

Lob und Verriss lagen im Leben von Burkhard Driest stets nahbeieinander: 1999 wurde er als Darsteller im TV-Film "Callboys ­ JedeLust hat ihren Preis" (Sat.1) harsch kritisiert, für sein Drehbuchzum ARD-Film "Schande" hingegen gelobt. Mittlerweile ist derVorzeige-Rowdie zum anerkannten Romanautoren geworden. Seit 2003 sindvier Bände seiner Krimi-Reihe erschienen, in denen Kommissar Costaauf Ibiza ermittelt (aktueller Roman "Sommernachtsmord").

"Schreiben bedeutet für mich einen nochmaligen und neuen Zugangzum Leben ­ mit Bedacht noch einmal alles anders und richtig machen,wenn auch nur in der Fantasie und auf dem Papier" resümierte er lautVerlag. Driest war dreimal verheiratet und ist Vater von zweiKindern. Seine Tochter Johanna lebt bei ihm auf Ibiza und hatte imJahr 2005 mit 15 ihr Literaturdebüt ("Crazy for Love"). Ihren Vaterbeschreibt sie als "Rund und plump und schräg, wie seine Nase". (dpa)

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